Wenn fähige Mitarbeiter wegen unfähigen Chefs gehen
Wie das Peter-Prinzip verhindert werden kann
2023-03-01T09:18:42+01:00
Inkompetenz ist besonders in hohen Positionen oft ein Grund dafür, dass im Team und dadurch im Unternehmen einiges schiefläuft. Die negativen Auswirkungen durch eine falsche Besetzung in der Führungsriege wie Kündigungen fähiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können vermieden werden. Bei uns erfährst du, wie.
Bis zur Stufe der Unfähigkeit, aber nicht weiter
Höher, besser weiter – die meisten von uns streben im Leben und im Job immer nach mehr: mehr Geld, Ansehen und Macht. Dabei sollten wir uns den altbekannten Satz “Du sollst aufhören, wenn es am schönsten ist” zu Herzen nehmen und rechtzeitig unseren Drang nach mehr stoppen. Hier kommt das Peter-Prinzip ins Spiel, denn der Pädagoge Laurence J. Peter traf 1969 die Annahme, dass wir weiter aufsteigen, bis wir die Stufe der Unfähigkeit erreicht haben, auf der wir schließlich überfordert sind.
Sich nicht zu überschätzen und rechtzeitig die Bremse zu ziehen, ist also wichtig, um nicht in der Unfähigkeit zu landen. In Deutschland wird oft nach dem Prinzip “gute Leistung = Beförderung” gehandelt. Folgen wir diesem Prinzip, werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiter befördert, bis sie ein individuelles Unfähigkeitslevel erreicht haben und in der Position sowie bei ihren Aufgaben versagen. Wir sollten deshalb im Kopf behalten, dass jemand, der in der vorherigen Position sehr gut war, nicht unbedingt in der neuen höheren Position glänzen kann.
Bei dem Ganzen spielen nicht nur Hard Skills, sondern zusätzlich Soft Skills und soziale Skills eine entscheidende Rolle. Fachlich zu überzeugen reicht nicht aus, wenn du eine Führungsposition hast und beispielsweise ein Team leiten musst.

Mangelnde Führungsqualität als Grund von Kündigungen
Bei vielen sind das Team und die Zusammenarbeit im Unternehmen einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um die Zufriedenheit im Job geht. Hierzu gehört unter anderem die Führungsqualität der Vorgesetzten. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass Mitarbeiter, die unter mangelnden Führungsskills ihres oder ihrer Vorgesetzten leiden, sich oft dafür entscheiden, sich einen neuen Job in einem anderen Unternehmen zu suchen.
Große Konzerne und stark hierarchisch geprägte Unternehmen befördern häufig noch nach veralteten Mustern. Hier wird nach dem Prinzip gehandelt: Wer bisher seine Position gut erfüllt, gehört auf die nächsthöhere Stufe. Genau hier liegt das Problem, denn nur weil jemand in seiner bisherigen Rolle gut arbeitet, heißt das nicht, dass die Person auf die nächste Rolle passt und die zugehörigen Aufgaben und Verantwortungen automatisch gut erfüllt. Das führt in vielen Fällen dazu, dass Führungspositionen mit inkompetenten Leuten besetzt werden.
Hast du einmal dein persönliches Inkompetenzlevel erreicht, solltest du vielleicht über deine Stärken, Schwächen, Fähigkeiten und deine Führungsqualität reflektieren. Genauer gesagt solltest du dies am besten tun, bevor du einen Schritt auf die Stufe der Unfähigkeit machst. In manchen Fällen wird uns aber erst zu spät bewusst, dass wir uns überschätzt haben. Deshalb solltest du spätestens, wenn du merkst, dass du die Position nicht ausfüllen kannst, ausführlich darüber nachdenken, wo deine Grenzen liegen und ob du nicht lieber von der Stufe der Inkompetenz runterkommst. Sind sich Führungskräfte ihrer Inkompetenz nicht bewusst und verharren auf der Stufe der Unfähigkeit, ist das ein Problem, denn Veränderungen bzw. Verbesserungen werden auf diese Weise verhindert und das System läuft inkompetent weiter.
Mit dem Peter-Prinzip zur Inkompetenz
Wie das Peter-Prinzip besagt, neigt jeder und jede Beschäftigte dazu, in einer Hierarchie bis zum persönlichen Level der Unfähigkeit aufzusteigen. Natürlich ist dies nicht immer der Fall, aber du hast in deinem Arbeitsleben bestimmt auch schon Bekanntschaft mit Führungskräften gemacht, auf die dieses Prinzip genau zutrifft.
Der Ablauf hin zur Inkompetenz ist meistens derselbe:
- Du überzeugst mit deinem Wissen und Können in der aktuellen Position.
- Du wirst befördert.
- In deiner neuen Position sind andere Skills gefragt als in der Rolle zuvor. Deine Fähigkeiten, dein Wissen und dein Können sind also unbrauchbar.
- Du erhältst kein oder kein passendes Kompetenztraining oder Weiterbildungen und dadurch entstehen Lücken in deinen benötigten Skills.
- Nach diesem System sind viele der höheren Positionen (Führungspositionen) mit inkompetenten und unglücklichen Menschen besetzt.
Das Prinzip trifft nicht auf jedes Unternehmen zu, aber leider gibt es genug Unternehmen, bei denen genau dieses Problem fähige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu bringt, zu kündigen. Denn haben Vorgesetzte nicht die nötigen Führungsqualitäten, leiden die anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen darunter und entscheiden sich, das Unternehmen zu verlassen.
Ein weiteres Problem ist häufig, dass Menschen in Führungspositionen aufgrund ihres erreichten Status nicht bereit sind, sich weiterzubilden und etwas für ihre Entwicklung zu tun. Zu stagnieren ist jedoch auch in Führungspositionen nicht der richtige Weg.

Führungspositionen passend besetzen und das Peter-Prinzip umgehen
Du wirst befördert, wenn du deine Arbeit gut machst und du für deine erbrachte Arbeitsleistung belohnt werden sollst. Was viele jedoch vergessen: Die Leistung war zwar gut, liegt aber in der Vergangenheit und ist mit deiner jetzigen Position und deinen Aufgaben und Verantwortungen verbunden. Aus diesem Grund sollten sich Unternehmen nicht auf die vergangene Arbeitsleistung fokussieren, sondern auf die Potenziale einer Person, wenn es darum geht, Führungskandidaten und -kandidatinnen auszuwählen und zu befördern. Hat die Person die Skills, die für die neue Position entscheidend sind? Gibt es Eigenschaften, die die Person ungeeignet machen für die neue höhere Rolle? Je nach Position unterscheiden sich die geforderten Fähigkeiten enorm.
Es gibt ein paar Tipps, die bei der Besetzung von Führungspositionen beachtet werden können.
- Nicht nach subjektiven Bewertungen entscheiden, sondern die objektive Realität beachten. Vitamin B muss außen vor bleiben und der Fokus auf dem Vorhandensein der notwendigen Skills liegen. Notfalls müssen mehrere Leute das Ganze beurteilen und diese Entscheidung treffen.
- Eine Beförderung nicht als einzige Belohnung und Wertschätzung verwenden, denn es geht nicht um die bisherige Leistung, sondern die Eignung für die neue Rolle.
- Nicht nur nach veralteten Mustern und klassischen Rollenbildern gehen. Empathie, wertschätzendes Verhalten und andere Soft Skills sind heute sehr wichtig, wenn es um Führungspositionen geht. Psychische Gesundheit und die Zufriedenheit und das Wohlfühlen im Job werden Beschäftigten immer wichtiger. Unternehmen sollten sich deshalb nicht nur für fachlich kompetente, sondern auch sozial qualifizierte Führungskräfte entscheiden.
Sind auch in der höheren Position die Skills gefragt, die die Person bisher in der Arbeitsleistung gezeigt hat, ist die Beförderung die richtige Wahl. Ist dies nicht der Fall, gewinnt das Unternehmen auf der einen Seite eine inkompetente Führungskraft dazu und verliert gleichzeitig eine fähige Arbeitskraft in der vorherigen Position.
Fazit
Selbstüberschätzung lässt sich oft beim Peter-Prinzip finden. Wir steigen so lange auf, bis wir die Stufe der Unfähigkeit erreicht haben, auf der wir schließlich überfordert sind. Diese Überforderung und die mangelnden Führungsqualitäten von unfähigen Vorgesetzten führen oft dazu, dass fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen. Um das zu vermeiden, sollten sich Unternehmen an ein paar wichtige Tipps bei der Besetzung einer Führungsposition halten. Hier sollte ein Fokus auf die objektive Bewertung, die Eignung für die Rolle und die Soft Skills der potenziellen Führungskraft gelegt werden. Schließlich wollen Unternehmen keine inkompetente Führungskraft, die am Ende Angestellte dazu bringt, die Kündigung einzureichen.