Studienwahl
Sicherheit vor Kreativität!
2017-06-24T18:04:36+02:00
Eigentlich ist ein akademischer Abschluss an sich schon fast so etwas wie eine Versicherung. Denn wer ein Studium absolviert hat, ist von Arbeitslosigkeit kaum bedroht, verdient überdurchschnittlich gut und wird im Vergleich zu Nicht-Akademiker sogar älter, belegen zahlreiche Statistiken. Doch das reicht aktuell vielen angehenden Akademikern nicht aus, sie entscheiden sich für ein extra sicheres Studium. bigKARRIERE hat die neusten Zahlen zum Thema Studienwahl und Zukunft.
Bei der Studienwahl an die Zukunft gedacht? Entscheidungskriterien der Studenten
Auf die Idee ein Orchideenfach, verrückte Studiengänge wie etwa Forstwirtschaft, ostafrikanische Sprachen oder Latein, zu belegen, kommen angehende Studenten heutzutage immer seltener. Für die aktuelle Studentengeneration haben solche Nischenfächer anscheinend eine abschreckende Wirkung. Das legt zumindest eine deutschlandweite Umfrage der univativ GmbH & Co. KG nahe. Der Personaldienstleister befragte kürzlich 1023 Studenten nach ihren Motiven in Sachen Studienwahl. Dabei kommt ein ausgesprochenes Sicherheitsempfinden bei den Jungakademikern zum Vorschein.
Zwar gaben 67 Prozent der Befragten an, ihr Studienfach primär aufgrund von persönlichen Interessen und Talenten gewählt zu haben, doch die Perspektive auf eine sichere Anstellung hatte eine ähnliche Bedeutung bei der Studienwahl. Die Aussicht auf einen festen Job und ein geregeltes Gehalt war für 58 Prozent der Befragten der entscheidende Faktor. Sie haben bei der Studienwahl an die Zukunft gedacht und sich für ein sicheres Studium entschieden, das einen leichten Zugang zum Arbeitsmarkt garantiert. Zudem gaben 54 Prozent der Befragten eine überraschende Antwort: Sie würden eine Verbeamtung begrüßen. Somit reicht mehr als der Hälfte ein sicheres Studium nicht aus, sie hätten zur Sicherheit zusätzlich gerne noch den Beamtenstatus auf Lebenszeit.
Dass die aktuelle Studentengeneration die Zukunft fest im Blick hat, belegt auch eine weitere Zahl. Für 61 Prozent der Befragten ist klar, wohin der berufliche Weg gehen soll, sie verfolgen schon jetzt ein konkretes Karriereziel. Für ein weiteres Drittel sind die beruflichen Optionen zwar klar, sie möchten sich jedoch vorerst nicht festlegen und erst näher zum Uniabschluss hin einen Beruf wählen. Lediglich sieben Prozent der befragten Studenten waren zum Zeitpunkt der Befragung noch unsicher, welche berufliche Laufbahn sie einschlagen wollen.
Geld und Idealismus haben bei den befragten Jungakademikern einen geringeren Stellenwert. 36 Prozent trafen die Studienwahl, um in Zukunft ein besonders hohes Gehalt zu verdienen. Und nur für jeden fünften der Befragten war der Drang etwas in der Welt zu verändern das entscheidende Kriterium. Somit entschieden sich nur 20 Prozent gegen ein sicheres Studium und für die eigenen Überzeugungen.
Was sich die Eltern für ihre Sprösslinge wünschen, spielte bei der Entscheidung für ein Studienfach kaum eine Rolle. Bloß zehn Prozent gaben an, ihre Studienwahl den Erwartungen der Eltern angepasst zu haben. Weitere sechs Prozent der Befragten fällten die Studienwahl, um in Zukunft in die Fußstapfen der Eltern treten zu können.
Mit 47 Prozent plant die Mehrheit der Befragten, ihr Studium mit einem Master abzuschließen. Zu den Entscheidungsgründen für den höheren Abschluss zählen die Verbesserung der Karrierechancen und die Aussicht auf ein höheres Gehalt. Anders sehen es 41 Prozent der Befragten, sie empfinden den Bachelor als ausreichend. Nur eine kleine Minderheit strebt die Promotion an.

Sicherheit vor Kreativität!/Foto: Brendan Church / Unsplash
Unser Fazit zum Thema Studienfach und Zukunft
Es scheint, die aktuelle Studentengeneration besteht aus Sicherheitsfanatikern, die ein sicheres Studium mehr schätzen als es frühere Studentengenerationen getan haben. Wer jetzt überlegt, welches Studium das richtige ist, sollte bei der Entscheidung für ein Studienfach vor allem auf seine individuellen Interessen und weniger auf die Impulse vom Arbeitsmarkt hören. Denn bis zum Studienende kann sich arbeitsmarkttechnisch noch vieles ändern und die jahrelange Schufterei bis zum Abschluss lässt sich ohne echte Leidenschaft fürs Fach deutlich schwerer bewerkstelligen.
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