Jobsuche per Roboter
So verändert die Digitalisierung den Bewerbungsprozess
2017-09-24T17:32:07+02:00

Befürchtet ihr, dass euer Aussehen, Geschlecht oder Name die Jobsuche erschweren könnten? Bewerbt euch möglichst bei großen Unternehmen - dort entscheiden immer häufiger nicht Menschen, sondern Maschinen, wer zum Jobinterview geladen wird. bigKARRIERE beleuchtet die neue Technologie und ihre Vor- und Nachteile!
Wie funktionieren digitalisierte Bewerbungsverfahren?
Weltweit testen immer mehr Unternehmen, ob sie den Rekrutierungsprozess digitalisieren können. Vor allem große Konzerne wie Cisco, Exxon, Google, Microsoft oder PwC möchten das Bewerbungsverfahren am liebsten komplett elektronisch gestalten und setzen das sogenannte Robot Recruiting ein. Auch in Deutschland nutzen einer Studie nach bereits dreiviertel aller großen Firmen die Technologie. Für euch auf der Bewerberseite ändert sich durch die Digitalisierung im Bewerbungsprozess augenscheinlich nichts - eure Bewerbungsunterlagen müssen weiterhin einfach eingesendet oder über ein firmeninternes Online-Formular übermittelt werden. Auf Seite des Unternehmens sieht das anders aus. Dank Robot Recruiting landen Bewerbungen nicht mehr direkt beim Personaler, der sie eigenhändig durchsehen und prüfen muss. Stattdessen übernimmt eine intelligent programmierte Software die Vorauswahl. Sie scannt die Bewerbungsunterlagen und sucht nach voreingestellten Kriterien. Wer dem Wunschprofil des Arbeitgebers weitgehend entspricht, wird automatisch zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Termin fürs Interview erscheint ebenfalls automatisch im digitalen Kalender des Personalers. Einige digitale Recruitingprogramme gehen sogar noch weiter. Ihr Algorithmus durchsucht die sozialen Netzwerke nach geeigneten Kandidaten, die sich gar nicht beworben haben. Die Software entscheidet, wer sich in der Firma vorstellen darf und wer nicht. Launen oder Vorurteile der Personalverantwortlichen sollen so nicht mehr zum Tragen kommen. Ausländisch klingende Namen, Aussehen oder Geschlecht nicht mehr negativ auf den Bewerbungsprozess wirken. Klingt vielversprechend, die Digitalisierung im Bewerbungsprozess soll also für mehr Chancengleichheit sorgen. Schauen wir uns die Vor- und Nachteile doch mal genauer an.

Pro und Contra der Roboter-Jobsuche
Die Digitalisierung im Bewerbungsprozess hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Für die Unternehmen ist Robot Recruiting deshalb interessant, weil es schneller und billiger ist, wenn ein Computer Berge von Bewerbungen sichtet. Inzwischen sind die Programme so intelligent, dass sie eine recht hohe Trefferquote haben und überwiegend Job-Kandidaten herausfiltern, die tatsächlich gut auf die ausgeschriebene Stelle passen. Details, die ein menschlicher Entscheider leicht übersieht, fallen dem Algorithmus verlässlich auf. Dazu können etwa Dinge wie häufige Jobwechsel oder nicht am Firmenstandort lebende Partner des Bewerbers zählen. Die Digitalisierung im Bewerbungsprozess macht es den Unternehmen einfacher. Ein weiterer Vorteil ist die größere Objektivität. Firmen wollen die besten und talentiertesten Mitarbeiter - nur stolpern sie bei der Bewerbersuche manchmal über Oberflächlichkeit wie Hautfarbe oder Geschlecht. Das soll dank Robot Recruiting anders werden.
Doch genau dieser Punkt ist nicht unbedingt sicher. Über die Algorithmen von Facebook und Google gibt es immer wieder krasse Geschichten zu hören, die nahelegen, dass sich bei der Voreinstellung der Kriterien Vorurteile durchaus einschleichen können. Darüber hinaus wird der menschliche Einfluss durch die Digitalisierung im Bewerbungsprozess nicht komplett ausgebremst. Die Software entscheidet zwar, wer zum Jobinterview kommt, aber die Einstellungsentscheidung fällen immer noch Menschen. Somit spielen persönliche Abneigungen und Vorlieben weiterhin eine gewisse Rolle. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Arbeitsweise von Robot Recruiting. Im Endeffekt geht es um Keywords. Die Software scannt die Unterlagen nach bestimmten Begriffen, ohne diese zu werten. Angenommen das Unternehmen schätzt Auslandserfahrung. Wer die Worte Ausland oder Auslandserfahrung im Anschreiben erwähnt, ist automatisch weiter. Theoretisch gilt das auch für Bewerber, die geschrieben haben "Ich war beruflich noch nie im Ausland...". Feingetunte Formulierungen müsst ihr euch nicht mehr überlegen, es reicht ein paar branchenübliche Keywords einzustreuen. Ist vielleicht auch ein Vorteil.
Fazit
Die Digitalisierung im Bewerbungsprozess löst nicht alle Probleme, macht es den Unternehmen aber einfacher. Auf der Bewerberseite könnt ihr euch freuen, dass ihr euch nicht mehr mit kreativ gestalteten Bewerbungen und knackigen Formulierungen herumschlagen müsst - Robot Recruiting legt keinen Wert darauf. Ebenso wenig wie auf ausländisch klingende Namen, Aussehen, Hautfarbe oder Geschlecht.
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