Frau am Notebook
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Frau am Notebook
Das steckt hinter dem Phänomen

Rage Applying – der neue Jobtrend

Beim Rage Applying verschickst du aus Frust massenhaft Bewerbungen, mit zweifelhaften Erfolgschancen. Wir zeigen dir, was dich wirklich weiterbringen kann.

"Rage Applying" – klingt auf den ersten Blick ein bisschen wie eine Szene aus einem actiongeladenen Videospiel, oder? In Wirklichkeit hat es aber nichts mit dem Zocken zu tun, sondern spielt sich in der nicht weniger spannenden Welt der Jobsuche ab. Gemeinsam schauen wir, was genau hinter diesem Begriff steckt.

Frau mit Smartphone
paul hanaoka / unsplash
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Was ist Rage Applying?

Stell dir vor, du bist in deinem Büro, du sitzt stundenlang vor deinem Laptop und bist genervt von einer aktuellen Aufgabe, deinen Arbeitskollegen, deinem Chef oder einfach nur der Welt an sich. Die Kaffeetasse ist dein bester Freund, während sich die E-Mails in deinem Postfach stapeln. Du bist genervt, frustriert und am Ende deiner Weisheit. Und dann passiert es – du klickst dich durch Jobbörsen und wirfst förmlich mit Bewerbungen um dich. Ohne großes Nachdenken, ohne Individualisierung – Hauptsache, die Bewerbung ist raus. Das ist Rage Applying.

Die Gefühle sind verständlich: Du bist genervt von der endlosen Suche nach Sinnhaftigkeit in deinem Job und von dem Gefühl, nichts unter deiner eigenen Kontrolle zu haben. Rage Applying ist sozusagen der Ausdruck dieser Frustration, indem du dich auf alles und jedes bewirbst, in der Hoffnung, dass irgendwo ein Treffer dabei ist. Es ist die bewerbungstechnische Entsprechung zum wütenden Buttonmashing beim Zocken, wenn das Level mal wieder zu schwer ist. Es entsteht aus Wut und Frustration, daher der Name "Rage Applying".

Bringt Rage Applying dich wirklich weiter?

Eine Bewerbung nach der anderen in den Äther des Internets zu schicken (und zu hoffen, dass alle an der richtigen Adresse wieder rauskommen), mag kurzfristig befreiend wirken, ist aber für den ernstgemeinten Wunsch nach einem Jobwechsel eher keine geeignete Taktik. Der Grund dafür ist einfach: Qualität geht in Sachen Bewerbungen üblicherweise vor Quantität. Rage Applying mag im ersten Moment vielleicht wie eine gute Idee erscheinen, aber es hat insgesamt eher Nachteile als Vorteile – sowohl für dich als auch für die Arbeitgeber, die du mit deinen wenig originellen Bewerbungen zuspammst.

Versteh uns nicht falsch: Jeder hat mal einen schlechten Tag und das Gefühl, nichts mehr hinzubekommen. Toxisches Betriebsklima, nervige Kunden oder fehlende Wertschätzung können die Jobzufriedenheit nachhaltig stören und sind allesamt gute Gründe, um über einen neuen Job nachzudenken. Aber die Chancen stehen wesentlich besser, wenn du den Zorn zunächst verrauchen lässt, um mit einem gezielten und bewussten Bewerbungsverfahren aus dem Hamsterrad der Frustration auszubrechen. Soll das Rage Applying lediglich der Frustbewältigung dienen und nicht ernsthaft der Suche nach einem neuen Job, gibt es auch hier bessere Alternativen. Ist zum Beispiel eher der Job an sich das Problem, kannst du über einen Branchenwechsel nachdenken. Kommst du mit deinen Kolleginnen und Kollegen oder mit dem Unternehmen nicht aus, hilft es vielleicht, sich in der gleichen Branche, aber bei einer anderen Firma umzuschauen.

Frau am Schreibtisch
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Frau am Schreibtisch

Warum Rage Applying eigentlich niemanden glücklich macht

Beim Rage Applying lässt du den Frust über deinen aktuellen Arbeitgeber bzw. deine aktuellen Umstände primär an anderen Unternehmen aus, die für deine aktuelle Lage nichts können. Zudem landen massenhaft versendete Copy-and-Paste-Bewerbungen bei den meisten Unternehmen mit professioneller HR-Abteilung sowieso schnell im Papierkorb. Und selbst wenn du die Chance auf ein Bewerbungsgespräch erhältst, solltest du den Frust aus deinem aktuellen Job auf keinen Fall ins Gespräch mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber übertragen. Das sorgt höchstens dafür, dass du dich im schlimmsten Fall selbst für die Stelle disqualifizierst und dich nur noch weiter in eine Abwärtsspirale der Unzufriedenheit reißt.

Packt dich doch die Lust, ohne große Konsequenzen ein paar Bewerbungen rauszuschicken – einfach, weil du es kannst – nutze diese Situation als Ansporn, dich ernsthaft mit deiner aktuellen Situation und deiner Zukunftsperspektive zu befassen. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, und triff keine überstürzten Entscheidungen, sondern versende gut formulierte, individuelle Bewerbungen, wenn du es mit dem Jobwechsel und der weiteren Karriereplanung ernst meinst. So hast du die Möglichkeit, das Beste aus der aktuellen Lage zu machen. Alternativ kannst du dir auch Hilfe bei der Jobsuche holen, zum Beispiel durch eine private Arbeitsvermittlung.

Fazit

Rage Applying ist wie das Fast Food der beruflichen Frustbewältigung – schmeckt im ersten Moment ganz gut, hinterlässt nur kurze Zeit später aber doch ein Gefühl der Leere. Mit ernst gemeinten Bewerbungen steigerst du dagegen die Chance, aus deinem aktuellen Hamsterrad auszubrechen und machst langfristig ganz eindeutig mehr aus deinem ersten Gefühl der Frustration. Also: Lasse Frust und Zorn nicht an unschuldigen Personalern aus, sondern begib dich mit Plan und Methode auf die Suche nach einem neuen Job, wenn die Situation in deinem aktuellen Arbeitsverhältnis nicht mehr tragbar ist.