Mann mit Hut
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Mann mit Hut
Wirklich so schlecht wie ihr Ruf?

Die Zeitarbeit

Zeitarbeit hat gemeinhin einen eher schlechten Ruf in der Bevölkerung. Wir nehmen das Thema für euch genauer unter die Lupe, um mit Vorurteilen aufzuräumen.

Allgemein haben Zeitarbeitsfirmen und Personaldienstleister einen eher schlechten Ruf. Viele haben Vorurteile, aber es sind oft vor allem Menschen, die nie mit oder für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet haben. Die Vorurteile besagen hauptsächlich, dass Jobs in Zeitarbeitsfirmen schlecht bezahlt werden, dass sie nicht für Akademiker geeignet sind und dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind. Aber was ist eigentlich dran an diesen Vorurteilen.

Frau am Laptop
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Frau am Laptop

Zeitarbeit – ein verbreitetes Konzept

Eine Zeitarbeitsfirma, oft auch als Personaldienstleister bezeichnet, ist ein Unternehmen, das Personal beschäftigt und dieses dann an andere Firmen verleiht. Wer bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt ist, hat mit dieser Firma einen Arbeitsvertrag. Andere Firmen treten an die Zeitarbeitsfirma heran und leihen sich Mitarbeiter für einen gewissen Zeitraum und für bestimmte Aufgaben.

Der Vorteil, den diese Kunden haben ist der, dass sie nicht längerfristig Mitarbeiter einstellen müssen, die sie nur für einen kurzen Zeitraum benötigen. Da Menschen, die in Zeitarbeitsfirmen angestellt sind, also immer wieder die Stelle wechseln können, wird diese Art von Beschäftigung nicht als gleichwertig mit einem herkömmlichen Arbeitsverhältnis angesehen, teilweise jedoch zu Unrecht. Zeitarbeit hat Vor- und auch Nachteile.

Vorurteile entkräften

Oft wird behauptet, dass Zeitarbeitsfirmen generell im Vergleich zu anderen Firmen schlechte Löhne zahlen. Dies zeigt sich vor allem dort, wo Zeitarbeiter neben Festangestellten arbeiten und für dieselbe Arbeit oft weniger Geld erhalten. Wenn man bedenkt, dass der Personaldienstleister für seine Angestellten Krankenversicherungen, verschiedene Steuern, Urlaubstage und vieles mehr übernimmt und ihm auch dann seinen Lohn zahlt, wenn er für ein paar Tage oder Wochen nicht an eine Kundenfirma vermittelt werden kann, relativiert sich dies jedoch wieder.

Durch Zuschläge auf die tarifvertraglichen Sätze kann sich der Lohn eines Zeitarbeiters aber in einigen Branchen sogar über dem der Festangestellten bewegen. Es muss auch erwähnt werden, dass gerade in der Zeitarbeitsbranche in den letzten Jahren die Tarifsteigerungen besonders hoch waren (in Westdeutschland 3,5% und in Ostdeutschland 4,3%).

Ein weiteres Vorurteil ist, dass Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen keinen Kündigungsschutz haben. Das kommt wahrscheinlich daher, dass die Kundenfirmen ihre Verträge mit der Zeitarbeitsfirma oft sehr kurzfristig ändern oder aufgeben können. Genau deshalb beschäftigen sie ja Zeitarbeiter, statt selbst Personal einzustellen. Der Mitarbeiter der Zeitarbeitsfirma hat ja aber seinen Vertrag mit der Zeitarbeitsfirma und genießt dort denselben Kündigungsschutz wie alle anderen in Deutschland. Er hat zudem natürlich den gesetzlich vorgeschriebenen bezahlten Jahresurlaub sowie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Laptop und Notizbuch
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Laptop und Notizbuch

Zeitarbeit für Akademiker?

Gemeinhin wird oft behauptet, dass Zeitarbeitsfirmen für Akademiker keine Alternative darstellen, sondern eher für die verarbeitende Industrie geeignet sind. Es stimmt, dass in der Industrie viele Zeitarbeiter eingesetzt werden. Dennoch gibt es auch Zeitarbeitsfirmen, die sich auf Akademiker spezialisiert haben. Gerade junge Akademiker sehen in Zeitarbeitsfirmen eine gute Option, denn auf diese Weise können sie in verschiedene Kundenfirmen hinein schnuppern, unterschiedliche Aufgabenbereiche kennen lernen und wichtige Praxiserfahrung sammeln, immer aus einem festen Vertrag heraus.

Zudem haben schon tausende von jungen Akademikern über die Einsätze im Rahmen der Zeitarbeitsvermittlung ihre zukünftigen Arbeitgeber "kennengelernt". Verschiedene Umfragen haben ergeben, dass etwa 70 Prozent der Menschen, die bereits einmal für eine Zeitarbeitsfirma tätig waren, auf diesem Wege eine Folgestelle bei einem der Kundenunternehmen gefunden haben.

Zeitarbeit ist außerdem für ältere Arbeitnehmer eine gute Chance, denn für sie ist es vielfach schwerer, eine Festanstellung zu finden. Dank des Personaldienstleisters haben sie die Möglichkeit, verschiedenen Arbeitgebern zu zeigen, was sie können und wie wertvoll ihre Erfahrung tatsächlich ist. Zeitarbeit kann auch für Wiedereinsteiger zum Beispiel nach einer längeren Elternzeit oder Auszeit ein gutes Karrieresprungbrett sein.

Zeitarbeit ist besser als ihr Ruf

Zeitarbeit hat also nicht nur Nachteile. Es gibt im Gegensatz eine ganze Reihe von Vorteilen für die Menschen, die bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt sind. Wie sieht es aber mit den Personen aus, die bei den Kundenfirmen arbeiten? Sind Zeitarbeiter eine Bedrohung für diese Stammbelegschaft, wie man es immer mal wieder hört? Tatsächlich stellen die meisten Betriebe Zeitarbeiter immer dann ein, wenn es zu Auftragsspitzen, zu unerwarteten Peaks in der Produktion oder zu saisonal bedingten Schwankungen kommt. Sie würden ihre Stammbelegschaft also ohnehin nicht erweitern, sondern ihre bestehenden Arbeiter ohne die Zeitarbeiter einfach bis zum Geht-nicht-mehr überlasten.

Die Entscheider in diesen Firmen nutzen aber auch gerne die Chance, Zeitarbeiter auf diesem Wege kennen zu lernen und den besten unter ihnen nach einer Weile einen Vertrag anzubieten. Man kann also nicht davon sprechen, dass Zeitarbeiter die normale Belegschaft ersetzen oder bedrohen, sondern eher ergänzen.

 

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