Jodeln studieren?
Die Schweiz macht es möglich
2018-03-30T16:55:13+02:00

Volksmusik erlebt derzeit scheinbar ein Revival. Hierzulande kommt man momentan kaum um Schlager-Stars wie Helene Fischer oder Vanessa Mai herum. In der Schweiz wird eine andere Art des Nationalgesangs gestärkt: das Jodeln. bigKARRIERE stellt euch die neue Möglichkeit vor, Jodeln zu studieren.
Was genau ist Jodeln?
Das Jodeln ist eine Gesangstechnik, bei der sich hohe und tiefe Lautsilben in schneller Abfolge abwechseln. Obwohl ohne Text gejodelt wird, können durchaus Inhalte vermittelt werden. Menschen in Gebirgsregionen nutzten traditionell die Gesangstechnik, um sich über Täler und unwegsame Strecken hinweg zu verständigen. Nicht nur in den Schweizer Alpen, sondern unter anderem auch in den afrikanischen Pygmäen, in China oder den USA wird oder wurde gejodelt. Die Ursprünge des Jodelns lassen sich auf prähistorische Zeiten datieren. In der Schweiz wird das Jodeln bis heute praktiziert und gilt als Nationalgesang. Schätzungsweise 22.000 aktive Jodler gibt es, sie nennen sich Jodler-Madele beziehungsweise Jodler-Buäb. Doch keiner von ihnen hat Jodeln studieren können, das wird erst ab kommenden Herbst möglich.

Jodeln studieren: Was bedeutet das?
Zum Wintersemester 2018/2019 geht es an der Hochschule Luzern los, dann gibt es erstmals die Möglichkeit, Jodeln zu studieren. Eine Premiere in der Schweiz und vermutlich weltweit. Ein reines Jodel-Studium ist es aber nicht, vielmehr handelt es sich um ein Musikstudium mit dem Schwerpunkt Jodeln. Ganz so abwegig scheint die Variante nicht mehr, wenn man weiß, dass bisher bereits typische Schweizer Volksmusikinstrumente wie Hackbrett oder Schwyzerörgeli als Hauptfach gewählt werden konnten.
Wer sich für den Jodel-Studiengang interessiert, muss eine umfangreiche Aufnahmeprüfung bestehen, wie bei Musikstudiengängen üblich. Typischerweise werden dafür die eigenen musikalischen Fähigkeiten bei einer praktischen Prüfung vorgeführt. Das Beherrschen verschiedener Instrumente, etwa Klavier, Kontrabass oder Akkordeon, und einstudierter Musikstücke gehört dabei ebenso dazu, wie das Improvisieren, bei dem ein unbekanntes Musikstück aus dem Stegreif begleitet wird.
Wer die Aufnahmeprüfung schafft, kann von Jodlerin Nadja Räss lernen. Räss gilt als absoluter Star in der Jodel-Szene. Mehrere CDs mit traditioneller aber auch selbst geschriebener Jodelmusik hat die studierte Gesangspädagogin bereits veröffentlicht, zudem steht die passionierte Jodlerin regelmäßig für Auftritte auf der Bühne. Dieses Jahr übernimmt Räss die Leitung des gesamten Bereichs Volksmusik an der Hochschule Luzern und führt das Hauptfach Jodeln erstmals ein. Am Ende des Studiums erwerben Studierende einen Bachelor beziehungsweise Master of Arts in Music mit dem Schwerpunkt Jodeln.
Die Gesangspädagogin ist überzeugt, dass es ein Gewinn ist, zukünftig professionelle Gesangspädagogen im Bereich Jodeln zu haben. Pro Jahr schafft es höchstens ein Dutzend Bewerber in den Musikstudiengang. Nach Angaben der Hochschule Luzern haben seit 2012 über 20 Absolventen einen Abschluss im Bereich Volksmusik gemacht. Für den Schwerpunkt Jodeln wird die Gruppe der Absolventen voraussichtlich noch kleiner. Wer solch einen Abschluss in der Tasche hat, ist demzufolge ein seltener Experte. Jodeln zu studieren wird aller Voraussicht auch in Zukunft eine Ausnahme bleiben.
Fazit
Falls es euch reizt, Jodeln zu studieren, werdet ihr euch an die Frage "Und was macht man dann damit?" gewöhnen müssen. Denn dabei handelt es sich wohl um einen der skurrilsten Studiengänge, die es gibt. Wer Spaß an traditioneller Volksmusik hat, sollte sich davon allerdings nicht abhalten lassen. Dank des kleinen Studiengangs wird es nicht viele andere Jodel-Experten auf der Welt geben, was die Jobchancen nur erhöhen kann. Zudem wird das Jodelstudium durch einen soliden Musikstudiengang abgerundet, der euch fundierte Kenntnisse in anderen Bereichen vermittelt. Nicht zu vergleichen mit dem Jodeldiplom aus dem Loriot-Sketch von 1978.
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