Bewerbung vom Ghostwriter
Ist das erlaubt?
2017-04-08T19:04:47+02:00
Super Jobangebot gesichtet - aber die Freude verfliegt, sobald der Gedanke ans Schreiben der Bewerbung kommt. Mit dem Gefühl seid ihr nicht allein: Das Verfassen von Bewerbungen zählt für viele zu den verhassten Aufgaben im Leben. Denn perfekte Formulierungen brauchen Zeit: Ganze 74 Minuten gehen allein für das Anschreiben drauf, fand eine Indeed-Umfrage heraus. Da scheint es verführerisch, ein paar Scheinchen diskret rüberzuschieben, die 74 Minuten mit Netflix oder der Playstation zu verbringen und jemand anderen die Schreibarbeit machen zu lassen. Von diesem Hass aufs Bewerbungsschreiben leben ganze Horden von Ghostwritern.
Aber mal Spaß beiseite: Echte Gründe, sich eine Bewerbung vom Ghostwriter schreiben zu lassen, gäbe es durchaus. Wer im Studium oder Job gerade stark eingespannt ist, hat häufig keine Zeit am perfekten Anschreiben zu feilen. Auch Unsicherheiten zu formalen und inhaltlichen Standards führen einige Jobsuchende dazu, die Bewerbung direkt outzusourcen. Denn, ob es noch zeitgemäß ist "Hiermit bewerbe ich mich..." oder "Mit freundlichen Grüßen" zu schreiben, wissen professionelle Bewerbungsschreiber und Schreibcoaches ganz genau. Auch wenn es an der eigenen schriftlichen Ausdrucksfähigkeit hapert, wird das Anschreiben lieber in die Hände eines Profis gelegt. Verständnis für diese Gründe mag man aufbringen, aber ist es arbeitsrechtlich auch in Ordnung, wenn die Bewerbung nicht selbst verfasst ist?

Vom Schreibprofi verfasste Bewerbung: legal oder illegal?
Keine Sorge: Wenn ihr euch für das Vorstellungsgespräch coachen, zum Thema Dresscode beraten oder die Bewerbung vom Ghostwriter schreiben lasst, macht ihr nichts Illegales. Diese Art von Hilfestellung kann euch kein potenzieller Chef ankreiden. Nur stimmen sollte alles, was in der Bewerbung vom Auftragsschreiber steht. Dann seid ihr, was das Recht angeht, auf der sicheren Seite. Eine Fließband-Bewerbung voller Fake Facts und Phrasen ist für den gängigen Preis von rund 70 bis 100 Euro pro Anschreiben definitiv nicht akzeptabel.
Wie authentisch kann die Bewerbung aus fremder Feder sein?
Wie viele Bewerbungen schreibt so ein Auftragsschreiber am Tag? Fünf oder zehn? Können die alle dann glaubhaft klingen oder hört sich jede Bewerbung vom Ghostwriter irgendwie gleich an? Der Fernsehsender n-tv hat zusammen mit einem Bewerbungs- und Karrierecoach zwei von Ghostwritern verfasste Bewerbungen getestet. Obwohl die Stichprobe mit zwei Anschreiben sehr überschaubar ist und der Experte an einigen Stellen durchaus Verbesserungsvorschläge (zu langer Text, verschachtelte und floskelhafte Sätze) hatte, empfand er die von Profis verfassten Bewerbungen durchaus als authentisch. In einem Fall zeigte die Bewerbung vom Ghostwriter sogar echte Leidenschaft und eine emotionale Bindung zum angestrebten Job. Ein Lob für den Ghostwriter, oder wollte der die Stelle klammheimlich auch haben!?
Fazit
Eine Bewerbung vom Ghostwriter ist zweifelsfrei legal und manchmal durchaus legitim. Nur ob eure eigene Persönlichkeit im Endeffekt im Anschreiben rüberkommt, sei mal dahingestellt. Aber damit das Anschreiben jeden Personaler in Sachen Qualität überzeugt, muss ein Bewerbungsghostwriter sich intensiv mit euren persönlichen Stärken und Qualifikationen, eurer beruflichen Laufbahn und der ausgeschriebenen Stelle auseinandersetzen. Denn nur eine individuell auf euch und euren angestrebten Job zugeschnittene Bewerbung hat Erfolgschancen - egal ob fremd oder selbst verfasst. Nach der ersten Hürde kommt sowieso das Interview. Und da kann euch kein Ghostwriter helfen.
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