Skip to main content

Vorlesungen mit Präsenzpflicht

Total out oder noch zeitgemäß?

Bild Foto: pixabay / Pexels
Foto: pixabay / Pexels

Du sitzt in einer Vorlesung und fragst dich, wieso du dich heute wieder in den Hörsaal geschleppt hast. Es ist monoton und die Folien sind sowieso online verfügbar und der Professor liest nur ab. Oft versagen Vorlesungen in Sachen Effizienz und gelten deshalb bei vielen Studierenden als unnötig. Anregende Diskussionen und effiziente Wissensvermittlung wirst du im Hörsaal in vielen Fällen vergeblich suchen. Aber sind Vorlesungen mit Präsenzpflicht deshalb total out?

Image
Etwas Leben in die Vorlesung bringen / Foto: alexis brown / unsplash

Wissensvermittlung oder Zeitverschwendung?

Beginnt ein neuer Studierender sein Studium, hat er oder sie meistens eine genaue Vorstellung, wie das Ganze eigentlich abläuft. Alle Augen und Ohren sind auf den Dozierenden gerichtet und es finden spannende und bereichernde Diskussionen statt. Leider sieht die Realität oft anders aus. Studierende sitzen in einer Vorlesung und beschäftigen sich eingehend mit anderen Dingen, statt mit der Vorlesung. In den meisten Fällen liegt das daran, dass die Folien nur abgelesen werden und sich viele in den Vorlesungen langweilen.

Vorlesungen mit Präsenzpflicht

Studierende bleiben nicht nur aus Langeweile den Vorlesungen fern. Die fehlenden Sanktionen, wenn du nicht an der Vorlesung teilnimmst, führen dazu, dass viele Studierende gar nicht erst zu den Terminen im Hörsaal erscheinen. Ganz anders sieht es bei vielen Übungen oder Seminaren aus, hier gilt Präsenzpflicht und die Anwesenheit wird in vielen Fällen kontrolliert. Dass die Inhalte der Folien online verfügbar sind, macht es nicht leichter, Studierende dazu zu bewegen, eine Vorlesung zu besuchen. Aber wären Vorlesungen mit Präsenzpflicht noch zeitgemäß?

Anders als in Schulen herrscht an Hochschulen ein freies Lernen, das auf Selbstständigkeit bedacht ist. Vorlesungen mit Präsenzpflicht würden ein individuelles und selbstbestimmtes Studium verhindern. Bei einer Präsenzpflicht würde auch das Lernklima im Hörsaal leiden, da nicht nur interessierte Studierende anwesend sind, sondern auch die demotivierten Studierenden, die nicht mitarbeiten oder zuhören wollen. Ebenfalls kann die Arbeit während des Studiums oder Familienangelegenheiten dazu führen, dass ein Studierender nicht jede Vorlesung besuchen kann. In manchen Fällen überschneiden sich Vorlesungen und die Studierenden haben nicht die Möglichkeit, zu jeder Vorlesung in Präsenz zu gehen. Ein weiteres Argument gegen die Präsenzpflicht bei Vorlesungen ist die Kapazität der Räumlichkeiten. Würden wirklich alle immatrikulierten Studierenden zu einer Veranstaltung erscheinen, würden in vielen Fällen die Hörsäle aus allen Nähten platzen. Denn in vielen Studiengängen sind mehr Studierende immatrikuliert als wirklich in den Hörsälen Platz finden. 

Derzeit besteht keine Präsenzpflicht bei Vorlesungen. So stehen viele Studierende morgens vor der Abwägung: Gehe ich in die Uni oder bleibe ich doch zu Hause und arbeite den Stoff für mich durch? Oft lohnt es sich nicht, für drei oder vier Sätze des Dozenten, die nicht auf den Folien stehen, extra in den Hörsaal zu kommen. Aus diesem Grund kommen im Semesterverlauf immer weniger Studierende in die Vorlesungen und tauchen erst dann wieder auf, wenn es kurz vor der Klausur ist und hoffentlich eingegrenzt wird, was klausurrelevant ist und was nicht.

Trotzdem macht es Sinn, Vorlesungen zu besuchen. In manchen Vorlesungen vermittelt der Dozent oder die Dozentin mehr Wissen als nur die reinen Folien, die du online findest. Fehlst du häufig in diesen Vorlesungen, kommt es danach zu schlechteren Prüfungsergebnissen. Außerdem musst du den Stoff diszipliniert zu Hause durchgehen, um dir das Wissen anzueignen. Du bist als Studierender selbst dafür verantwortlich, wie erfolgreich du im Studium bist. Die Anwesenheit in den Vorlesungen kann dazu beitragen, dein Studium erfolgreich zu absolvieren. 

Image
Vorlesungen mit Präsenzpflicht / Foto: pixabay / Pexels

Etwas Leben in die Vorlesung bringen

Die meisten Studierenden möchten keine passiven Wissenskonsumenten sein. Sie wollen spannende Vorlesungen, in denen nicht nur Wissen auf sie einprasselt, sondern aktive Diskussionen und Austausch von Ideen und Denkimpulsen. Wer nicht in Vorlesungen geht, muss sich darum kümmern, Inhalte in Eigenarbeit durchzugehen. Aber trotzdem stellt sich hier zusätzlich die Frage: sind Vorlesungen noch die richtige Form des Lehrens an den Universitäten? In den letzten Jahren sind durch die Pandemie neue Formen der Lehre entstanden. E-Learning ist für viele mittlerweile eine effiziente und bequeme Art, sich Inhalte anzueignen. Aber für viele gehören Vorlesungen einfach zum Studieren dazu. 

Fazit

Für ein individuelles und selbstbestimmtes Studium ist es wichtig, dass Studierende frei entscheiden können, ob sie eine Vorlesung besuchen oder den Stoff in Eigenarbeit zu Hause durchgehen. Jeder Studierende ist selbst für den Erfolg des Studiums verantwortlich. Damit Studierende auch andere Beschäftigungen neben der Uni ausüben können, ist es wichtig, dass sie frei wählen können, an welchen Veranstaltungen sie in Präsenz teilnehmen. 

Beitrag teilen