WhatsApp illegal?
Diese Strafen drohen!
2017-07-08T14:55:08+02:00

Darum ist WhatsApp illegal
WhatsApp zählt zu den beliebtesten Messenger-Diensten weltweit. In Deutschland findet sich die App auf den Smartphones der meisten Schüler und Studenten – egal ob Android oder IOS. Deutschlandweit nutzen den Dienst knapp 40 Millionen Menschen, weltweit sind es satte 1,2 Milliarden. Für die Richter vom Amtsgericht Bad Hersfeld war der Fall trotz der enormen Beliebtheit von WhatsApp aber klar: Weil Daten aus dem Adressbuch automatisch zum Firmensitz des Unternehmens in Kalifornien, USA, gesendet werden, ist WhatsApp mit dem deutschen Recht nicht vereinbar. Denn hierzulande bedarf es aus datenschutzrechtlichen Gründen der Einwilligung einer Person, bevor ihre Daten weitergegeben werden dürfen.
Somit müsstet ihr als WhatsApp-Nutzer theoretisch alle Kontakte aus eurem Adressbuch fragen, ob sie mit der Weitergabe ihrer Daten einverstanden sind. Weil das nicht passiert und die App alle Kontaktdaten, egal ob diese selbst WhatsApp nutzen oder nicht, automatisch abgreift, ist WhatsApp illegal. Überraschend ist die Praxis eigentlich nicht, schließlich steht alles genau in den AGB des Anbieters. Nur die Wenigsten lesen das Kleingedruckte, ehe eine App installiert wird. Folglich ist der Schock bei vielen Usern groß, wenn sie das erste Mal hören, dass ein Gericht WhatsApp für illegal erklärt hat.
Den Stein ins Rollen brachte übrigens der Fall eines 11-jährigen Nutzers, dessen geschiedene Eltern sich vor Gericht über das Umgangsrecht stritten. Per AGB ist die Nutzung von WhatsApp erst ab 16 Jahren gestattet. Der Vater bemängelte, dass die Mutter dem Sohn mit 11 Jahren die App erlaubt. Das Gericht nahm sich der Sache an und hat der Frau nun auferlegt, die schriftliche Einwilligung aller Kontakt aus dem Adressbuch ihres Sohnes einzuholen und dem Gericht vorzulegen. Unglaublich, aber wahr.

Drohen rechtliche Folgen, wenn man WhatsApp weiter benutzt?
Das Amtsgericht hat entschieden, dass App-Nutzer wegen der automatischen Datenübermittlung einen Rechtsverstoß begehen. Somit kann jeder, der WhatsApp auf dem Handy hat, eine Abmahnung und Aufforderung zur Unterlassung erhalten. Dass jetzt eine große Abmahnwelle folgt, weil WhatsApp für illegal erklärt wurde, ist aber unwahrscheinlich, bestätigen Juristen.
Tatsächliche Strafen könnten sich hingegen ergeben, wenn eure Kontakte euch verklagen würden, weil ihr sie bei WhatsApp geadded habt. Solche Schadenersatzansprüche hätten vor Gericht allerdings nur dann eine Chance, wenn der Kläger nachweisen kann, dass ihm durch euer Handeln konkret ein Schaden entstanden ist. Das ist für Privatpersonen nicht komplett ausgeschlossen, aber ziemlich unwahrscheinlich. Im geschäftlichen Kontext ist das Abmahnrisiko hingegen höher. Anwälte raten deshalb dazu, WhatsApp vom Firmenhandy zu löschen.
WhatsApp für illegal erklärt: So schützt ihr euch
Der sicherste Weg, sich vor Abmahnungen und Schadensansprüchen zu schützen, ist auf einen anderen Messenger-Dienst umzusteigen. Mit der bloßen Entfernung der Daten und der App vom Smartphone ist die Sache übrigens nicht gegessen, der gesamte Account bei WhatsApp muss gelöscht werden. Die Verbraucherzentrale NRW hat kürzlich sechs alternative Apps genauer unter die Lupe genommen und empfiehlt vor allem Hoccer und Threema, weil bei ihnen die Datenweitergabe nicht so weitreichend ist.
Wer bei WhatsApp bleiben will, sollte den Zugriff auf das Adressbuch verweigern. Das klappt bei Android-Nutzern über die Menüpunkte Apps/Anwendungen -> WhatsApp -> Berechtigung -> Kontakte (hier deaktivieren). IOS-Nutzer gehen auf Einstellungen -> Datenschutz -> Kontakte und deaktivieren dort WhatsApp.
Unser Fazit
WhatsApp ist zu beliebt, um von heute auf morgen auf den Dienst zu verzichten. Die meisten werden den Messenger trotz des Richterspruchs munter weiternutzen. Trotzdem hat das Gerichtsurteil eine starke Wirkung und erfährt viel mediales Aufsehen. Denkbar ist, dass bald Verbraucherschützer gegen WhatsApp vorgehen, wie bereits wegen der Datenweitergabe an Facebook. So könnte WhatsApp gezwungen werden, künftig keine Nutzerdaten mehr zu sammeln.
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