Nachwuchswerbung am Campus
So kommt ihr zum Traumjob
2018-05-26T17:07:19+02:00

Kommerzielle Werbung auf dem Campus - aggressive Anfütterversuche oder Trittbrett zur Traumkarriere? Beim Thema Nachwuchswerbung an der Uni sind sich nicht alle einig. Wir beleuchten, wie Unternehmen in Hochschulgebäuden um Studierende buhlen.
Zielgruppe Studierende
Früher galt vielerorts ein absolutes Werbeverbot auf dem Campus. Doch inzwischen haben sich zahlreiche Hochschulen aus werbefreien Zonen zu anzeigenfreundlichen Anstalten gewandelt. Und sie verdienen sogar Geld damit. Im Jahr 2016 sickerten Zahlen von rund 30.000 Euro (Uni Hamburg) bis fast 400.000 Euro (Uni Frankfurt) Jahresverdienst aus diesem Geschäftsfeld durch. Die Bandbreite der Werbemaßnahmen, auf die sich die Unis einlassen, ist entsprechend groß: Plakate, Hörsaalsponsoring, Flyer in den Mensen, kostenloser Kaffee, Standpromotion, gesponserte Bewerbungstrainings oder Rhetorikseminare. Aber warum schalten Unternehmen gezielt Nachwuchswerbung an der Uni?
Aktuell suchen viele Firmen Nachwuchs. Besonders brisant ist es im MINT-Bereich. Hunderttausende Fachleute fehlten derzeit in technischen Berufen, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kürzlich errechnet. An den Instituten für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind Werbemaßnahmen deshalb verstärkt zu beobachten. Im Fachjargon heißt solche Nachwuchswerbung an der Uni Hochschulmarketing. Beim Hochschulmarketing handelt es sich um einen Teil des Personalmarketings von Unternehmen, das eine Ergänzung zu traditionellen Wegen der externen Personalbeschaffung bietet. Die Aktivitäten an ausgewählten Hochschulen sollen den Zufluss an Praktikanten und Nachwuchsführungskräften sichern.
Unternehmen erhoffen sich durch die Präsenz nicht nur eine frühe Kontaktaufnahme zu zukünftigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Es geht auch um eine Steigerung des Bekanntheitsgrades und um Imageaufbau. Insbesondere mittelständische Unternehmen können von regionaler Nachwuchswerbung an der Uni profitieren, denn allzu oft werden Talente von großen Konzernen abgesaugt, während regional tätige Mittelständler leer ausgehen, weil kaum ein Student sie auf dem Schirm hat.

Nachwuchswerbung an der Uni: Pro und Kontra der Werbemaßnahmen
Das Thema Werbeaktivitäten auf dem Campus sehen einige skeptisch. Sie kritisieren den wachsenden Einfluss der Wirtschaft auf die Universitäten. Kann man etwa in der "Allianz-Aula" noch kritisch über das Rüstungsgeschäft der Versicherung diskutieren? Oder führt die frühe Bindung zu blinder Führung? Skeptiker der Nachwuchswerbung fürchten auch, dass talentierte Studierende eine Karriere als Wissenschaftler gar nicht mehr in Betracht ziehen, weil der Weg in die Wirtschaft ihnen vom ersten Semester an so schmackhaft gemacht wird. Zudem würden Unternehmen Studierenden einreden, dass Praktika das A und O am Anfang der Karriereleiter wären. Dadurch entschieden sich Studierende, ein Praktikum nach dem anderen zu absolvieren und hätten kaum noch Zeit fürs Studium. Studierenden der ersten Semester fehle schlicht Lebenserfahrung und Wissen, um sich mit den vielen Versprechen seitens der Industrie adäquat auseinanderzusetzen zu können.
Befürworter halten dagegen, dass es für Studierende von Vorteil sei, möglichst früh Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen und aus erster Hand zu erfahren, worauf die Wirtschaft Wert lege. Auch sei es sinnvoll, bereits im Studium Einblicke in die Arbeitswelt zu bekommen. Mancherorts sei die Nachwuchswerbung an der Uni so stark ausgebaut, dass Absolventen gar nicht mehr auf Jobsuche gehen müssten, sondern bereits vor dem Abschluss Jobs angeboten bekämen. Besser könne es doch gar nicht laufen.
Fazit
Damit Nachwuchswerbung an der Uni nicht nervt, sondern wirklich zum Traumjob führt, muss die Hochschule gut filtern. So werdet ihr nicht mit Unmengen von Werbung bombardiert und müsst euch nicht mit zweifelhaften Unternehmen rumschlagen. Damit das klappt, braucht jede Hochschule klar definierte Werberichtlinien, die im Idealfall zusammen mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) erarbeitet werden. Flächendeckend ist dies noch nicht der Fall, deshalb schlagen gelegentlich durchaus fragwürdige Werbemaßnahmen Wellen.
Weiterführende Links:
- Hier findet ihr Weiterbildungen, die auch fürs Studium und eure zukünftige Berufswahl helfen können, Weiterbildung BW
- Auch wenn ihr aus Rheinland-Pfalz kommt, findet ihr hier ein breites Angebot aus interessanten Weiterbildungen und Workshops, Weiterbildung Rheinland-Pfalz
- Und falls ihr trotz Nachwuchswerbung noch nicht wisst, was ihr werden wollt, hier ein kleiner Test der Agentur für Arbeit