Arbeitslosigkeit nach dem Studium
Wie umgehen mit dem verpatzten Berufsstart?
2017-04-08T20:13:44+02:00
Bestens ausgebildet und dennoch arbeitslos: Das ist das bittere Los vieler Akademiker und Absolventen nach dem Studium. Selbst mit Top-Noten ist ein nahtloser Übergang von der Uni ins Berufsleben keineswegs garantiert. Enttäuschung, Selbstzweifel und Zukunftsängste dürften da bei den meisten vorprogrammiert sein, wenn die eigene Karriere nicht nach Plan verläuft. Aber keine Panik! Selbst wenn ihr nach dem Hörsaal erst mal im Arbeitsamt landet, die Welt geht davon noch lange nicht unter. Wir von bigKARRIERE verraten, wie ihr diese nicht einfache Periode durchsteht und gestärkt aus ihr hervorgeht.

Vom Hörsaal ins Arbeitsamt: Fakten & Zahlen
Hoffnung sollte Uni-Absolventen folgende Zahl geben: Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern ist laut Statistik am geringsten - langfristig finden nämlich 95 % der Uni-Absolventen einen Job. So lässt sich auch eine Phase mit Praktika oder Minijobs leichter überbrücken. Von den 400.000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland einen Hochschulabschluss erhalten, brauchen laut Arbeitsagentur rund 20 Prozent sechs Monate, ehe sie den Berufsstart schaffen. 15 Prozent suchen ein Jahr lang und 12 Prozent der Absolventen benötigen sogar länger als 1 Jahr für die Jobsuche.
Von Arbeitslosigkeit nach dem Studium sind vor allem Absolventen der Geisteswissenschaften betroffen, während es Ingenieure und Informatiker beim Berufseinstieg leichter haben. Aber selbst ein erstklassiger BWL-Abschluss oder das Diplom einer Elite-Uni bedeuten für euch noch lang keinen sorgenfreien Karrierestart. Generell hat man es mit einem Masterabschluss in der Tasche auf dem Arbeitsmarkt einfacher als mit dem Bachelor. Aber egal, was ihr studiert habt: Ein Studium schützt in der Regel vor Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen liegt im Schnitt bei 2,5 Prozent.

Arbeitslosengeld, Krankenversicherung & Co. – das müsst ihr wissen
Wenn ihr nach eurem Studium keinen Job findet, dürfte euch eine Frage besonders auf den Nägeln brennen: Wie stehe ich die joblose Zeit finanziell durch, wenn ich keinen Anspruch auf BAföG mehr habe, die Eltern mich nicht unterstützen und ich mich auch nicht mit Aushilfsjobs über Wasser halten kann?
Auf Arbeitslosengeld 1 dürft ihr nicht hoffen, da ihr hier für den Bezug mindestens ein Jahr lang einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen sein müsst. Ihr hattet während des Studiums einem Studentenjob? Wenn dieser aber sozialversicherungsbefreit war, habt ihr keinen Anspruch auf das Geld vom Staat.
Grundsätzlich habt ihr als Hochschulabsolventen aber Anspruch auf Arbeitslosengeld 2, besser als Hartz IV bekannt. Dieses beträgt derzeit 409 Euro im Monat. Zusätzlich erhaltet ihr noch eine Mietwohnung sowie Heiz- und Nebenkosten bezahlt. Auch den gesetzlichen Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung übernimmt die Arbeitsagentur für euch. Und für Bewerbungen und Weiterbildungen werden ebenfalls teilweise die Kosten getragen. Doch dafür müsst ihr auch was tun, heißt: Das Arbeitsamt kann euch auch zu 1-Euro-Jobs verdonnern. Jobs, die ihr vom Arbeitsamt angeboten bekommt und die ihr grundlos ablehnt, können für euch Konsequenzen nach sich ziehen, beispielsweise werden eure Leistungen gekürzt. Übrigens: Bei der Prüfung auf Anspruch und Höhe des Arbeitslosengelds 2 werden auch die eigenen Ersparnisse zur Berechnung herangezogen.
Egal, ob euch eine Grippe plagt oder die Zähne schmerzen, gelegentliche Arztbesuche lassen sich nicht vermeiden – auch nicht während der Arbeitslosigkeit nach dem Studium. Wie sieht es da mit dem Thema Krankenversicherung aus? Während eurer Studienzeit seid ihr über eure Eltern mitversichert, da ihr euch noch in der Ausbildung befindet. Danach aber ist Schluss mit der kostenlosen Mitversicherung und ihr müsst euch nach Alternativen umsehen. Falls ihr Hartz IV bekommt, seid ihr krankenversichert. Wenn ihr allerdings kein Arbeitslosengeld 2 in Anspruch nehmt, müsst ihr euch freiwillig bei einer Krankenversicherung versichern.
Strategien gegen die Arbeitslosigkeit: So nutzt ihr die joblose Zeit sinnvoll
Ihr habt eine Top-Ausbildung genossen und steht jetzt trotzdem mit leeren Händen da. Eure größte Sorge dürfte sein, dass ihr eine schädliche Lücke im Lebenslauf habt, die eurer Karriereplanung einen Strich durch die Rechnung macht. Hier einige Strategien, wie ihr diese Durststrecke sinnvoll nutzt und gestärkt aus ihr hervorgeht.
- Bildet euch weiter: Damit pimpt ihr nicht nur euren Lebenslauf, sondern vertieft auch noch eure Kenntnisse und Fähigkeiten auf einem Gebiet, das mit eurer späteren Arbeit zu tun hat. Außerdem zeigt ihr so eurem künftigen Arbeitgeber, dass ihr euch aktiv um eure berufliche Zukunft bemüht und euer Wissen stets auf dem neuesten Stand haltet. Vor allem Geisteswissenschaftler steigern mit gezielter Weiterbildung ihre Chancen auf einen Quereinstieg im Arbeitsmarkt.
- Sammelt Erfahrungen im Ausland: Wenn ihr in Deutschland nichts findet, lohnt sich für euch vielleicht ein Aufenthalt im Ausland. Denn Auslandserfahrungen machen sich immer gut im Lebenslauf. Bei der Teilnahme an einem Work & Travel Programm sammelt ihr außerdem Berufserfahrung, verbessert eure Sprachkenntnisse und könnt Wartezeiten sinnvoll überbrücken.
- Macht ein Praktikum: Auch wenn Praktikanten als billige Arbeitskräfte kein gutes Image haben, so ist ein Praktikum nicht selten ein Sprungbrett für den beruflichen Einstieg in einem Unternehmen. Doch um eure Jobchancen zu erhöhen, solltet ihr bei der Auswahl des Praktikums genau hinschauen. Es sollte zu eurem angestrebten Beruf passen, ansonsten ist es nur verlorene Zeit.
- Engagiert euch ehrenamtlich: In eurer Nachbarschaft gibt es Vereine oder soziale Projekte, die mit dem von euch studierten Fach zu tun haben? Dann engagiert euch dort ehrenamtlich! Bevor ihr den ganzen Tag zockt oder auf dem Sofa herumgammelt und eure Situation beklagt, sammelt wertvolle Soft-Skills und Referenzen, die euch unter dem Stichwort "soziale Kompetenzen" dicke Pluspunkte für eure Karriere einbringen.
- Werdet als Lehrer aktiv: Mit eurer Fachkenntnis seid ihr bei Volkshochschulen und privaten Bildungsträgern als Lehrer sehr gefragt. Wenn ihr keine Scheu habt, Erwachsene zu unterrichten und ihr vielleicht sogar pädagogische Erfahrung mitbringt, können solche Jobs für euch ein gutes Mittel sein, um die Arbeitslosigkeit nach dem Studium sinnvoll zu überbrücken. Reich werdet ihr hier natürlich nicht, ihr könnt euch aber einen Namen machen und so eventuell an weitere Lehrerjobs gelangen.

Fazit: Immer am Ball bleiben und die Motivation nicht verlieren
Mit den oben genannten Strategien bei Arbeitslosigkeit nach dem Studium erhöht ihr zwar eure Chancen auf einen baldigen Berufseinstieg, dennoch müsst ihr auch an der Bewerbungsfront aktiv bleiben. Das bedeutet: Optimiert kontinuierlich eure Bewerbungsunterlagen! Informiert euch, wie das perfekte Bewerbungsschreiben und der optimale Lebenslauf heute auszusehen haben. Wie und wann ist eine kreative Bewerbung gefragt? Auf welche fiesen Fragen müsst ihr euch im Bewerbungsgespräch einstellen? Bringt euch hier am besten auf den aktuellen Stand, indem ihr ein Bewerberseminar besucht. Nutzt eure Zwangsfreizeit sinnvoll, strukturiert euren Tag und setzt euch konkrete Ziele. Dazu gehört beispielsweise
- die permanente Suche nach passenden Stellenanzeigen (online wie offline),
- die Pflege eurer Online-Profile (Xing, LinkedIn) sowie
- der Besuch von Karrieremessen und Stammtischen in eurer Umgebung.
Der wichtigste Rat aber lautet: Verliert eure Motivation nicht! Vor dem Studium stand euch die Welt offen? Das tut sie jetzt auch noch, aber manchmal braucht man einfach einen längeren Atem, um an die richtige Stelle zu kommen.