Ist dein Gehalt fair?
4 Anhaltspunkte, wie du es herausfinden kannst
2023-04-12T09:39:34+02:00
Das Thema Geld ist bei der Jobsuche wichtig und heikel zugleich. Vor allem, wenn du nach der Schule oder nach der Universität frisch ins Berufsleben einsteigst, kann die Frage nach dem lieben Geld eine große Herausforderung darstellen. Du suchst nach dem richtigen Einstiegsgehalt für deinen Job? Keine Sorge, das Internet weiß Rat. Wirklich. Du musst nur wissen, wo. Hier stellen wir dir ein paar interessante Anlaufstellen vor, anhand derer du dir deine Gehaltsvorstellung im Anschreiben ausrechnen kannst. Außerdem verraten wir dir, warum auch dein potenzieller neuer Arbeitgeber an einem fairen Gehalt interessiert sein sollte.

Top Tipps, um das richtige Gehalt herauszufinden
An Tariftabellen orientieren
Für Berufsgruppen, die nach Tarif bezahlt werden, ist die Angabe des Wunschgehalts deutlich einfacher – sie ist nicht nötig, denn in solchen Stellenausschreibungen ist die Tarifgruppe angegeben. Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) regelt beispielsweise das Bruttoentgelt für alle Entgeltgruppen als Beschäftigte des Bundes oder der Kommunen – inklusive der verschiedenen Stufen nach Beschäftigungsdauer bis 15 und mehr Jahren.
Warum das für dich interessant ist, wenn du in ein privates Unternehmen einsteigen willst? Viele Berufe, die bei Behörden ausgeschrieben sind, gibt es in ähnlicher Form in der Privatwirtschaft. Die Entgeltstufen sind daher eine gute Orientierung dafür, was du anderswo verlangen kannst. Oft bezahlen Unternehmen sogar besser, um die Benefits des Tarifvertrags (Sonderzahlung, Weihnachtsgeld, tariflicher Kündigungsschutz etc.) aufzufangen.
Stellenbörsen besuchen
Viele Stellenbörsen im Internet bieten inzwischen einen Gehaltsrechner an oder zeigen für bestimmte Stellen eine Gehaltsspanne an, innerhalb derer üblicherweise bezahlt wird. Wichtige Faktoren sind hierbei unter anderem Region und Berufserfahrung: Je nachdem, wo du dich bewirbst und wie viel Erfahrung bzw. welche Qualifikationen du mitbringst, kannst du dich an dem Band orientieren.
Beachte, wenn du auf einer Stellenbörse nach der Gehaltsspanne suchst: Viele Plattformen legen ähnlich klingende, eigentlich unterschiedliche Jobs zusammen. Gerade in Bereichen, in denen die Spezialisierung sehr hoch ist, etwa im Ingenieurswesen, variiert die Gehaltsspanne beträchtlich. Hier ist es deshalb wichtig, dass du andere Quellen hinzuziehst.
Im Bekanntenkreis informieren
Vor allem, wenn du studiert hast, kennst du vielleicht einige ehemalige Kommilitonen und Kommilitoninnen oder hast sogar Freunde, die einen ähnlichen Karrierepfad einschlagen möchten. Auch hier kannst du deshalb einmal unverbindlich nachfragen, was sie an Gehaltswünschen angeben oder bereits verdienen, solange du dabei unaufdringlich bist.
In Foren herumfragen
Anonymität senkt die Hemmschwelle – das wissen wir im Internet nicht erst seit gestern. Vielleicht fällt es dir daher leichter, auf einer anonymen Internetplattform wie Reddit nach dem richtigen Einstiegsgehalt zu fragen. Auf den einschlägigen Subs tummeln sich zahlreiche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus fast jeder Branche. Wenn du möchtest, kannst du dir dafür einen Zweitaccount erstellen, falls du nicht möchtest, dass die Aktivität auf deinen Hauptaccount zurückfällt.
Du siehst also, es gibt jede Menge Quellen, bei denen du herausfinden kannst, welches Gehalt markttypisch ist. Beachte bei der Angabe deines Gehaltswunsches, dass manche Wohnorte teurer sind als andere. Das führt zu einer Fluktuation in der Gehaltsbewertung: Befindet sich dein Arbeitsplatz in einer teuren Großstadt, kannst du vermutlich einige Tausende Euro mehr verlangen als für einen Job fernab der Metropolregionen und Vorstädte. Dieses Geld wirst du wahrscheinlich benötigen, um die im Vergleich höheren Lebenshaltungskosten zu decken.

Warum fragt der Arbeitgeber überhaupt nach dem Gehaltswunsch?
Eine zynische Antwort auf diese Frage wäre vermutlich, dass der Arbeitgeber einfach nach der günstigsten verfügbaren Arbeitskraft sucht. Doch der Grund für die Forderung einer Gehaltsangabe in der Bewerbung ist in der Regel ein anderer: Die meisten seriösen Unternehmen sehen in der Gehaltsangabe die Chance, den Bewerber oder die Bewerberin besser einschätzen zu können und unnötige Bewerbungsgespräche zu vermeiden. Wenn erst im Bewerbungsgespräch herauskommt, dass der potenzielle neue Arbeitnehmer ein völlig überzogenes Gehalt fordert, ist das für den Arbeitgeber verschwendete Arbeitszeit. Und auch ein besonders niedriger Gehaltswunsch ist oft schlecht für die Chancen auf eine Einstellung. Eine solche Taktik kann von besonders niedrigem Selbstbewusstsein oder Verunsicherung gegenüber dem potenziellen Arbeitgeber zeugen. Beides sind keine guten Voraussetzungen für die langfristige Zusammenarbeit. Wer sich bewusst unter Wert verkauft, schmälert also die Chance auf den Bewerbungserfolg. Ein realistischer Gehaltswunsch ist daher der beste Weg.
Seriöse Unternehmen sind sich bewusst, dass ihre Angestellten Rechnungen zu bezahlen haben und dass eine faire vertragliche Kompensation für die geleistete Arbeitszeit für die langfristige Zufriedenheit unerlässlich ist. Setzen Arbeitgeber nicht mit Absicht auf die Taktik, mit Lohndumping und dem schnellen Tausch von Arbeitskräften lediglich eine Durchgangsstation zu sein, werden sie die Argumente für deine realistische Gehaltsforderung im Bewerbungsgespräch höchstwahrscheinlich anhören. Mit etwas Verhandlungsgeschick und Verkaufstalent kannst du dabei ein gutes Gehalt heraushandeln, etwa indem du auf absolvierte Weiterbildungen, vorhandene Qualifikationen oder Branchen- beziehungsweise Berufserfahrung verweist.
Fazit
Schlussendlich müssen für eine erfolgreiche Zukunft im neuen Job natürlich das Gehalt und die Voraussetzungen im neuen Beruf stimmen. Beides sollte sich dabei die Waage halten: Ein zu Beginn überdurchschnittlicher Verdienst fängt schlechte Stimmung, fehlende Weiterbildungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten oder schlichte Langeweile im neuen Job allenfalls für eine bestimmte Zeit ab. Dafür können Benefits wie ein familienfreundliches Arbeitszeitmodell, Vergünstigungen, zusätzlicher Jahresurlaub und mehr ein etwas geringeres Gehalt rechtfertigen. Welche Variante du bevorzugst, bleibt schlussendlich dir überlassen. Sei dir dabei bewusst: Vor allem zum Berufseinstieg ist kein Gehalt für immer – wenn du deine Karten richtig spielst, wirst du später noch viele Möglichkeiten haben, es bei der nächsten Gehaltsverhandlung oder im nächsten Bewerbungsprozess besser zu machen.