Freelancer werden
Wissenswertes und Tipps
2018-10-04T19:55:33+02:00
Freelancer werden – immer mehr Menschen wagen freiwillig oder mangels beruflicher Alternativen den Schritt in eine Selbstständigkeit als Freelancer. Viele Arbeitnehmer, Hochschulabsolventen und Berufseinsteiger reizt die Aussicht auf eine freie, selbstbestimmte und flexible Berufstätigkeit. Im folgenden Beitrag erfahrt ihr alles Wissenswerte und worauf ihr achten solltet, wenn ihr euch als Freelancer selbstständig machen wollt.

Was ist ein Freelancer?
Der Begriff Freelancer ist die englische Bezeichnung für einen freien Mitarbeiter im Deutschen. Ein freier Mitarbeiter arbeitet für einen oder mehrere Kunden auftragsbezogen. Er geht dabei keinen Arbeitsvertrag ein. Grundlage für seine Tätigkeit ist ein Dienst- oder Werkvertrag. Als freie Mitarbeiter werdet ihr stundenweise oder pauschal für die Erledigung eines Auftrages bezahlt. Eine stundenweise Vergütung wird in der der Regel in einem Dienst- oder Honorarvertrag geregelt. Bei einer pauschalen Vergütung schließt ihr mit dem Auftraggeber einen Werkvertrag.
Ein freier Mitarbeiter ist nicht in die Struktur des Unternehmens eingebunden und ist nicht wie ein Angestellter an Weisungen des Unternehmens gebunden. Er erbringt seine Leistung als selbstständiger Unternehmer in der Regel persönlich, arbeitet und handelt auf eigene Rechnung. Als Unternehmer kann ein Freelancer Personal einstellen und bei Bedarf zur Umgehung der persönlichen Haftung eine GmbH gründen. Die persönliche Unabhängigkeit gilt als das wesentliche Merkmal eines Freelancers. Ein Freelancer ist in der Regel hoch qualifiziert und auf ganz bestimmte Tätigkeiten spezialisiert. Nahezu jede Art von Dienstleistungen, die von Unternehmen benötigt werden, können von einem freien Mitarbeiter erbracht werden. Hierzu zählen insbesondere die Bereiche
- Grafik und Design
- Gestaltung von online und offline Medien
- Programmierung und Softwareentwicklung
- Suchmaschinenoptimierung
- Content- und Texterstellung, Journalismus
- Tätigkeiten als Lehrer und Dozent
- Übersetzer und Dolmetscher
- Coaching und Beratung
Wenn ihr als freie Mitarbeiter selbstständig arbeiten wollt, könnt ihr dies in praktisch allen Branchen tun. Als klassische Betätigungsfelder eines Freelancers gelten der kulturell-künstlerische Bereich sowie Werbeagenturen und Medienunternehmen im weitesten Sinne. Der Begriff entstammt übrigens einem Roman. In seinem Roman "Ivanhoe" hat Sir Walter Scott den Begriff geprägt und als Bezeichnung für mittelalterliche Söldner verwendet, die ihre Lanze gegen Bezahlung für andere einsetzten.

Wie unterscheiden sich Freelancer und Freiberufler
Die Bezeichnung Freiberufler trifft auf eine genau umrissene Gruppe von Berufen zu, die vom Finanzamt als "Katalogberufe" bezeichnet werden. Hierzu zählen beispielsweise Ärzte, Architekten, Notare, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Journalisten. Nach der Definition des Gesetzgebers haben die freien Berufe im Allgemeinen eine besondere berufliche Qualifikation oder eine schöpferische Begabung als Grundlage. Ein Freiberufler muss aufgrund seiner Fachkenntnisse leitend tätig sein können und betreibt kein Gewerbe. Damit unterliegt er weder der Gewerbeordnung, noch muss ein Freiberufler Gewerbesteuer bezahlen. Ein Freiberufler kann seinen Beruf in einer selbstständigen Tätigkeit oder als Angestellter ausüben. Zum Beispiel als Arzt in einer Klinik oder als angestellter Steuerberater in einer großen Kanzlei.
Ein freier Mitarbeiter ist immer selbstständig, egal, welche Tätigkeit er ausübt. Der Begriff des Freelancers bezieht sich auf die Art des Beschäftigungsverhältnisses und nicht auf bestimmte Berufsfelder. Bei verschiedenen Berufen ist der Übergang fließend. So zählen Journalisten zu den Freiberuflern, können aber auch als freie Mitarbeiter für verschiedene Zeitschriften oder TV-Sender tätig sein.
Wer kann Freelancer werden?
In den typischen Berufsfeldern für freie Mitarbeiter kann sich im Prinzip jeder selbstständig machen. Ein Freelancer, der seine Dienste als Designer oder Programmierer anbietet, muss keine besonderen Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. Wenn ihr den Wunsch habt, als freier Mitarbeiter zu arbeiten, solltet ihr euch jedoch in eurem Fachgebiet sehr gut auskennen, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Freie Mitarbeiter gelten als flexibel einsetzbar und werden als Fachleute auf ihrem Gebiet angesehen.
Was müssen Freelancer beachten?
Kurz gesagt: eine ganze Menge. Wenn ihr als freier Mitarbeiter selbstständig werden wollt, ist der erste Schritt die Anmeldung beim Finanzamt. An das für euch zuständige Finanzamt schickt ihr ein formloses Schreiben in dem steht, dass ihr selbstständig arbeiten wollt, als was ihr selbstständig arbeiten wollt und, dass ihr eine Steuernummer beantragt. Kurz darauf erhaltet ihr vom Finanzamt den sogenannten "Fragebogen zur steuerlichen Erfassung", den ihr ausfüllen und zurückschicken müsst.
Für verschiedene Tätigkeiten als freier Mitarbeiter ist eine Gewerbeanmeldung erforderlich. Das Finanzamt teilt euch mit, ob ihr für eure Tätigkeit ein Gewerbe anmelden müsst oder nicht. Falls ja, müsst ihr das Gewerbe zeitnah beim örtlichen Gewerbeamt anmelden. Je nach Gewerbe erhaltet ihr dann später noch Post von der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer. Die Kosten für die Gewerbeanmeldung sind relativ gering und von Stadt zu Stadt unterschiedlich.
Freie Mitarbeiter und das Arbeitsrecht
Freie Mitarbeiter werden nicht wie normale Arbeitnehmer durch das Arbeitsrecht geschützt. Für sie gelten bestimmte Regelungen des Arbeitsrechts nicht. Freelancer haben in der Regel keine festen Arbeitszeiten und sind nicht wie Angestellte im Krankheitsfall durch Lohnfortzahlung abgesichert. Ebenso gibt es keinen Anspruch auf Urlaub. In der Regel sind im Vertrag jedoch die zu leistenden Stunden, bis wann diese Stunden geleistet werden müssen oder bis wann die Arbeit abgeschlossen sein muss, festgelegt. Vorausgesetzt, die Arbeit wird termingerecht fertig, könnt ihr eure Arbeitszeiten selbst bestimmen. Bei einigen Arbeiten als Freelancer könnt ihr zudem den Arbeitsort selbst wählen. Vieles wird heute über das Internet abgewickelt. Ob ihr zu Hause am Schreibtisch oder in der Karibik am Stand arbeitet, interessiert den Auftraggeber in der Regel nicht. Hauptsache das Ergebnis stimmt.
Versicherungen für Freelancer
Wie bereits gesagt, seid ihr als freie Mitarbeiter nicht wie Angestellte beispielsweise im Krankheitsfall abgesichert. Die Auftraggeber bezahlen keine Beiträge zur Kranken-, Renten- oder Pflegeversicherung für euch. Dafür müsst ihr selbst sorgen. Ihr seid nicht in den gesetzlichen Versicherungen pflichtversichert. Bei der Krankenversicherung könnt ihr wählen, ob ihr freiwillig weiter Mitglied in einer gesetzlichen Versicherung bleibt oder eine private Krankenversicherung abschließt. Bei der Rentenversicherung ist es ähnlich. Sucht euch einen guten Berater zu diesem wichtigen Thema. Unverzichtbar sind auch eine gute Haftpflichtversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Wenn ihr selbstständig werden wollt, müsst ihr bedenken, dass ihr alle diese Versicherungen aus euren Einnahmen finanzieren müsst.

Freelancer und das Finanzamt
Als Arbeiter oder Angestellter braucht ihr euch im Prinzip nicht um eure Steuererklärung zu kümmern. Der Arbeitgeber schickt alles ans Finanzamt und ihr erhaltet euren Steuerbescheid automatisch. Es sei denn, ihr wollt Sonderausgaben wie etwa die Kosten für die Fahrt zur Arbeit geltend machen. Als freie Mitarbeiter seid ihr Unternehmer und müsst wie alle Unternehmer eine Einkommensteuererklärung abgeben. Als Gewerbetreibende kommt noch eine Erklärung zur Gewerbesteuer hinzu. Daher solltet ihr alle Belege und Rechnungen sorgfältig aufbewahren und zumindest eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) aufstellen. Viele Ausgaben könnt ihr im Gegensatz zu Angestellten steuermindernd geltend machen. Besprecht diese Punkte am Besten im Vorfeld mit einem versierten Steuerberater, bevor ihr euch selbstständig macht.
Scheinselbstständigkeit vermeiden
Insbesondere in den ersten Monaten eurer Selbstständigkeit werdet ihr wahrscheinlich noch nicht viele Auftraggeber haben. Wenn ihr eure Arbeit gut erledigt, können Auftraggeber ein Interesse daran haben, längerfristig mit euch zusammenzuarbeiten. Der Vorteil für die Auftraggeber ist, dass sie wissen, was sie bekommen und die Sozialversicherungsabgaben für einen Angestellten einsparen. Und ihr könnt, zumindest in Grenzen, mit Einnahmen rechnen. Ihr solltet jedoch darauf achten, möglichst immer für mehrere Auftraggeber, nacheinander oder gleichzeitig, zu arbeiten. Sonst kann der Verdacht entstehen, dass ihr von einem Auftraggeber abhängig seid. Das Finanzamt oder die Sozialversicherungen sehen dies dann unter Umständen als Scheinselbstständigkeit an. Die Folge ist, dass ihr euren Status als selbstständiger Unternehmer verliert und der Auftraggeber die Sozialversicherungsbeiträge rückwirkend bezahlen muss. Als eine Richtlinie für die Beurteilung der Scheinselbstständigkeit gilt, dass ihr mehr als 5/6 eurer Einnahmen mit einem Auftraggeber erzielt.
Fazit
Wenn ihr Freelancer werden wollt, solltet ihr euch diesen Schritt gut überlegen. Selbstbestimmtes Arbeiten, die freie Einteilung der Arbeitszeiten, ein Arbeitsort nach Wunsch und mehr Abwechslung im Job sind die eine Seite. Dass auch ein freier Mitarbeiter für sein Geld arbeiten und genügend Auftraggeber finden muss, die andere. Eine sorgfältige Vorbereitung, eine gute Selbstorganisation und letztendlich eure Qualifikationen und Fähigkeiten sind für euren Erfolg als freier Mitarbeiter entscheidend.
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