Die 10 größten Red Flags im Jobinterview
Auf diese Sprüche solltest du besonders achten
2023-03-14T08:19:21+01:00
Ein Bewerbungsgespräch enthält immer einen bestimmten Grad des Kennenlernens und des “Beschnupperns”. Meist bist du als Bewerber oder Bewerberin bemüht, den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen. Doch in dieser Situation kannst du schon ausloten, ob das Unternehmen, bei dem du dich beworben hast, zu dir passt. Oft sitzen dir bei Bewerbungsgesprächen topprofessionell aussehende Recruiter und Recruiterinnen mit Anzug und perfekt sitzenden Haaren gegenüber – dabei kann es sich unter Umständen trotzdem um mehr Schein als Sein handeln. Wir haben dir einige typische Sprüche und Red Flags im Jobinterview zusammengestellt, bei denen du hellhörig werden solltest.
“Bei uns sind alle eine große Familie.”
Dieser Spruch kann im Rahmen des Small Talks nett gemeint sein, offenbart aber häufig mehr bezüglich der Erwartungshaltung gegenüber Angestellten, als dein Interviewpartner eigentlich zugeben wollte. Für die Familie tust du schon einmal alles und das im Zweifel für ziemlich wenig Entlohnung – willst du mit diesem Anspruch in deinen neuen Job gehen? Das verspricht höchstens jede Menge Stress und Druck vom ersten Tag an. Mischt sich diese Aussage unter die häufigen Fragen im Bewerbungsgespräch, ist besondere Aufmerksamkeit geboten bei allem, was folgt.

“Bei uns gibt es keinen Chef.”
Flache Hierarchien sind toll, wenn sie sinnvoll umgesetzt werden – schnelle, weil kurze Entscheidungswege, offener Austausch im Büro und ein Umgangston ohne Bücken vor Chef oder Chefin. Dennoch muss bestimmt werden, wie es im Unternehmen vorangeht und was die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele sind. Wird die flache Hierarchie falsch und ohne ordnende Präsenz umgesetzt, endet das allzu oft in einem Team, in dem sich alle gegenseitig reinreden und Verantwortlichkeiten nicht klar geregelt sind. Früher oder später führt dieser Weg ins Chaos und auf der Arbeit ist ständiges Improvisationstalent gefragt.
"Wollen Sie Familie"?"
Außergewöhnliche Fragen im Bewerbungsgespräch kommen vor – nur legal sollten sie sein. Leider gehört dieses Beispiel zu keiner der beiden Kategorien: Die Frage nach der Familienplanung ist im Vorstellungsgespräch laut des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes unzulässig, wird aber immer wieder gestellt, vor allem bei jungen Menschen und ganz besonders Frauen, die in einer Partnerschaft leben. Lügen ist hier rechtlich ausdrücklich erlaubt. Dennoch kann es sinnvoll sein, zu fragen, wie es mit Elternschutz und Unterstützung bei der Familienplanung aussieht und dabei genau hinzuhören, wie der Kinderwunsch beurteilt wird. Die gemachten Aussagen kannst du im besten Fall später bei Bewertungsplattformen für Unternehmen überprüfen, falls du es nicht vor dem Bewerbungsgespräch nachgeschaut hast. Kontrolle ist in diesem Fall definitiv besser als blindes Vertrauen.

“Was sagt Ihr Mann/Freund dazu, dass Sie hier arbeiten wollen?”
Müssen wir hierzu wirklich noch etwas schreiben?
“Sie würden bei uns als Freiberufler anfangen.”
Diese Aussage kann eine Red Flag sein. Vor allem, wenn die Stellenanzeige nicht bereits explizit an Freiberufler gerichtet wurde. Sollst du deine Rechnungen an dubiose Firmen oder Subunternehmer mit Sitz im Ausland schicken, ist das häufig kein gutes Zeichen für die Legalität des Konstrukts und definitiv ein Grund, noch einmal genauer zum Unternehmen zu recherchieren.
“Wie stehen Sie zu Überstunden/Samstagsarbeit?”
Überstunden sind gerade in projektbasierten Jobs manchmal unvermeidlich. Fällt dein Gesprächspartner direkt im Bewerbungsgespräch mit der Tür ins Haus, kann das auf strukturelle Probleme im Unternehmen hindeuten – entweder auf zu viel Arbeit für zu wenige Angestellte oder auf ineffiziente Arbeitsweisen. Beides kannst du getrost als Red Flag für diesen Job werten.
“Ihr Vorgänger/Ihre Vorgängerin macht jetzt ganz was anderes.”
Kommt das Gespräch auf die vorherige Person in dem Job zu sprechen, ist das eine gute Gelegenheit, mehr über die Stelle zu erfahren. Hat sich der oder die Vorgängerin beispielsweise für einen Branchenwechsel entschieden, kann das darauf hindeuten, dass der Job anspruchslos, stressig oder unterbezahlt ist.
“Für welches Gehalt würden Sie mindestens bei uns anfangen?”
Das ist eine jener Fangfragen im Bewerbungsgespräch, bei der du definitiv aufpassen solltest. Wenn diese Frage kommt, ist es wahrscheinlich, dass eine faire Entlohnung in diesem Unternehmen eher sekundär ist – und weit über die Antwort dürfte es ohnehin nicht hinausgehen. Hier hast du wenig zu verlieren, indem du eine ambitionierte Zahl angibst.
“Homeoffice müssen Sie sich verdienen.”
Spätestens seit Pandemiebeginn sollte das Recht auf Homeoffice zu jenen Anforderungen an den Arbeitsplatz zählen, die für Bürojobs selbstverständlich sein sollten. Auch wenn du gerne ins Büro gehst, ist es manchmal praktischer, kurzfristig von zu Hause aus arbeiten zu können. Das erst über drei Stationen verhandeln zu müssen, ist das Gegenteil einer offenen Arbeitskultur.
“Wenn Sie wollen, können Sie den Vertrag direkt unterschreiben.”
Eine Zusage für den Job ist toll, doch etwas Bedenkzeit sollte immer erlaubt sein – inklusive ausgiebigem Studium des Arbeitsvertrags. Die Aufforderung, den Vertrag quasi blind zu unterschreiben, ist kein Zeichen für seriöses Geschäftsgebaren und deutet darauf hin, dass für die Stelle sehr verzweifelt jemand gesucht wird oder andere unangenehme Überraschungen im Kleingedruckten warten.
Fazit
Mit dieser kleinen Auswahl an Sprüchen erkennst du gut, ob dein potenzieller neuer Arbeitgeber ein seriöses Unternehmen mit korrekter Menschenführung und modernen Arbeitspraktiken ist. Manche dieser Aussagen sind allein bereits genug, um guten Gewissens eine Absage zu erteilen, bei manchen lohnt es sich, genauer hinzuhören und gegebenenfalls nachzuhaken. Am Ende kommt es vor allem für dich darauf an, dass du dich mit dem neuen Job wohlfühlst und nicht mit einem schlechten Gefühl in die neue Aufgabe startest.