Sprinter auf Tartanbahn
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Sprinter auf Tartanbahn
Der Umgang mit High Performern im Job

Mein Kollege der Überflieger

High Performer gelten als Leistungsträger einer Firma und sind ihren Kollegen oft in allen Belangen überlegen. Was also tun, wenn man auf der Arbeit mit einem Überflieger konfrontiert ist?

High Performer, zugegebenermaßen ein Begriff, der den deutschen Sprachraum bisher noch nicht geflutet hat. Tatsächlich handelt es sich um ein Modewort, das 2015 im Rahmen einer Studie etwas populärer wurde. Bei High Performern handelt es sich um Menschen, die als die Leistungsträger einer Firma gelten. Oft sind sie ihren Kollegen in allen Belangen überlegen und wissen das meistens sehr gut. Die logische Folge: die Beliebtheit hält sich in Grenzen. Was also tun, wenn man auf der Arbeit mit einem Überflieger konfrontiert ist?

Eine Frau hält einen Stift und notiert sich Termine in einen Kalender
Stil / Unsplash
Eine Frau hält einen Stift und notiert sich Termine in einen Kalender

Was sind High Performer?

High Performer bedeutet übersetzt "Starkleister" und bezeichnet eine Person, die im Job sehr gute Leistungen bringt. Dabei geht den High Performern diese Leistung einfach von der Hand, doch hier solltet ihr aufmerksam sein. Es ist von außen nicht immer ersichtlich, ob dem Kollegen die Aufgabe leicht von der Hand ging, nur weil das Ergebnis sehr gut ist und in kurzer Zeit präsentiert werden konnte. Doch gerade diese Eigenschaft zeichnet diese Top Performer aus, sie wissen genau, welche Leistungen sie in einem bestimmten Zeitraum erledigen können – und das möglichst nachhaltig. Im Auftreten wirken sie sehr eloquent und überzeugend, sie ruhen in sich und scheinen weder sich selbst noch ihre Leistungen in Frage zu stellen. Doch gerade, weil die Leistungen immer ein Ergebnis von harter Arbeit sind, egal ob sie demjenigen leicht oder schwer von der Hand geht, ist für viele Menschen schwierig zu unterscheiden, mit welchem Typen sie es zu tun haben.

Ihr fragt euch an dieser Stelle bestimmt, was den High Performer vom Workaholic unterscheidet. Wer genauer hinsieht, wird schnell feststellen, dass beide Typen eigentlich recht wenig gemeinsam haben, auch wenn beide nach außen hin hart arbeiten.

Workaholic vs. High Performer

Der Workaholic ist arbeitssüchtig, er ist also auf gewisse Weise sehr destruktiv bei seiner Arbeit und nicht gerade der Quell des puren Glücks. Der High Performer hingegen liebt das, was er tut und weiß genau, wann er was und in welchem Leistungsumfang tun muss, um seine Ziele zu erreichen. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass der Workaholic rund um die Uhr 150 % Leistung bringt und für das Erreichen des Projektziels 8 Stunden benötigt. Der High Performer dagegen arbeitet mit maximal 100 % seiner Leistungsfähigkeit und erreicht das gleiche Ziel in beispielsweise 6 Stunden. Ein Umstand, der entscheidend ist, ist die aufgewendete Mühe und Zeit. Der Workaholic genießt es außerdem, sich für seinen Job zu verausgaben, er möchte die ganze Zeit beschäftigt sein und arbeiten – am besten 24 Stunden am Tag. High Performer sind deutlich entspannter, sie wissen wann ihr Arbeitstag zu Ende ist und dass sie an einem Tag nur ein bestimmtes Pensum leisten können und vor allem wollen. Sie können abschalten. 

Wer aufmerksam seine Kollegen beobachtet, wird schnell merken, wer wirklich ein Überflieger oder doch nur ein Workaholic ist.

Wie gehe ich mit Kollegen um, die High Performer sind?

High Performer gelten nicht gerade als die Lieblingskollegen. Kein Wunder, denn viele Menschen glauben, dass ihre eigentlich guten Leistungen von denen des High Performers und seinen überdurchschnittlichen Leistungen geschmälert werden. Dazu kommt noch, dass ihr Leben makellos erscheint, ihre Biografie ist perfekt und es hat den Anschein, dass es sowohl privat und beruflich rund um harmonisch und ideal verläuft. Doch wir können euch verraten: High Performer sind auch nur Menschen!

Lasst euch von den guten Leistungen des Kollegen nicht unter Druck setzen, sondern stellt euch vor, welchem Druck er selbst ausgeliefert ist. Chef und Kollegen erwarten eigentlich ständig überdurchschnittliche Leistungen und wissen diese irgendwann gar nicht mehr richtig zu honorieren, weil sie zur Gewohnheit geworden sind. Kein erstrebenswerter Zustand, mit dem ihr tauschen wollen würdet, oder?

Sich den Feind zum Freund machen

Möglicherweise mag euch ein Top-Performer im eigenen Unternehmen oder gar im Büro ungemütlich erscheinen, aber zeitgleich könnt ihr sogar von ihm profitieren. Zwar haben diese Menschen aufgrund ihrer Intelligenz bestimmte Strategien entwickelt und profitieren von ihrem Auftreten, schließlich sind sie sich ihres Wertes bewusst, aber das bedeutet nicht, dass sie ihr Wissen nicht gerne teilen. Handelt es sich bei eurem High Performer-Kollegen um eine umgängliche Spezies Mensch, spricht nichts dagegen, Erfahrungen auszutauschen und den ein oder anderen Tipp für sich nutzen zu können. Vielleicht entwickelt sich eine Art guter Kontakt und ihr könnt langfristig von der positiven Ausstrahlung und der Arbeit des Kollegen profitieren. Denn Top Performer sind durchaus in der Lage, andere Menschen mitzuziehen und haben genug Selbstbewusstsein, ihre Fähigkeiten ein Stück weit mit anderen teilen zu wollen. 

Ein intensiverer Kontakt hat übrigens einen Nebeneffekt, der den Überflieger menschlicher erscheinen lässt. Je mehr Kontakt ihr zu eurem Kollegen haben werdet, umso schneller werdet ihr merken: es ist nicht alles Gold was glänzt. Abhängig davon, welche Rolle euer Kollege im Unternehmen einnimmt und wie sein Standing ist, hat er möglicherweise das Gefühl, dass seine Leistungen gar nicht mehr honoriert werden oder er nicht entsprechend entlohnt wird. Wir können euch also sagen, euer Kollege mag zwar meistens bessere Leistungen bringen als ihr, das macht ihn aber nicht zwangsläufig glücklicher oder gar zu einem besseren Menschen. Nur weil er seinen Wert kennt, bedeutet es nicht, dass dieser Wert über eurem eigenen anzusiedeln ist.  

Ein Mann blickt breitbeinig stehend auf den Horizont
ethan weil / unsplash
Ein Mann blickt breitbeinig stehend auf den Horizont

Wie kann ich mich gegen sie behaupten?

Wir haben bisher nur vom optimalen Fall gesprochen, dass der High Performer ein sympathischer Mensch ist, der euch vielleicht sogar hilft, unterstützt oder zu einem tollen Arbeitskollegen werden kann. Doch es gibt noch den gegenteiligen Fall: euer Kollege ist einfach unausstehlich. Vielleicht stellt er seine Leistungen bewusst heraus und wird nicht müde, diese immer wieder zu betonen. Sein Erfolgsrezept hütet er wie einen Schatz. Ihr fragt euch bestimmt, wie ihr euch gegen solch einen Arbeitskollegen behauptet sollt. 

Wir wollen ehrlich zu euch sein, es ist sehr schwierig sich gegen diese Spezies durchsetzen zu können. Top Performer bringen in der Regel nicht nur überdurchschnittliche Leistungen, denn sie sind überdurchschnittlich intelligent, sondern das auch noch in einer wesentlich kürzeren Zeitspanne als ihr. Ein Phänomen, dass euch aus der Schule und dem Studium sicherlich noch bekannt ist. Der Klassenprimus, der mit wenig Zutun immer die besten Noten hatte, war für die anderen Mitschüler immer unerreichbar und in den meisten Fällen recht unbeliebt. Das ist allerdings kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Den eigenen Wert kennen, nicht nur den des Kollegen

Wer sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist und weiß, was er im Job zu leisten in der Lage ist, kommt gar nicht erst in den Zugzwang, mit diesen Menschen mithalten zu wollen. Letztendlich führt dies nur zu Frust und Unzufriedenheit. Es ist auf den ersten Blick schwer zu glauben, doch selbst der High Performer hat Schwächen und in einigen Bereichen Defizite. Genauso wie ihr auch. Werdet euch genauso wie der Top Performer bewusst, was eure Stärken und Schwächen sind und fokussiert euch auf die Stärken. Gebt nicht permanent 120 % Leistung, denn das raubt euch nur unnötige Energie. Versucht Strategien zu entwickeln und nachhaltig zu arbeiten. Das mag euch zwar nicht zum High Performer machen, doch ihr unterstreicht mit euren guten Leistungen und eurer Strukturiertheit eure Daseins-Berechtigung im Unternehmen und euer Chef wird weder euch noch eure Arbeit in Zukunft in Frage stellen.

Ungemütlich wird es allerdings, wenn euer Chef den Maßstab an dem Leistungspensum und -niveau des Leistungsstärksten ansetzt. Ist das der Fall, gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sucht ihr das Gespräch, oder wartet ab, bis euer Chef von selbst merkt, dass jemand überdurchschnittliche Leistungen bringt und diese nicht als Orientierung dienen können. Ihr müsst keine Angst haben, früher oder später gegen einen weiteren Überflieger ausgetauscht zu werden. Es gibt sie zwar, aber sie sind selten anzutreffen.

Fazit

Der High Performer zählt zwar zu den leistungsstärksten Kollegen, er ist aber keine Bedrohung für euch. Wer geschickt agiert, kann sogar von den Fertigkeiten profitieren und diese für sich nutzen. 
Um zu verhindern, dass ihr euch eingeschüchtert fühlt, denkt immer daran, was eure Stärken sind und wie ihr diese zur Geltung bringt. Früher oder später fällt den meisten Menschen außerdem auf, dass der Top Performer zwar sehr gute Leistungen bringt und sich dabei nicht schwertut, allerdings steht er massiv unter Druck. Gute Leistungen zu erbringen ist schließlich nicht immer gleichzusetzen mit Zufriedenheit im Job, viele High Performer erleben ihre Begabungen oft als Bürde und können mit dem Druck nicht umgehen. Neid und Missgunst sind folglich fehl am Platz, gegenseitiger Respekt und Toleranz sind der Schlüssel für einen entspannten Umgang mit dem "Klassenprimus" unter den Kollegen.