Das Schuhmacher-Handwerk ist eines der ältesten Handwerke. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Maschinen zur Schuhherstellung entwickelt und es entstand ein neuer Beruf: Der Schuhfertiger. Anders als ein Schuhmacher produziert der Schuhfertiger Schuhe in großer Stückzahl. Das ist natürlich nur möglich durch Arbeitsteilung und die Hilfe moderner Fertigungsanlagen.
Vom 3-D-Modell zum fertigen Schuh
Alles startet mit einem Modell, das du vom Designer des Schuhs bekommst. Zunächst soll ein Prototyp produziert werden. Wenn dieser alle Qualitätsstandards erfüllt und optisch gefällt, kann er in die Serienproduktion gehen und in großer Stückzahl hergestellt werden. Zunächst überträgst du das Modell mit einer Papierabwicklung für Außen- und Innenseite auf eine zweidimensionale Ebene, um daraus Schablonen für die Herstellung schneiden zu können. Du teilst das Modell in mehrere Schaftteile auf. Als Schaft bezeichnet man die Gesamtheit aller einzelnen Materialteile, die den Hauptteil eines Schuhs bilden. Wenn du die Materialien zugeschnitten und zum Schaft zusammengesetzt hast, kann das Zwischenfutter aufgeklebt werden. Alle Futterteile klebst du zu einem Futterschaft zusammen und vernähst es mit dem Oberschaft. Nun kannst du die Vorder- und Hinterkappe in den Schaft legen und verpressen. Auf den Leisten – das ist ein Formstück aus Holz, Kunststoff oder Metall in der Form eines Fußes – heftest du die sogenannte Brandsohle. Dann wird der Vorderschaft an den Leisten befestigt und mit Klebstoff an die Brandsohle geklebt bzw. gezwickt. Nun zwickst du auch noch die Ferse an den Leisten. Für eine gute Federung legst du eine Gelenkfeder ein und füllst den Hohlraum mit Gummikork aus. Zu guter Letzt wird die Laufsohle angepresst, der Absatz angeklebt und die Sohle gefräst. Den Leisten musst du nun wieder herausnehmen und die Fersenpolster und Decksohle einkleben. Zum Schluss bekommt der Schuh sein Finish, das heißt er wird poliert und imprägniert und die Schnürsenkel werden eingezogen. Fertig!
Viel geschafft dank Maschinenkraft
Der Prototyp ist fertig und abgesegnet. Nun geht es an die Serienproduktion. Hier wird kaum noch von Hand gearbeitet. Alles läuft fast wie von selbst – nicht ganz, denn jemand muss die Maschinen und Anlagen bedienen können und dazu braucht es mindestens genauso viel Know-how wie bei der Herstellung von Hand. Angefangen von CAD-Zeichenprogrammen, über Schneidemaschinen, Stanzmesser bis hin zu Nähautomaten und Doppelstichmaschinen ist alles dabei, was man braucht, um aus ein bisschen Leder, Textilien oder Kunststoffen den perfekten Schuh herzustellen.
Leder, Gummi, Kunststoff, Textil
Die Liste der heute in der Schuhproduktion verwendeten Materialien ist noch viel länger. Leder ist der traditionelle Werkstoff eines Schuhfertigers und wird auch heute aufgrund seiner Eigenschaften noch gern genommen. Es wird aus der Haut von Rindern, Kälbern, Ziegen, Schafen, Schweinen oder Pferden gewonnen. Da es ein Naturprodukt ist, hat es ganz verschiedenen Narbungen. Jeder Schuh ist somit individuell, du solltest jedoch darauf achten, dass nicht zu viele Unebenheiten zu sehen sind. Qualitätskontrollen gehören zum Beruf des Schuhfertigers dazu – das gilt natürlich auch für die Arbeit mit allen anderen Werkstoffen.