Duales Studium
Das bringt das praxisnahe Studieren
2016-12-04T12:24:40+01:00
Während Schüler sich früher zwischen Ausbildung und Studium bzw. Praxis und Theorie entscheiden mussten, könnt ihr heute nach dem Abitur einen Mittelweg namens duales Studium einschlagen. Das Ziel dualer Studiengänge ist es, Fachkräfte auszubilden, die sowohl die Theorie kennen, aber auch über die Schritte der Umsetzung und die Praxis im Betrieb Bescheid wissen. Den Unternehmen bietet es die Chance, qualifizierte Arbeitskräfte früh an das eigene Unternehmen zu binden, während ihr während des Studiums Praxiserfahrung sammelt und bereits Geld verdient.

Duales Studium – was ist das eigentlich?
Ein duales Studium – das ist laut Definition Studium plus Arbeit. Im Studium erhaltet ihr, wie Normalstudierende auch, eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung. In der Arbeit beim Praxispartner erwerbt ihr dann Berufserfahrung. Praxis und Studium sind in einem dualen Studium in der Regel aufeinander abgestimmt. Duale Studiengänge werden von Universitäten, Hochschulen oder Berufsakademien angeboten – insbesondere in den Bereichen Wirtschaft (Warenwirtschaft & Logistik, Wirtschaftsinformatik, Bank, Handel etc.), Technik (Elektrotechnik, Metallbau, Lebensmittelsicherheit, Produktionstechnik etc.) und Sozialwesen & Gesundheit (Soziale Arbeit, Gesundheitswirtschaft, Sozialwirtschaft, Kinder- und Jugendarbeit etc.). Duale Studiengänge dauern zwischen 6 und 10 Semestern. Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen Hochschule und ausbildendem Betrieb ergänzen Theorie und Praxis einander.
Am Ende eines dualen Studiums erhaltet ihr als akademischen Abschluss den Bachelor, an einigen Hochschulen könnt ihr sogar einen dualen Master machen. Auch an Berufsakademien habt ihr die Möglichkeit, ein duales Studium zu absolvieren. Da diese allerdings keine akademischen Abschlüsse vergeben dürfen, kooperieren einige Akademien mit Hochschulen. Informiert euch bei Interesse einfach an der entsprechenden Berufsakademie.
Da ihr während des Studiums bei einem Unternehmen angestellt seid, erhaltet ihr auch eine Vergütung, die zumeist mit einem Lehrlingsgehalt vergleichbar ist. Manche Unternehmen tragen für euch auch die Studiengebühren.
Das duale Studium ist ideal für all diejenigen, die nach dem Studium einen Beruf anstreben. Wenn ihr allerdings eine wissenschaftliche Karriere an der Uni im Blick habt, seid ihr in einem dualen Studium fehl am Platz.

Ausbildungs- oder praxisintegrierend: Varianten des dualen Studiums
Abiturienten können zwischen einem ausbildungsintegrierenden und einem praxisintegrierenden dualen Studium wählen. In einem ausbildungsintegrierenden dualen Studiengang absolviert ihr neben dem Studium eine komplette Berufsausbildung. Am Ende der Ausbildung winken zwei Abschlüsse – der Bachelor und der Gesellenbrief. Im Laufe des Studiums besucht ihr abwechselnd die Hochschule, den Ausbildungsbetrieb und die Berufsschule. In einem praxisintegrierenden dualen Studium sammelt ihr praktische Erfahrungen durch längere Praxiserfahrungen im Betrieb. Eine Berufsausbildung absolviert ihr aber nicht, am Ende erhaltet ihr auch nur den Hochschulabschluss Bachelor. Häufig schließen Student und Unternehmen vor Start des Studiums einen Vertrag, in dem Inhalte und Dauer der Praxisphasen geregelt sind.
Vorteile eines dualen Studiums
Wer sich für ein duales Studium entscheidet, für den dürfte die Praxisnähe dieses Studiums eine zentrale Rolle spielen. Hier sammelt ihr bereits während des Studiums ordentlich Berufserfahrung, mit der ihr dann bei Bewerbungen punkten könnt. Denn wer sich für ein normales Studium an einer Universität entscheidet, erleidet beim Karriereeinstieg nach dem Uniabschluss nicht selten einen Praxisschock.
Ein weiterer großer Vorteil eines dualen Studiums: Die lästige Jobsuche im Anschluss an das Studium entfällt für euch. Denn Unternehmen, die duale Studiengänge anbieten, wollen damit natürlich ihren Fachkräftenachwuchs sichern. Und wer euch drei Jahre lang das Studium finanziert, hat natürlich ein Interesse daran, euch langfristig an das Unternehmen zu binden. Etwa 80 % der Absolventen eines dualen Studiums werden sofort übernommen und erhalten eine Festanstellung.
Im ausbildungsintegrierenden Modell habt ihr außerdem am Ende des Studiums zwei Abschlüsse in der Tasche. Das bringt allerdings auch ein Mehr an Arbeit während eurer Studien- und Ausbildungszeit mit sich. Ist also eher nichts für zartbesaitete Gemüter.
Auch bieten die Hochschulen, die duale Studiengänge im Programm haben, meist erstklassige Studienbedingungen. Ihr werdet in kleinen Gruppen unterrichtet und könnt die modernen Studieneinrichtungen nutzen.
Nachteile eines dualen Studiums
Doch neben den Vorteilen eines dualen Studiums dürft ihr auch die Nachteile nicht außer Acht lassen. Wenn ihr euch für ein duales Studium entscheidet, bindet ihr euch damit für die nächsten Jahre an ein Unternehmen. Ihr solltet also genau schauen, wo ihr euch bewerbt. Denn ein Studienabbruch ist als dualer Student zwar möglich, kann aber finanzielle Folgen für euch haben. Denn wenn euer Ausbildungsbetrieb für euch die Studiengebühren übernommen hat, müsst ihr diese zurückzahlen.
Außerdem müsst ihr euch bei einem dualen Studium gleich zu Beginn auf einen konkreten Tätigkeitsbereich festlegen. Hier werdet ihr zu echten Spezialisten in einem Bereich ausgebildet, über den berühmten Tellerrand schaut ihr in eurem Studium weniger. Wenn ihr nach dem Gymnasium bereits genau wisst, was ihr später einmal machen wollt, ist dieses Studienmodell genau das Richtige für euch.
Bei einem dualen Studium habt ihr deutlich weniger Freizeit als bei einem normalen Studium. Einerseits habt ihr nicht so lange Ferien, sondern nur maximal 30 Urlaubstage, andererseits wechseln sich Studium und Ausbildung ab und ihr müsst Hochschule und Betrieb so gut es geht „managen“. Habt ihr vor, im Rahmen eures Studiums mal eine Zeit lang ins Ausland zu gehen, um eine andere Sprache und Kultur kennenzulernen? Dann ist ein duales Studium für euch weniger geeignet, da nur wenige Firmen Auslandsaufenthalte während der Studien- bzw. Ausbildungszeit anbieten.

Dual studieren – Wie und wo bewerben
Bildvorschlag: Junger Mann, der vor einem Computer sitzt und an seiner Bewerbung schreibt
Wen ihr ein duales Studium aufnehmen wollt, müsst ihr euch um einen Betrieb bemühen, der euch während der Praxiszeiten ausbildet. Zentraler Bestandteil des dualen Studiums ist daher der Ausbildungsvertrag. Wo und wie bewerbt ihr euch aber?
- Möglichkeit: Erst bei einem Unternehmen bewerben, dann an der Hochschule einschreiben
Häufig bewerbt ihr euch erst einmal bei einem Ausbildungsbetrieb. Diese Vorgehensweise ist sinnvoll, weil aus der Benennung des Studiengangs oft nicht klar wird, worum es dabei geht. Wählt also ein Unternehmen, bei dem euch die Ausbildungsinhalte zusagen. Wenn ihr im Internet (z. B. in Jobbörsen oder auf den Webseiten von Hochschulen) oder auf Berufsmessen eine passende Stelle gefunden habt, dann schickt ihr dem Betrieb eure Bewerbungsunterlagen. Wenn ihr den Auswahlprozess gemeistert und einen Ausbildungsvertrag unterschrieben habt, könnt ihr euch damit bei der Hochschule, mit der euer Unternehmen kooperiert, einschreiben.
- Möglichkeit: Erst bei der Hochschule bewerben, dann einen Ausbildungsbetrieb suchen
Hier bewerbt ihr euch zunächst um einen Studienplatz an der Hochschule. Erst wenn alle Bewerbungshürden gemeistert wurden und man die Annahmeprüfung erfolgreich bestanden hat, bewirbt man sich bei den mit der Hochschule kooperierenden Unternehmen um einen Ausbildungsplatz. Diese Variante stellt aber die Ausnahme dar und wird nur an einigen privaten Hochschulen verlangt.
Zugangsvoraussetzungen für das duale Studium
- Um dual studieren zu können, müsst ihr, je nach Hochschule, entweder das Abitur, die Fachhochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife in der Tasche haben. Achtet darauf, welchen Schulabschluss die Unternehmen in ihren Stellenausschreibungen als Voraussetzung für ein duales Studium angeben und was von euch sonst noch verlangt wird, zum Beispiel der Nachweis von Fremdsprachenkenntnissen. Übrigens: Auch wenn ihr keine Top-Abinote habt, scheidet für euch ein duales Studium nicht von vornherein aus. Gerade kleinere Unternehmen bieten für euch dann Chancen, da die Personaler nicht solche hohe Bewerbermengen haben und sich daher auch intensiver mit eurer Person und eurer Motivation auseinandersetzen können.
- Zulassungsbeschränkungen: Im Gegensatz zu einem normalen Studium, unterliegt ein duales Studium in der Regel keiner Zulassungsbeschränkung. Wenn euer Ausbildungsbetrieb mit euren Noten einverstanden ist und ihr einen Ausbildungsvertrag bekommt, ist die Einschreibung bei der kooperierenden Hochschule nur noch Formsache.
- Neben dem Schulabschluss ist auch ein Ausbildungsvertrag nötig, um dual studieren zu dürfen.
- Einige Hochschulen legen einen NC fest, der sowohl für normale Studenten als auch für Dual-Studenten gilt. Hier sollte man sich auf der Webseite der Hochschule über die Zugangsvoraussetzungen informieren.
Duales Studium: Worauf bei der Bewerbung achten?
Ein duales Studium ist bei Abiturienten sehr begehrt. Dementsprechend groß ist auch der Ansturm auf die dualen Studienplätze. Daher solltet ihr unbedingt genügend Zeit für die Orientierung und Stellensuche einplanen, damit ihr keine wichtigen Fristen verpasst.
So solltet ihr euch bereits eineinhalb Jahre vor Studienstart (der meist im September liegt) überlegen, was ihr machen wollt: Ausbildung, Vollzeitstudium oder duales Studium? Wenn ihr euch für ein duales Studium entschieden habt, beginnt zirka ein Jahr vor Studienbeginn die Recherche nach einer freien Stelle und Unternehmen, die ein solches Studium anbieten. Habt ihr ein passendes Unternehmen gefunden, bewerbt ihr euch dort. Beispiel: Ihr macht 2018 euer Abitur und wollt noch im gleichen Jahr mit dem Studium beginnen, müsst ihr euch ab Mitte 2017 um einen dualen Studienplatz bewerben.
Die Bewerbung um einen dualen Studienplatz ist durchaus vergleichbar mit der Bewerbung um einen Job. Ihr verschickt eine vollständige Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf, Foto und Zeugnissen. Wichtig ist, dass ihr in eurem Bewerbungsschreiben folgende Fragen beantwortet:
1. Warum wollt ihr ausgerechnet ein duales Studium aufnehmen und kein klassisches?
2. Was sind eure Stärken und Fähigkeiten in Bezug auf das Studium und die Arbeit im Betrieb?
3. Wie seid ihr auf das Unternehmen gekommen und warum habt ihr euch genau dieses Unternehmen als Partner für das Studium ausgesucht?
Neben eurer Motivation und euren Fähigkeiten sollten noch weitere Aspekte im Anschreiben fürs duale Studium hervorstechen: eure Leistungsfähigkeit und Arbeitsbereitschaft. Denn für ein Unternehmen ist ein dualer Student kostspielig und muss aufwändig begleitet werden. Daher möchte man sicherstellen, dass ihr der hohen Belastung gewachsen seid. Dies könnt ihr zum Beispiel durch die Angabe ehrenamtlicher Tätigkeiten zum Ausdruck bringen. Übrigens: Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass das duale Studium für euch nur zweite Wahl ist (z. B. weil ihr für ein normales Studium nicht genommen wurdet) oder gar die letzte Chance darstellt.
Fazit
Der Arbeitsaufwand bei einem dualen Studium ist deutlich höher als bei einem klassischen Studium. Außerdem müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass ihr mit dem Unterschreiben des Arbeitsvertrags euch längerfristig bindet. Sich ausführlich über Anforderungen und Möglichkeiten zu informieren, ist vor der Aufnahme eines dualen Studiums absolute Pflicht.