Lebenslauf
Überhaupt noch nötig bei der Bewerbung?
2018-06-16T11:32:40+02:00
Lebenslauf abtippen scheint euch antiquiert? Bisher ist er Teil praktisch jeder Bewerbung, doch das könnte sich in Zukunft ändern. Wir beleuchten, ob der gute alte Lebenslauf noch nötig ist.

Warum überhaupt Lebenslauf?
Traditionelle Papier-Bewerbungen haben ausgedient, längst läuft dieser Teil im Bewerbungsprozess digital: per App, firmeneigenem Bewerbungstool, E-Mail, Snapchat oder Skype. Sind da überhaupt noch Anschreiben und Lebenslauf nötig, mag man fragen. Diese Überlegung stellen nicht nur genervte Bewerber an, die ihren Lebenslauf aktualisieren und immer wieder irgendwo eintippen müssen. Auch in den Personalabteilungen wird diese Frage diskutiert.
Früher, als es noch die traditionelle Papier-Bewerbung gab, war der Lebenslauf der einzige Nachweis der professionellen Qualifikationen eines Bewerbers. Aus der Auflistung der beruflichen Stationen konnten sich Personaler ein Bild vom Bewerber machen. Doch das hat sich geändert. Im digitalen Zeitalter gibt es zahlreiche andere Wege, um seine Skills unter Beweis zu stellen und Erfahrungsstationen zu belegen. Nicht nur über direkte digitale Kommunikation, sondern auch etwa über Business-Netzwerke wie Xing und LinkedIn, ein Online-Portfolio oder eine private Bewerberhomepage. Per Online-Portfolio oder Bewerberhomepage können Arbeitsergebnisse und Erfolge fortlaufend dokumentiert und Fähigkeiten eines Bewerbers anschaulich belegt werden. Netzwerke bieten zudem über die Vernetzung zu Kollegen und ehemaligen Arbeitgebern die Möglichkeit zum Reputationsaufbau. Beide Alternativen erlauben es Arbeitgebern sich schnell einen Überblick zu verschaffen.
Trotz der Vorteile digitaler Möglichkeiten wird der Lebenslauf in praktisch jeder Stellenausschreibung weiterhin gefordert. Dabei halten ihn etliche US-amerikanische und deutsche Human Ressource Experten für ein überschätztes Instrument. Manche denken sogar, dass der Lebenslauf nicht nötig und ersetzbar ist.
Hört euch das an: "Von Jugendlichen zu erwarten, dass sie sich an einen Rechner setzen, ein Webformular ausfüllen und ihre Zeugnisse einscannen und hochladen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß." Die Aussage von Georg Konjovic, dem ehemaligen Geschäftsführer des Stadt- und Job-Portals "meinestadt.de", legt nahe, dass er den klassischen schriftlichen Lebenslauf ebenfalls für überholt hält.

Wie sieht die Zukunft aus?
Momentan messen noch viele Firmen und Konzerne dem Lebenslauf eine bedeutende Rolle zu. Zum Beispiel Unilever. Der Konzern sieht den Lebenslauf als nötig, um einen ersten Eindruck über die Bewerber zu bekommen. Das Testat erlaube es herauszufinden, ob ein Jobkandidat die erforderliche Erfahrung mitbringt und die Voraussetzungen erfüllt. In Verbindung mit dem Anschreiben könne der Personaler sich dann eine recht konkrete Vorstellung davon machen, wer hinter der Bewerbung steckt. Doch das wird nicht mehr lange gelten. Denn zunehmend lesen den Lebenslauf nicht Menschen, sondern Maschinen. Das Stichwort lautet "künstliche Intelligenz". Durch künstliche Intelligenz wird sich der Auswertungsprozess von Lebensläufen drastisch verändern.
Es wird erwartet, dass in Zukunft mehr Lebensläufe aussortiert werden, weil Maschinen streng nach vordefinierten Kriterien urteilen. Entscheidungsspielräume wird es weniger geben. Entscheidungsmomente wie "Oh, Bewerber X hat an meiner alten Uni studiert!" oder "Bewerber Y und ich stammen ja aus dem gleichen Ort!" wird es beim Auswahlprozess mittels künstlicher Intelligenz nicht mehr geben. Kleine Nuancen kann die Maschine nicht lesen, nicht werten. So weit ist die Technologie nicht - wird vielleicht nie so weit sein. Damit sei nicht gesagt, dass das menschliche Entscheidungsvermögen unfehlbar sei. Ob Personaler und Bewerber aus dem gleichen Ort stammen oder an einer Uni studiert haben, besitzt wahrscheinlich wenig Jobrelevanz.
Dennoch, schon kleinere Makel könnten das Aus bedeuten, wenn eine Maschine die Auswahl übernimmt. Deshalb fordern zahlreiche Human Ressource Experten die Bedeutung, die dem Lebenslauf aktuell zukommt, zu überdenken und ihm im Bewerbungsprozess zukünftig weniger Gewicht beizumessen.
Ein weiteres Argument ist die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt: Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt, Fachkräfte fehlen. Formalien wie Anschreiben und Lebenslauf sind nur eine unnötige Hürde für Jobs, wo akademische Qualifikationen und Erfahrung nicht so wichtig sind. Einige Unternehmen halten in diesem Kontext den Lebenslauf für nicht nötig und verzichten im Kampf um Bewerber schon komplett.
Fazit
So schnell werdet ihr das Duo aus Anschreiben und Lebenslauf nicht los. Zu viele Firmen halten aktuell den Lebenslauf für nötig, um Informationen über die Bewerber zu erhalten.
Weiterführende Links:
- Nachdem der Lebenslauf und das Anschreiben doch noch wichtig sind, hier ein Kurs für die perfekte Bewerbung, Fortbildung BW
- Falls ihr noch Schüler seid und nicht nur am Lebenslauf, sondern generellem Bewerbungstraining Interesse habt, ist das interessant, Weiterbildungsportal Rheinland-Pfalz
- Hier könnt ihr euren Lebenslauf gestalten