Start-up gründen
Karriere mal anders
2018-11-16T13:13:49+01:00
Ihr habt euren Schulabschluss in der Tasche oder euer Studium beendet. Und ihr habt eine Idee. Eine Idee, von der ihr glaubt, dass sie die Welt verändern wird und ihr Jeff Bezos, den Gründer von Amazon, in fünf Jahren als reichsten Mann der Welt ablösen werdet. Kann das funktionieren? Theoretisch schon. Praktisch wohl eher nicht. Mit der richtigen Idee könnt ihr dennoch einen ganz eigenen, anderen Karriereweg einschlagen. Abseits vom normalen beruflichen Werdegang nach Schule und Studium. Ein Start-up zu gründen ist für viele verlockend und der erste Schritt auf diesem Weg. Bevor ihr euch in die spannende Welt des Unternehmertums wagt und ein Start-up gründen werdet, solltet ihr jedoch ein paar wichtige Dinge kennenlernen und beachten. Welche das sind, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

Was ist ein Start-up? Was ist daran besonders?
Die allgemeine Definition eines Start-ups ist: Ein Start-up ist ein Unternehmen, das erst vor Kurzem gegründet wurde. Ein Start-up ist also ein junges Unternehmen. Zumindest trifft diese Definition für die meisten Start-ups zu. "Vor kurzem" und "jung" sind jedoch relativ dehnbare Begriffe. Vereinzelt werden Unternehmen, die bereits vor ein paar Jahre gegründet wurden, immer noch als Start-up bezeichnet. Wichtiger als diese Definition, sind die Besonderheiten, die ein Start-up als Start-up auszeichnen. Ein Start-up ist gekennzeichnet durch ein innovatives Produkt, eine innovative Dienstleistung oder durch ein innovatives Geschäftsmodell. Die Betonung liegt dabei auf "innovativ". Eine neu gegründete Schlosserei oder ein Übersetzungsbüro sind daher einfach junge Unternehmen und keine Start-ups. Allerdings ist jedes Start-up auch ein Unternehmen.
Wer kann ein Start-up gründen?
Es gibt (fast) keine Grenzen, die euch davon abhalten können, großartige Unternehmer zu werden. Praktisch jeder kann ein Start-up gründen. Ihr braucht nicht unbedingt einen Hochschulabschluss, eine Menge Geld auf der Bank oder gar Geschäftserfahrung, um etwas zu beginnen, das zum nächsten großen Erfolg werden könnte. Der Gesetzgeber verlangt nur für bestimmte Tätigkeiten den Nachweis von Fachkenntnissen und speziellen Ausbildungen. In welchen Bereichen das der Fall ist, erfahrt ihr beispielsweise bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Was ihr braucht, um ein Start-up zu gründen, ist eine gute Idee, den Willen, es durchzustehen und einen starken Plan.
Der starke Plan ist euer Businessplan. Den Businessplan braucht ihr, um beispielsweise Kredite zu beantragen. Mit dem Businessplan zeigt ihr anderen, dass ihr euer Geschäftsmodell durchdacht habt. In den Plan gehören eine Zusammenfassung, dessen was ihr machen wollt, wie ihr euch die Entwicklung eures Unternehmens in den nächsten Jahren bezüglich Umsatz, Gewinn und Mitarbeitern vorstellt und welchen Finanzierungsbedarf euer Unternehmen hat. Dazu gehört auch, wie ihr den Markt einschätzt, die Wettbewerbssituation, wie viel Geld ihr für euren Lebensunterhalt benötigt und vieles mehr.
Wie wird ein Start-up gegründet?
Welche Schritte ihr durchlaufen müsst, wenn ihr ein Start-up gründen wollt, ist abhängig von der Rechtsform eures Unternehmens. Wenn ihr alleine ein Start-up gründen wollt, könnt ihr ein Einzelunternehmen gründen. Hierzu müsst ihr zum Gewerbeamt eurer Stadt oder Gemeinde gehen und ein Gewerbe anmelden. Die Sache ist in paar Minuten erledigt und kostet nur ein paar Euro. Der Nachteil ist, dass ihr, wenn euer Unternehmen nicht funktioniert, mit allem haftet, was ihr habt.
Wenn ihr zu mehreren ein Start-up gründen wollt, könnt ihr eine GbR, eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts, gründen. Die formalen Ansprüche an eine GbR sind gering. Ihr braucht dazu keinen Gesellschaftsvertrag. Bei einer GbR muss jeder Gründer zum Gewerbeamt und das Gewerbe anmelden. Auch bei einer GbR haftet ihr bei einem Fehlschlag mit eurem gesamten Vermögen.
Aufwändiger bei der Gründung aber für euch als Gründer bei der Haftung besser sind Kapitalgesellschaften. Ihr könnt als einzelner oder als mehrere Gründer eine UG, GmbH oder AG gründen. Bei diesen Gesellschaftsformen haftet ihr nur mit dem eingezahlten Stammkapital. Bei der UG ist ein Stammkapital von 1 Euro, bei der GmbH sind 25.000 Euro und bei der AG mindestens 50.000 Euro Stammkapital erforderlich. Bei allen drei Rechtsformen braucht ihr einen Gesellschaftsvertrag. Der Gesellschaftsvertrag wird vor einem Notar geschlossen. Der Notar reicht den Vertrag zusammen mit anderen Unterlagen beim Registergericht zum Eintrag eurer Gesellschaft in das Handelsregister ein. Das Stammkapital muss vor dem Gang zum Notar von euch einbezahlt werden. Vom Registergericht erhaltet ihr dann eine Registernummer, die ihr auf allen Geschäftspapieren und auch im Impressum eurer Website angeben müsst.
Unabhängig davon, in welcher Rechtsform ihr euer Start-up gründen wollt, müsst ihr ein Gewerbe anmelden. Das Gewerbeamt leitet eure Anmeldung an das für euch zuständige Finanzamt weiter. Nach ein paar Tagen erhaltet ihr dann vom Finanzamt den sogenannten "Fragebogen zur steuerlichen Erfassung" zugeschickt. Denn Fragebogen müsst ihr ausgefüllt ans Finanzamt zurückschicken. Vom Finanzamt erhaltet ihr danach eine Steuernummer für euer Unternehmen. Muss euer Start-up beim Handelsregister eingetragen werden, werdet ihr auch Mitglied in der Industrie- und Handelskammer. Das Registergericht leitet euren Eintrag automatisch an die IHK weiter. Bevor ihr ein Start-up gründen werdet, solltet ihr euch auf jeden Fall einen Steuerberater suchen, der sich mit Unternehmen auskennt. Ein Steuerberater kann euch bei vielen Fragen zur Gründung und den steuerlichen Konsequenzen umfassend beraten.

Die Finanzierung eures Start-ups
Es gibt viele Möglichkeiten, wie ihr euer Unternehmen finanzieren könnt. Jedes Unternehmen benötigt mehr oder weniger Kapital schon bei der Gründung und erst recht, wenn es wachsen soll. Darüber solltet ihr euch Gedanken machen, bevor ihr euer Start-up gründen werdet. In der Anfangsphase übersteigen die Kosten von Start-up Unternehmen tendenziell die Einnahmen, wenn ihr an der Entwicklung, Erprobung und Vermarktung eurer Ideen arbeitet.
Eine Möglichkeit der Finanzierung ist das Bootstrapping. Bootstrapping beutet, dass ihr euer Start-up ohne fremde Hilfe finanziert. Ihr könnt auch eure Familie und Freunde fragen, ob sie euch finanziell unterstützen, wenn ihr ein Start-up gründen wollt. Oft führt der erste Weg zur Hausbank, um einen Kredit zu beantragen. Über eure Hausbank könnt ihr zudem Fördermittel beispielsweise von der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, von der EU oder regionale Fördermittel beantragen. Das Problem dabei ist, dass ihr in aller Regel über Sicherheiten verfügen müsst, um diese Mittel zu erhalten, wenn ihr ein Start-up gründen wollt.
Viele Jungunternehmer, die ein Start-up gründen, suchen sich daher Hilfe und Unterstützung bei Business Angeln. Business Angel sind erfahrene Unternehmer, die Start-up Gründer mit Geld, ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk unterstützen. Weiter Finanzierungsmöglichkeiten, um ein Start-up zu gründen und das Wachstum zu ermöglichen, bieten Crowdfunding und Crowdinvesting Plattformen. Beim Crowdfunding sammelt ihr Geld von Leuten, denen eure Idee gefällt. Als Gegenleistung erhalten sie eine kleine Anerkennung. Crowdinvesting Plattformen bündeln das Kapital von mehreren Investoren, die in risikoreiche Unternehmungen investieren und eine überdurchschnittliche Rendite erzielen wollen. Dabei handelt es sich um sogenanntes Venture Capital oder Risikokapital. Die Kriterien bei der Auswahl, in welche Unternehmen sie investieren sind entsprechend streng. Eine Alternative können die sogenannten Inkubatoren sein. Inkubatoren sind Unternehmen, die anderen Unternehmen Räumlichkeiten und verschiedene Dienstleistung zur Verfügung stellen und im Gegenzug eine Beteiligung an eurem Unternehmen erhalten.

Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten
Wenn ihr zum ersten Mal ein Unternehmen gründet, wird es eine Menge Dinge geben, die ihr noch nicht kennt. Die gute Nachricht ist, ihr müsst nicht alles nach dem "trial and error" Prinzip selbst herausfinden. Zögert nicht und stellt Fragen zu allem, was ihr nicht wisst. Es gibt zu jedem Thema Fachleute, die euch die richtigen Antworten geben können. Sicher, es kann einschüchternd sein, zugeben zu müssen, dass ihr nicht wisst, was für die Unternehmensgründung unerlässlich ist. Beispielsweise wie ihr einen Marketingplan oder einen Businessplan schreibt oder welche Rechtsform für euer Start-up die Beste ist.
Wenn es euch ähnlich geht, macht euch nichts draus und überwindet eure Scham. Es geht darum, alles zu lernen, was möglich ist, Fehler zu vermeiden, die andere Gründer schon vor euch gemacht haben und Antworten auf Fragen zu erhalten, an die ihr nie gedacht hättet. Fragt im Vorfeld eure Familie, Freunde und andere nach ihrer ehrlichen Meinung zu eurer Idee. Sammelt Feedback, um zu vermeiden, dass ihr euer Produkt am Ziel vorbei entwickelt, im Nachhinein kostspielige Änderungen vornehmem müsst oder gleich am Anfang scheitert.
Fazit
Eine gute Idee ist die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Start-up. Ein wenig Glück und die richtigen Partner gehören sicher auch dazu. Es ist fast immer anstrengend und zeitaufwendig, ein Start-up zu gründen. Die meisten Gründer können sich nicht vorstellen, wie lang die Stunden werden und wie sehr das Unternehmen zu einer Erweiterung ihrer selbst wird. Findet daher einen Weg, um zu entspannen und den Netzstecker zu ziehen. Und um gesund und fit zu bleiben, müsst ihr einen Ausgleich finden. Joggen gehen oder schöne Abende mit der Familie, dem Partner oder Freunden genießen, kann ein solcher Ausgleich sein. Nehmt euch ab und zu Zeit für eine Auszeit. Euch und eurem Unternehmen wird es dadurch auf lange Sicht besser gehen.
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