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Zweitstudium: Über Umwege zum Karriereziel

Die Entscheidung für ein Zweitstudium kann diverse Gründe haben. Damit steigert ihr aber eure Karrierechancen. Wir haben die wichtigsten Infos für euch parat.

Über den Umweg Zweitstudium zum Traumberuf - warum nicht? Ihr habt beim ersten Studium auf euer  Bauchgefühl gehört, seid mit eurer Entscheidung aber nicht glücklich geworden. Oder ihr habt damals nach der Schule  einfach keinen Plan gehabt, was ihr studieren sollt und habt irgendetwas gewählt. Oder ihr habt euch beruflich weiterentwickelt und merkt nun, dass euch ein Zweitstudium bessere Karrieremöglichkeiten bietet. Egal, welcher Grund auf euch zutrifft: Wir von bigKARRIERE sagen euch, ob ein weiteres Studium für euch in Frage kommt, welche Regeln beim Zweitstudium gelten und wie ihr dieses finanzieren könnt.

Was ist ein Zweitstudium?

Was ist ein Zweitstudium überhaupt? Von einem Zweitstudium spricht man, wenn ihr bereits ein Studium erfolgreich hinter euch gebracht habt. So könnte zum Beispiel ein Geisteswissenschaftler sein Profil durch ein Wirtschaftsstudium „pimpen“ wollen. Habt ihr hingegen ein Studium abgebrochen und wollt jetzt ein anderes Fach studieren, handelt es sich nicht um ein Zweitstudium.

Voraussetzung für ein Zweitstudium (das sich fachlich auch komplett vom Erststudium unterscheiden kann) ist also immer ein abgeschlossenes Erststudium - ob das an einer Uni oder Hochschule absolviert wurde, ist egal. Wichtig ist nur, dass ihr schon einen Abschluss in der Tasche habt.

Hinweis: Sind die Studiengänge inhaltlich ähnlich, könnt ihr euch unter Umständen Leistungen aus dem Erststudium aufs Zweitstudium anrechnen lassen. Darüber entscheidet aber der Prüfungsausschuss der jeweiligen Universität.

Übrigens: Wenn ihr nach eurem Bachelorstudium ein Masterstudium anschließen möchtet, stellt der Master kein Zweitstudium dar, sondern ist ein Aufbaustudium. Falls ihr aber beispielsweise einen Bachelorabschluss in Biologie habt, und nun ein BWL-Studium aufnehmen wollt,  redet man wieder von einem Zweitstudium.

Ein Zweitstudium ist außerdem von Parallelstudiengängen abzugrenzen, bei denen ihr gleichzeitig verschiedene Fächer studiert.

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Kommt ein weiteres Studium überhaupt in Frage?

Pauschal kann diese Frage natürlich nicht beantwortet werden. Zu unterschiedlich sind die individuellen Voraussetzungen und Karrierewünsche jedes Einzelnen. Die zentrale Frage, die ihr euch stellen solltet, bevor ihr euch für ein Zweitstudium an einer Hochschule einschreibt: Warum möchte ich unbedingt nochmal studieren und welches Ziel verfolge ich dabei?

Möchtet ihr eine berufliche Neuorientierung wagen, praktisch erworbene Kenntnisse auf ein solides theoretisches Fundament stellen oder interessiert euch das Thema des Zweitstudiumfachs einfach brennend.

Außerdem: Wie viel Wissen wollt und sollt ihr euch aneignen und wie viel Zeit seid ihr bereit, dafür zu investieren? Es verlangt schon besonderen Ehrgeiz, wieder von neuem zu beginnen, während die ehemaligen Kommilitonen im Berufsleben erfolgreich sind. Dafür erhaltet ihr die Chance, eure Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern und so eurer beruflichen Karriere möglicherweise einen gehörigen Schub zu verpassen. Und außerdem reift man über die Jahre auch und kann eine bessere Entscheidung treffen als kurz nach dem Abitur.

Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten der Weiterbildung, ein Studium an einer Uni oder Hochschule ist nur eine davon. Diese kostet aber am meisten Zeit und Geld – und ist auch nicht immer realisierbar. Stellt euch die Frage, ob euer Karriereziel unter Umständen auch auf einem anderen Weg zu erreichen ist.  

 

Schreiben
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Schreiben

Hohe Hürden bei der Zulassung zu einem Zweitstudium

Ihr wisst nun also, dass ihr unbedingt noch mal studieren wollt. Ohne euch gleich zu Beginn zu entmutigen: Die Zulassungsmöglichkeiten für Zweitstudenten an staatlichen Hochschulen sind deutlich eingeschränkt. Für diese gibt es sogenannte Sonderquoten bei zulassungsbeschränkten Studiengängen. Denn natürlich sollen bei beliebten Studiengängen zuerst diejenigen zum Zug kommen, die noch keinen Abschluss haben.  Verständlich, oder? Allerdings sind nur wenige Studiengänge bundesweit zulassungsbeschränkt, wie zum Beispiel Human- oder Tiermedizin. Auch in Psychologie müsst ihr euch um die wenigen für Zweitstudienbewerber verfügbaren Plätze „streiten“.

Bei anderen Studiengängen wiederum müsst ihr euch einem Eignungsverfahren stellen. Auch wird meist ein Motivationsschreiben verlangt, in dem ihr überzeugend darlegen sollt, warum ihr das gewünschte Fach im Zweitstudium absolvieren wollt.

Ihr steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Immatrikulierung, wenn ihr gute Gründe für ein Zweitstudium vorzuweisen habt. Nur weil ihr einfach gerade Bock auf ein zweites Studienfach habt oder ihr den Beruf wechseln möchtet, wird die Entscheider wohl kaum überzeugen. Tauscht euch daher vorab mit anderen Bewerbern aus, welche Argumentation an der gewünschten Uni zum Ziel, sprich dem Studienplatz, führt.

Alternativ könnt ihr auch private Hochschulen in Betracht ziehen, da hier zumeist keine Zulassungsbeschränkungen gelten und ihr das studieren könnt, was ihr wollt. Allerdings müsst ihr dann auch die Studiengebühren alleine stemmen.

Zweitstudium: Gute Begründung ist Schlüssel zum Erfolg

Gründe für ein Zweitstudium gibt es viele. Wenn ihr euch für ein Zweitstudium bewerbt, solltet ihr diese im Motivationsschreiben für die gewünschte Uni deutlich und detailliert zum Ausdruck bringen. Folgende Argumente versprechen dabei Erfolg:

  • Das Zweitstudium verschafft euch beruflich deutliche Vorteile, was durch das Erststudium alleine nicht möglich ist.
  • Ihr strebt einen Job an, der nur mit zwei abgeschlossenen Studiengängen ausgeübt werden kann, beispielsweise Schulpsychologe oder Gesichtschirurg.
  • Ihr möchtet die Welt besser machen und wollt daran im Bereich Forschung mitwirken? Dafür braucht ihr allerdings spezielle Kenntnisse, die ihr nur über ein weiteres Studium bekommt.
  • Ein weiteres Studium kann eure Karrierechancen spürbar verbessern, wobei die Studiengänge nicht aufeinander aufbauen müssen.
  • Auch eine langjährige Krankheit kann ein guter Grund für ein Zweitstudium sein.

Das kostet ein Studium nach dem Studium

Eine der wichtigsten Fragen, bevor ihr euch für ein Zweistudium entscheidet: Wie den Karriereumweg finanzieren? Denn an manchen Universitäten in Deutschland werden Zweitstudenten kräftig zur Kasse gebeten. So berechnet beispielsweise die Johannes Gutenberg Universität in Mainz neben dem Semesterbeitrag Extragebühren von 650 Euro pro Semester. Außerdem kommt ihr als Zweitstudenten nur selten in den Genuss eines Stipendiums. Und auch von Vater Staat könnt ihr in den meisten Fällen keine Unterstützung bei einem Zweitstudium erwarten - es sei denn, euer Zweitstudium ist für den angestrebten Beruf notwendig oder ihr fallt unter die Härtefallregelung.

Geld
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Geld

Seid ihr älter als 25 Jahre, bekommt ihr auch kein Kindergeld mehr. Außerdem fällt auch der Krankenversicherungsschutz über eure Eltern weg und ihr müsst euch selbst versichern. Ideal ist es natürlich, wenn man als Zweitstudent den Rückhalt durch Familie und Freunde genießt, die einen auch finanziell unterstützen können.

Eine Alternative ist das sogenannte Fernstudium, das ihr berufsbegleitend absolvieren könnt. Hier lernt ihr entspannt daheim und teilt euch die Zeit frei ein. Bei einem Fernstudium gibt es außerdem keine Zugangsbeschränkung.

Tipp: Wenn ihr das Zweitstudium als zusätzliche Karrierechance in eurer Firma nutzen möchtet, fragt euren Chef, ob er euer Studium finanziell fördert. Bedenkt allerdings, dass ihr bei einem Fernstudium höhere Kosten zu tragen habt und ihr neben der Arbeit einen höheren Zeitaufwand habt.

Nebenjob, Studienkredit & Co.: So finanziert ihr das zweite Studium

Wie also das Studium finanzieren, wenn ihr keine Rücklagen habt oder eure Eltern euch nicht unterstützen können oder wollen? Folgende Möglichkeiten der Finanzierung des Zweitstudiums gibt es:

  • Nebenjob: Am häufigsten bessern Studenten ihr Finanzpolster mit einem Nebenjob neben dem Studium auf. Wenn das während des Zweitstudiums nicht möglich ist, da ihr viele Pflichtveranstaltungen habt, könnt ihr auch in den Semesterferien Vollzeit arbeiten gehen.

Vielleicht bieten sich euch auch fachnahe Beschäftigungen, zum Beispiel als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl. So bessert ihr nicht nur euer Budget auf, sondern macht auch noch euren Lebenslauf für künftige Arbeitgeber attraktiver .

  • BAföG: Wenn ihr euer Zweitstudium mit Bafög  finanzieren wollt, habt ihr nur eine Chance, wenn ihr dieses zwingend für den angestrebten Beruf braucht. Lasst euch einfach beim BAföG-Amt eurer Universität beraten und stellt einen Antrag. Mehr als nicht funktionieren kann es nicht.
  • Studienkredit: Wenn die oben genannten Möglichkeiten nicht ausreichen und ihr vom Zweitstudium wirklich überzeugt seid, könnt ihr auch auf einen Studienkredit, zum Beispiel von der KfW, zurückgreifen. Das solltet ihr aber nur im Notfall tun, da ihr den Kredit später mit Zinsen zurückzahlen müsst. Als alleinige Finanzierungsquelle taugt ein Studienkredit auf keinen Fall.
Kredit
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Kredit

Vor- und Nachteile eines Zweitstudiums

Ob ein Zweitstudium das Richtige für euch ist, könnt nur ihr selbst entscheiden. Habt ihr auch wirklich die Energie für die weiteren Studienjahre? Bringt es euch wirklich weiter? Und das Wichtigste: Könnt ihr auch die zusätzlichen Kosten tragen? Wägt die Vor- und Nachteile gut gegeneinander ab.
 

Vorteile

  • Bessere Jobchancen auf dem Arbeitsmarkt
  • Gelegenheit, eure Fähigkeiten und Kenntnisse zu erweitern
  • Studienleistungen aus dem Erststudium können manchmal angerechnet werden
  • Ihr kennt den Uni-Alltag bereits

Nachteile

  • Finanzierung muss sichergestellt werden
  • Zugang zum Zweitstudium deutlich schwerer
  • Berufseinstieg wird verzögert
  • Bürokratische Hürden sind zu bewältigen

Fazit

Weiterkommen im Job, eine neue Lebenssituation oder der Wunsch, endlich im Traumberuf zu arbeiten, können Triebfedern für ein Zweitstudium sein. Bevor ihr euch für ein Zweitstudium bewerbt, solltet ihr euch unbedingt gründlich informieren und auch  mögliche Alternativen in Betracht ziehen. Am besten ihr fragt Freunde oder Bekannte, die in einer ähnlichen Situation sind, hört euch an der Uni oder Hochschule um und lest euch durch einschlägige Foren im Internet.

Wenn ihr euch alles gut durch den Kopf habt gehen lassen und ihr das Zweitstudium finanziell stemmen könnt, lasst euch von möglichen Hindernissen nicht unterkriegen: Verfolgt euren individuellen Karriereweg zielstrebig. Mit einem Zweitstudium steigert ihr nicht nur eure Berufsqualifikation und somit euer Gehalt, sondern sichert auch langfristig euren Arbeitsplatz. Die zusätzlich investierte Zeit lohnt sich langfristig auf jeden Fall, denn fachlich gut qualifizierte Mitarbeiter werden immer gesucht.