Wahrheit oder Mythos? So sind Deutschlands Internate
Ein Zuhause in der Fremde.
2013-11-30T14:49:13+01:00

Mal wirklich ehrlich: Welche Vorstellung habt ihr von Internaten und dessen Schülern? Zum einen denkt ihr vielleicht an überdimensionale Schlösser oder Burgen und zum anderen an schuluniformtragende und tennisspielende Besserwisser mit Schmalz in den Haaren? Wahrheit oder Mythos?
bigKARRIERE stellt euch jeweils eine dieser Schulen und den Alltag ihrer Bewohner aus Baden-Württemberg sowie Rheinland-Pfalz vor.
Eine reine Eliteschule?
Internate sind in ganz Deutschland flächendeckend verbreitet und grundsätzlich erst einmal nur Wohneinrichtungen für Schüler. Ihr kennt vielleicht die Fernsehserie „Schloss Einstein“, wobei sich dieses spezielle Heim an ein fiktives Gymnasium angliedert. Es können aber prinzipiell alle Schulformen enthalten sein, wie zum Beispiel Haupt-, Gesamt- oder Förderschulen.
Pflicht und Freizeit in der Merz-Schule
Allein in Baden-Württemberg findet ihr insgesamt 43 Internate in 38 Orten, die fast alle Schulformen und fachlichen Ausrichtungen abdecken. Die Eltern müssen dafür bis zu 2.805 Euro im Monat zahlen. Die Kosten für das Stuttgarter Merz-Internat liegen einschließlich des Schulbesuchs dabei mit rund 1.700 Euro noch im Mittelfeld. Rund 35 Schülerinnen dieser Einrichtung besuchen die Grundschule oder das Gymnasium auf dem anschließenden Gelände.
Der Alltag sieht bei euch möglicherweise ähnlich aus, mit einigen Ausnahmen: Die Internatsschüler verbringen die meiste Zeit gemeinsam „unter einem Dach“, außer am Wochenende. Dann können sie nach Hause zu ihren Eltern fahren. Aber auch sie müssen nach dem Unterricht erst einmal die lästigen Hausaufgaben erledigen, bevor sie „Zeit für Sport, Spiel, Musik und den Besuch kultureller Veranstaltungen“ haben, wie es die Schulwebseite verrät.
Dafür stehen ihnen mehrere Werkstätten offen, wie die Druckerei, die Schreinerei oder die Weberei. Die Kinder und Jugendlichen schlafen auch jahrgangsübergreifend bis zur zehnten Klasse in Zwei- bis Drei-Bett-Zimmern. Erst danach haben sie ein Einzelzimmer – und somit mehr Privatsphäre – für sich.
Professioneller Mädchenfußball in Ahrweiler
In Rheinland-Pfalz gibt es zwar weniger solcher Einrichtungen, dafür sind die vorhandenen auch günstiger. Bei den 12 Internaten reicht die Kostenspanne bis zu 1.250 Euro im Monat. Diese bieten evangelische, katholische, musisch-künstlerische sowie sportliche Ausrichtungen an.
Besonders aktiv geht es in dem 500 Jahre alten Ursulinenkloster des reinen Mädcheninternats Calvarienberg zu: Der Tagesablauf der meisten Schülerinnen ähnelt dem obigen, aber als DFB-Eliteschule trainieren derzeit acht Fußballerinnen hart für eine künftige Karriere auf dem Platz. Diese Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund besteht bereits seit 2006 und soll nach eigener Aussage, „die Doppelbelastung von Schule und Leistungssport erleichtern.“
Für die Unterbringung auf dem Gelände der Realschule und des Gymnasiums müssen Eltern durchschnittlich 520 Euro im Monat berappen. Dafür werden ihre Kinder nicht nur sportlich – wie beispielsweise im Fitnessraum, im Schwimmbad oder in der Sporthalle – gefordert, sondern sie können sich auch bei Filmvorführungen, in der Bücherei oder während der Meditation entspannen.
Im Internat stehen zur Freizeitgestaltung aber auch Gesellschaftsspiele, Computer oder Kochmöglichkeiten zur Verfügung. Neu erlernte Rezepte können die Mädchen ihren Eltern immer am Wochenende zeigen, denn dann geht es für alle nach Hause.
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