Wohnen in kleinen Würfeln
Cubity in Frankfurt
2018-01-26T12:38:32+01:00

In vielen Unistädten ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Doch es gibt innovative Ideen, die die studentische Wohnungsnot lindern könnten. bigKARRIERE stellt euch in diesem Zusammenhang das Wohnwürfel-Forschungsprojekt Cubity in Frankfurt vor.
Hintergrund: Entwicklung des Wohnungsmarktes in Frankfurt
Der Wohnungsmarkt wird vielerorts immer schwieriger. Weil die Studentenzahlen wachsen, steigt auch der Andrang auf dem Wohnungsmarkt. In beliebten Unistädten fehlt deswegen Wohnraum. Vor allem bezahlbare Wohnungen sind knapp. Das treibt die Mietpreise in die Höhe. In Frankfurt am Main stiegen die Quadratmetermietpreise von 2004 bis 2017 um 37 Prozent. Anfang 2017 betrug der monatliche Mietpreis pro Quadratmeter 13,70 Euro, im ersten Quartal 2004 waren es noch 10 Euro. Neue Wohnformen wie das experimentelle Wohnprojekt Cubity in Frankfurt könnten den Wohnungsmarkt entspannen – doch noch gibt es die eine oder andere Schwäche.
Innovative Idee für studentisches Wohnen: Cubity in Frankfurt
Futuristisch mutet das gläserne Heim namens Cubity in Frankfurt an. Hinter der transparenten Fassade verbergen sich zwölf Wohnwürfel (Cubes), die auf zwei Etagen um einen großen Wohnraum mit Küche herum angeordnet sind. Außer dem großen Tisch, der Platz für alle Bewohner – derzeit sieben Frauen und vier Männer – bietet, gibt es noch einen weiteren Treffpunkt. Den loftartigen Gemeinschaftsraum in der ersten Etage, der zum Chillen, Lesen und Fernsehen dient. 256 Quadratmeter hat das gesamte Haus. Davon entfallen gerademal 7,2 Quadratmeter – oder 16 auf 16 Meter – auf jeden Bewohner.
Neben einem Einzelbett, einem Schreibtisch mit Stuhl, einer Schrankablage und kleinen Schubfächern gibt es auch noch ein kleines Badezimmer mit Dusche und WC pro Wohncube. Die restlichen 120 Quadratmeter sind Gemeinschaftsfläche. Cubity ist ein Plusenergiehaus. Mittels einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach wird mehr Energie produziert als die Bewohner verbrauchen.
Die Initiatoren des Projekts wollen herausfinden, ob das Zusammenleben für Studenten in einem so innovativen, ökologischen und platzsparenden Haus möglich ist. Wenn es gelingt, wäre es eine ideale Möglichkeit, um Studenten bezahlbar und innenstadtnah auf bisher ungenutzten Flächen unterzubringen. Nachverdichten nennt man das. Betreut wird Cubity von der TU Darmstadt und dem Studentenwerk Frankfurt. Finanzielle Unterstützung gibt es von zwei hessischen Ministerien, der Deutschen Fertighaus Holding und dem Wohnbauunternehmen "Nassauische Heimstädte Wohnstadt".
Das soziale Zusammenleben der Bewohner analysiert ein Soziologe. Dafür zieht er für eine Woche pro Monat ein, verteilt Fragebögen, führt Gruppendiskussionen und beobachtet das Wohnverhalten der Studierenden. Dank des nachhaltigen Energiekonzepts und der Sponsoren beträgt die Miete inklusive Nebenkosten und Strom 250 Euro. Umgerechnet auf die sieben Quadratmeter ist das nicht billig, insgesamt aber preiswerter als praktisch jede andere Wohnlösung in Frankfurt.

Erfahrungen mit Cubity in Frankfurt: Vorteile und Nachteile des Wohnwürfels
Nach Aussage der Bewohner ist das Leben im Wohnwürfel gewöhnungsbedürftig, denn die sieben Quadratmeter sind nicht gerade großzügig. Zudem sind die einzelnen Cubes sehr hellhörig. Auch deshalb lief es bei der ersten Bewohnergeneration von Cubity noch nicht richtig rund – auf sozialer und technischer Ebene. Die technischen Schwierigkeiten wurden beseitigt. Das Soziale liegt wohl daran, dass die Mitbewohner regelrecht zusammengewürfelt sind.
Das Studentenwerk hatte sie zufällig zugewiesen und den Studierenden ein Vetorecht gewährt. Deshalb verlassen hat das Projekt aber noch niemand. Als eine Mitbewohnerin in eine andere Stadt zog, wurde ganz demokratisch ein neuer Mitbewohner von der Erstbesetzung gewählt. Künftig soll das so weitergehen. In den nächsten zwei Jahren, die das Projekt Cubity in Frankfurt noch laufen soll, will sich das Studentenwerk raushalten und die Mitbewohnerwahl den Studierenden überlassen. Dann dürften sich die Probleme des Zusammenlebens entschärfen. Aber seien wir ehrlich, auch in normalen WGs und Wohnheimen lässt sich nicht jeder Konflikt vermeiden.
Fazit
Auch wenn der Prototyp noch die eine oder andere Schwäche hat und die Mitbewohner einiges am Zusammenleben kritisieren – die 250 Euro, die Cubity in Frankfurt kostet, sind einfach unschlagbar.
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