Der Traum von der Selbstständigkeit
Alles was du brauchst, um dein eigener Chef zu werden
2023-04-04T09:50:24+02:00
Viele Menschen träumen von der Selbstständigkeit. Die Existenzgründung bietet Chancen, aber auch große Risiken, die es vor allem in der Anfangszeit zu navigieren gilt. Lies hier, wann du darüber nachdenken kannst, dich selbstständig zu machen, wo der Unterschied zwischen Selbstständigen und Freiberuflern liegt und welche Aufgaben du für die Selbstständigkeit erfüllen musst.

Wer kann sich selbstständig machen?
Grundsätzlich kannst du dich selbstständig machen, ohne dass du besondere Voraussetzungen hinsichtlich Beruf oder Ausbildung erfüllen musst. Du benötigst lediglich einen Gewerbeschein, den du bei deinem örtlichen Gewerbeamt beantragst. Das gilt sowohl, wenn du die Tätigkeit hauptberuflich ausüben willst als auch für nebenberufliche Beschäftigungen. Zudem ist es wichtig, dass du für dein Gewerbe die richtige Rechtsform anmeldest. Auch hier stehen dir im Prinzip die meisten Türen offen, praktisch gibt es jedoch zahlreiche Erwägungen, die bestimmte Rechtsformen zu Anfang besonders attraktiv oder praktikabel machen.
Selbstständig als Einzelunternehmen
Mehr als zwei Drittel der Existenzgründer firmieren zunächst als Einzelunternehmen. In diese Rechtsform fällst du bei der Gründung automatisch, solange du keinen anderen Wunsch äußerst. Vorteil dieser Variante: Es ist kein Mindestkapital für die Gründung erforderlich und der Aufwand für die Unternehmensgründung ist sehr gering. Allerdings haftest du im Falle eines Scheiterns auch mit deinem Privatvermögen. Dass du als Einzelunternehmen tätig bist, heißt übrigens nicht, dass du alleine tätig sein musst – du kannst beliebig viele Angestellte haben. Bei Bedarf ist außerdem der Eintrag ins Handelsregister möglich. Damit bist du Vollkaufmann oder -kauffrau und erhältst Vorteile bei Kreditgeschäften sowie bei der Erteilung von Prokura. Andererseits bist du zur kaufmännischen Buchhaltung verpflichtet (doppelte Buchführung & Bilanzierung).
Gründung mit GmbH
Die zweitpopulärste Form der Unternehmensgründung ist die GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung). Auf sie entfallen etwa 15 Prozent aller Unternehmensgründungen. Um eine GmbH zu gründen, benötigst du 25.000 Euro Stammkapital und im Vergleich zur Einzelunternehmung deutlich mehr Geduld, denn die bürokratischen Hürden sind hier deutlich aufwändiger. Die attraktivste Eigenschaft einer GmbH ist der Schutz deines Privatvermögens – alle Gesellschafterinnen und Gesellschafter haften maximal bis zur Höhe ihrer Einlagen in die GmbH. Zudem handelt es sich bei der GmbH um eine juristische Person, Geschäfte werden also der Gesellschaft und keiner Einzelperson zugeordnet. Hast du das nötige Stammkapital, zum Beispiel durch eine Erbschaft oder einen Kredit, ist die GmbH eine gute Möglichkeit, auch als kleines Unternehmen der Privathaftung auszuweichen. Im Gegensatz zum Einzelunternehmen ist der Eintrag ins Handelsregister hier allerdings verpflichtend, gemeinsam mit den damit verbundenen Verpflichtungen zur Veröffentlichung der Finanzunterlagen. Dafür hast du mit einer GmbH einen besseren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten. Start-ups mit Eigenkapital wählen häufig den Weg einer Unternehmensgründung als GmbH.
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts ist vor allem dann beliebt, wenn du mit Partnern ein Unternehmen gründen möchtest. Sie macht etwa fünf Prozent aller Neugründungen aus. Die GbR wird gerne mit der Einzelunternehmung verglichen, weil auch hier kein Mindestkapital erforderlich ist und alle Gesellschafter zusätzlich zum Gesellschaftsvermögen mit ihrem Privatvermögen haften. In der Grundform der GbR haften zudem alle Gesellschafter in voller Höhe für das Handeln der anderen, weshalb unbedingt ein Gesellschaftervertrag ausgehandelt werden sollte, in dem Haftungsfragen, Befugnisse hinsichtlich finanzieller Fragen und das Vorgehen beim Ausscheiden von Gesellschaftern geklärt werden. Nachteilig an der GbR ist, dass das Unternehmen nach der Einkommenssteuer besteuert wird, die Steuern also deutlich höher liegen können als bei der Körperschaftssteuer anderer Rechtsformen.
Bei Eintrag ins Handelsregister wird die GbR automatisch zur offenen Handelsgesellschaft (OHG). Vorteile sind die bessere Kreditwürdigkeit, die schnelle Gründung bzw. Umfirmierung und die Möglichkeit zur Arbeitsteilung und zur flexiblen Unternehmensführung. Allerdings sollte bei der OHG zwischen den involvierten Kaufleuten großes Vertrauen und Einigkeit mit Blick auf die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens herrschen. Zudem haften die involvierten Gesellschafter weiterhin mit dem Privatvermögen.
Alle anderen Rechtsformen – Offene Handelsgesellschaft (OHG), Kommanditgesellschaft (KG), Unternehmergesellschaft (UG) und Aktiengesellschaft (AG) – machen zusammen etwa zehn Prozent aller Gründungen aus.

Selbstständig oder Freiberufler?
Die Grenzen zwischen Selbstständigkeit und freiberuflicher Tätigkeit (oft auch als Freelancing bezeichnet) sind nicht immer ganz klar. Es gibt bestimmte Berufe, die als freiberufliche Tätigkeit anerkannt werden können. Diese werden im Einkommenssteuergesetz (§18 EStG) genannt. Die endgültige Entscheidung, ob du als Freiberufler anerkannt wirst, fällt das Finanzamt, das du hinsichtlich deines Status kontaktieren musst. Freiberufler verfügen in der Regel über besondere berufliche Qualifikationen. Sie sind laut Partnerschaftsgesellschaftsgesetz (PartGG) zuständig für “persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit”.
Will ich im Haupt- oder Nebenberuf selbstständig werden?
Eine Grundsatzfrage im Hinblick auf die berufliche Tätigkeit ist, ob du im Haupt- oder Nebenberuf selbstständig werden willst. Möchtest du dir zusätzlich zu deinem Haupterwerb noch etwas dazuverdienen, etwa durch kleine handwerkliche Tätigkeiten oder das Schreiben als Blogger, wirst du damit wahrscheinlich die Einnahmen aus deinem Hauptberuf nicht übertreffen. Wichtig ist es, deinen Arbeitgeber über den Schritt zu informieren. Das kann unangenehm sein, ist aber besser, als wenn die Information von anderer Stelle durchdringt. Prüfe außerdem deinen Arbeitsvertrag und was dort zum Thema anderer Tätigkeiten festgehalten ist. Gegebenenfalls musst du hier nachverhandeln. Mache auf jeden Fall deutlich, dass du deinem Arbeitgeber keine Konkurrenz machen willst und auch weiterhin alle vertraglichen Pflichten erfüllen wirst.
Die Nebenerwerbsselbstständigkeit ist eine zusätzliche Tätigkeit zur hauptsächlichen, ersten Erwerbstätigkeit, deren Einkommen weniger als die Hälfte zum Gesamteinkommen beiträgt. Die Arbeitszeit muss deutlich geringer ausfallen als beim Haupterwerb. In der Regel beschäftigen nebenberuflich Selbstständige zudem keine weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die häufigsten Gründe für eine nebenberufliche Selbstständigkeit sind das Ausnutzen eigener Fähigkeiten, eine Alternative zum bisherigen Erwerb zu schaffen und der Wunsch nach finanzieller Absicherung. Auch versicherungstechnische Gründe oder die Vorbereitung einer späteren hauptberuflichen Selbstständigkeit, zum Beispiel durch geschicktes Netzwerken und Aneignung des benötigten Wissens, können bei der Entscheidung eine Rolle spielen.
Allgemein ist die nebenberufliche Selbstständigkeit eine gute Idee für alle, die ihre Geschäftsidee unter dem Schutzmantel der finanziellen Sicherheit durch den Hauptberuf erst einmal testen wollen. So entsteht weniger Druck und es besteht die Chance, das eigene Einkommen noch etwas zu verbessern. Nachteilig ist häufig die eingeschränkte Verfügbarkeit durch den Hauptberuf und der Verlust von Freizeit. Zudem muss auch die nebenberufliche Tätigkeit steuerlich erfasst werden, was du bei der Kalkulation des zusätzlichen Einkommens einrechnen solltest. Eine teilweise Ausnahme: Du fällst unter die Kleinunternehmerregelung (jüngste jährliche Einnahmen: weniger als 22.000 Euro und und erwartete Einnahmen für das aktuelle Jahr weniger als 50.000 Euro) – in diesem Fall musst du keine Umsatzsteuer zahlen.
Fazit
Für junge Menschen, die sich etwas dazuverdienen möchten, ist insbesondere die nebenberufliche Selbstständigkeit attraktiv. Vor allem in kreativen oder schaffenden Berufen gibt es hier gute Möglichkeiten, auch ohne großes Eigenkapital schnell durchzustarten. Geschäftsformen wie die GmbH lohnen sich in aller Regel nur für größere, hauptberufliche Tätigkeiten, da hiermit auch viel administrativer Aufwand verbunden ist. Eine Alternative zur Selbstständigkeit ist die freiberufliche Arbeit, hier musst du allerdings mit dem Finanzamt über die Rahmenbedingungen kommunizieren.