Philosoph und Ethnologe
Haben geisteswissenschaftliche Studiengänge noch Zukunft?
2017-06-10T14:51:14+02:00

Steckt ihr mitten im geisteswissenschaftlichen Studium und rauft euch die Haare, weil der Weg in den Beruf einem Labyrinth gleicht? bigKARRIERE weiß Rat, was eure berufliche Zukunft anbelangt!
Geisteswissenschaften studieren: Wer die Geister rief...
Ob ein Studium der Geisteswissenschaft Zukunft hat, fragen sich vor allem die Eltern. Denn Geisteswissenschaftler gelten allgemein als schwer(er) vermittelbar. Bei Abiturienten reißt das Interesse an dem Bereich hingegen nicht ab: Beinahe die Hälfte aller Studienanfänger ging im Wintersemester 2016/2017 mit einem geisteswissenschaftlichen Fach an den Start. Zu den Geisteswissenschaften zählen rund 40 Disziplinen aus dem geistigen, historischen, kulturellen, medialen, politischen, religiösen oder sozialen Bereich.
Eigentlich könnte man nach einem solchen Studium sehr viele Berufswege einschlagen, und genau darin liegt das Problem! Weil oft kein klares Ziel und in vielen Bereichen auch wenig Praxisbezug auf einen konkreten Beruf vorliegt, landen viele Absolventen erst mal in einem Praktikum nach dem anderen. Ähnliche Verwirrung herrscht auf Unternehmerseite. Arbeitgebern fehlt beim Geisteswissenschaftler ein klares Berufsbild. Zudem unterschätzen sie die Kenntnisse und Skills der Absolventen und zweifeln daran, dass ihr fachliches Wissen einen Nutzen für die Wirtschaftswelt hat.
Diese Gründe führen dazu, dass Geisteswissenschaftler im Vergleich zu Absolventen aus naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Studiengängen länger brauchen, bis sie den Berufseinstieg finden. Zudem sind die Einstiegsgehälter oft niedriger. Spätestens gegen Ende der Unizeit fragen sich viele Geisteswissenschaftler deshalb: Habe ich mir durch das Studium der Geisteswissenschaft die Zukunft verbaut?
Haben geisteswissenschaftliche Studiengänge noch Zukunft?
Einige geisteswissenschaftliche Disziplinen, wie etwa Kunstgeschichte, Ethnologie oder Philosophie, scheinen zuweilen archaisch. Welchen Zweck haben diese Fächer noch in der heutigen Welt? Ist das Studium solcher Disziplinen verlorene Zeit? Findet man damit zukünftig einen Job? Keine Sorge: Das Studium der Geisteswissenschaft wird auch in Zukunft Bestand haben. Denn durch Fortschritt und Entwicklung neuer Technologien werden neue Wege entstehen, wie das Fachwissen angewendet werden kann.
Ein Beispiel aus der Gegenwart: Aktuell erforschen mehrere große Konzerne das autonome Fahren. Das wirft Moralfragen auf, die für Ingenieure und Versicherungen von Bedeutung sind. Philosophen bringen Licht ins Dunkel: Sie klopfen ab, wie sich ein robotergesteuertes Auto verhalten soll, wenn Menschenleben in Gefahr sind. In die Menschenmenge rasen und die Insassen retten oder die Menschenmenge umfahren und die Insassen töten? Keine einfache Frage. Die Betrachtungen von Philosophen beeinflussen, wie fahrerlose Fahrzeuge programmiert und versichert werden.

Strategie für Geisteswissenschaftler: Mit Kalkül ins Berufsleben
Anders als bei Medizinern, Ingenieuren oder Juristen ist nach einem Studium der Geisteswissenschaft die Zukunft nicht vorgezeichnet. Geisteswissenschaftler müssen stärker Eigeninitiative zeigen und sich selber einen Beruf suchen. Die richtige Strategie hilft:
- Rechtzeitig mit der Karriereplanung beginnen: Geisteswissenschaften ziehen viele Unentschlossene an, die hoffen, im Studium den entscheidenden Impuls zu kriegen. Doch ohne Selbstreflexion passiert das nicht, weiß Uta Glaubitz, eine der bekanntesten Berufsberaterinnen Deutschlands und selbst studierte Philosophin. Fangt spätestens Mitte des Studiums an, euch Gedanken über euren Berufswunsch zu manchen!
- Beratungsangebote der Uni nutzen: Viele Hochschulen bieten gezielt berufliche Orientierungskurse oder Mentoring für Geisteswissenschaftler an. Dabei lernt ihr eure Stärken und Schwächen kennen und könnt diese mit potenziellen Berufen abgleichen.
- Berufsziel definieren: Der Arbeitsmarkt liebt klare Profile. Grenzt euer Interessenfeld ein und positioniert euch entsprechend.
- Praktika ja, aber richtig: Viele Praktika helfen nicht unbedingt viel und können Arbeitgeber sogar abschrecken. Wer in zu viele unterschiedliche Bereiche reinschnuppert, verwässert sein Profil. Richtet lieber alles auf ein Ziel aus und absolviert eher Praktika, die aufeinander aufbauen. Ideal ist es, Themen aus dem Praktikum für Seminararbeiten zu nutzen und nicht relevante Praktika aus der Bewerbung zu streichen.
Fazit
Lasst euch von den Vorurteilen nicht abschrecken, wenn ihr euer Studienfach liebt. Ein Studium der Geisteswissenschaft ist in Zukunft durchaus noch von Nutzen. Ist der Einstieg einmal geschafft, wird der Uniabschluss sowieso zur Nebensache. Konzentriert eure Energie darauf, ein konkretes Berufsziel zu identifizieren und geht selbstbewusst auf Jobjagd!
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