Ausbildung Azubi
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Ausbildung Azubi
Wann und wie du das machen solltest

Ausbildungsplatz-wechsel

Mobbing, schlechte Bezahlung oder wenig Perspektiven? bigKARRIERE sagt, wann Zeit für einen Ausbildungswechsel ist und wie du diesen über die Bühne bringst.

Gründe für einen Ausbildungsplatzwechsel

Du hast dich über eine:n Kolleg:in geärgert oder findest deine täglichen Aufgaben einfach nur blöd? Das ist vielleicht ein Grund für schlechte Laune, aber noch kein ausreichender für einen Ausbildungsplatzwechsel. Wenn du aber dauerhaft das Gefühl hast, nichts zu lernen, ständig Überstunden zu machen und dabei auch noch schlecht bezahlt zu werden, sieht die Sache schon anders aus. Selbst eine dauerhaft verspätete Lohnzahlung kann ein legitimer Grund für einen Wechsel sein.

Weitere mögliche Gründe für einen Ausbildungsplatzwechsel:

  • keine oder unzureichende Betreuung durch Ausbilder:innen
  • anhaltender Streit mit dem:der Arbeitgeber:in
  • dauerhaft schlechtes Arbeitsklima
  • sexuelle Belästigung oder Mobbing
  • gesundheitliche Probleme, die in einem anderen Beruf nicht auftreten würden

So klappt der Ausbildungswechsel

Ein Wechsel des Ausbildungsplatzes ist möglich – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Hier sind die wichtigsten Wege im Überblick:

  • Während der Probezeit: Du kannst jederzeit fristlos und ohne Angabe von Gründen kündigen.
  • Nach der Probezeit: Eine fristlose Kündigung ist nur mit einem wichtigen Grund möglich – z. B. bei massiven Mängeln in der Ausbildung oder unzumutbaren Bedingungen. Diese Gründe musst du nachweisen können.
  • Berufswechsel oder Ausbildungsabbruch: Wenn du den Beruf aufgeben oder wechseln willst, kannst du mit einer Frist von vier Wochen kündigen – der Grund muss schriftlich genannt werden.
  • Aufhebungsvertrag: Im beiderseitigen Einvernehmen kannst du jederzeit durch einen Aufhebungsvertrag kündigen – ohne Frist und ohne Begründung.
  • Neuer Vertrag: Für deinen Neustart brauchst du mit dem neuen Ausbildungsbetrieb einen neuen Ausbildungsvertrag, inklusive neuer Probezeit (mindestens 1, höchstens 4 Monate).
  • Anrechnung der bisherigen Ausbildungszeit: Ob du dir deine bisherige Ausbildungszeit anrechnen lassen kannst, wird individuell geprüft.

Tipp: Lass dich frühzeitig bei zum Beispiel der Berufsschule oder der IHK beraten, um auf der sicheren Seite zu sein.
 

Zeit nehmen: Ausbildungsplatzwechsel sorgfältig vorbereiten

Bevor du Hals über Kopf deinen Ausbildungsplatz kündigst, nimm dir genug Zeit, um den Wechsel gut zu planen. Du hast schon lange durchgehalten – die paar Tage schaffst du auch noch! Nutze diese, um das Gespräch mit den Beteiligten zu suchen. Nerven dich langweilige Aufgaben oder häufige Überstunden, sprich das offen mit dem:der Ausbilder:in an. Wenn du gemobbt wirst, benenne das Verhalten konkret.

Bringt das alles nichts, kannst du dich nach einem neuen Ausbildungsplatz umsehen. Wichtig zu wissen: In der Probezeit darfst du jederzeit und ohne Angabe von Gründen kündigen. Auch außerhalb der Probezeit ist das möglich, wenn triftige und belegbare Gründe wie Mobbing oder gesundheitliche Probleme vorliegen.

Sollst du wirklich den Ausbildungswechsel durchziehen?

Bevor du einen Ausbildungswechsel in die Wege leitest, solltest du dir ganz bewusst Zeit nehmen, um deine Entscheidung zu hinterfragen. Ein Wechsel kann eine große Chance sein – aber nur, wenn er gut durchdacht ist. Stelle dir vor dem Ausbildungswechsel am besten folgende Fragen:

  • Habe ich wirklich alles versucht, die Situation zu verbessern (z. B. ein Gespräch mit Ausbilder:in, Kolleg:innen oder der Berufsschule)?
  • Liegt es am Beruf selbst oder eher an meinem aktuellen Betrieb?
  • Habe ich mich ausreichend über Alternativen informiert?
  • Bin ich bereit, möglichen Lernstoff nachzuholen oder mich auf eine neue Umgebung einzulassen?
  • Gibt es vielleicht die Möglichkeit, im gleichen Unternehmen zu bleiben, aber den Beruf zu wechseln?
  • Fühle ich mich langfristig wohler, wenn ich den Wechsel wage – oder fliehe ich nur vor einer kurzfristigen Herausforderung?

Wenn du diese Fragen ehrlich beantworten kannst, wird dir die Entscheidung deutlich leichter fallen. Denn ein gut überlegter Schritt ist immer besser als ein überstürzter Rückzug.

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Nägel mit Köpfen: Tipps und Tricks für einen gelungenen Ausbildungsplatzwechsel

Egal, ob dein neuer Ausbildungsplatz zum aktuellen Berufsbild passt oder ein kompletter Wechsel ansteht: In deiner Bewerbung solltest du niemals schlecht über deine:n bisherige:n Ausbilder:in sprechen. Das macht keinen guten Eindruck und kann dir Chancen verbauen.

Es ist außerdem sinnvoll, einen Termin in der Berufsschule zu vereinbaren, um:

  • deinen aktuellen Notenstand für Bewerbungen dokumentieren zu lassen
  • zu klären, inwiefern deine bisherigen Leistungen anerkannt werden

Wenn du in die engere Auswahl kommst, warte unbedingt den gesamten Bewerbungsprozess ab, bevor du bei deinem bisherigen Ausbildungsbetrieb kündigst. Erst wenn der neue Platz offiziell sicher ist, solltest du den Schritt gehen – so läuft der Wechsel reibungslos.

Alternative: Gleiches Unternehmen, neuer Beruf

Manchmal merkst du erst während der Ausbildung, dass der gewählte Beruf nicht zu dir passt – und das ist völlig okay. Statt dem Ausbildungsplatzwechsel kann es sinnvoll sein, innerhalb des Betriebs nach Alternativen zu suchen. Vielleicht gibt es andere Ausbildungsberufe, die besser zu deinen Stärken und Interessen passen.

Sprich offen mit deiner Ausbilder:in oder dem Ausbildungsteam – oft sind sie bereit, gemeinsam mit dir nach einer Lösung zu suchen. In manchen Fällen kannst du nach einer kurzen Orientierungsphase direkt in eine neue Ausbildung im selben Unternehmen wechseln. So sparst du dir die aufwendige Neuorientierung und bleibst in einem vertrauten Umfeld.

Wichtig: Du solltest bereit sein, versäumten Unterrichtsstoff eigenständig nachzuholen. Aber wenn du motiviert bist und weißt, was du willst, ist das gut machbar. Ein Ausbildungswechsel im gleichen Unternehmen zeigt außerdem Eigeninitiative und Zielstrebigkeit – zwei Eigenschaften, die auch zukünftige Arbeitgeber:innen zu schätzen wissen.

Wie erkläre ich meinen Ausbildungswechsel?

Ein Ausbildungswechsel wirft im Bewerbungsgespräch fast immer Fragen auf – aber keine Sorge: Mit einer ehrlichen, reflektierten Begründung kannst du punkten. Wichtig ist, dass du den Fokus auf deine Lernbereitschaft und dein Verantwortungsbewusstsein legst. 

Hier ein paar überzeugende Argumente, die du je nach Situation nennen kannst:

  • „Ich habe gemerkt, dass meine Stärken eher im praktischen Bereich liegen und möchte sie gezielter einsetzen.“
  • „Mir ist klar geworden, dass der gewählte Beruf nicht zu meinen langfristigen Zielen passt – deshalb habe ich rechtzeitig reagiert.“
  • „Ich möchte mich neu orientieren, um meine Motivation und Leistungsfähigkeit voll entfalten zu können.“
  • „Ich habe den Wechsel genutzt, um meine Interessen besser mit der Berufswelt abzugleichen.“
  • „Ich habe aus der ersten Ausbildung viel über mich gelernt – diese Erfahrungen nehme ich jetzt mit.“

Vermeide es, schlecht über den alten Betrieb zu sprechen. Bleibe sachlich, positiv und betone, was du aus der Situation mitgenommen hast – das zeigt Reife und Entwicklung.

Fazit: Neue Wege finden – ohne ganz von vorn zu beginnen

Ein Ausbildungsplatzwechsel ist ein großer Schritt, der gut überlegt sein will. Aber er kann genau das Richtige sein, wenn du dauerhaft unzufrieden bist oder deine Stärken und Interessen in einem anderen Beruf besser einsetzen kannst. Wichtig ist, dass du dich ehrlich mit deiner Situation auseinandersetzt, Alternativen prüfst und den Wechsel strategisch vorbereitest. Ob im selben Unternehmen oder mit einem kompletten Neustart – dein Ziel sollte sein, eine Ausbildung zu finden, die wirklich zu dir passt. Mit Offenheit, Klarheit und Eigeninitiative kannst du deinen Weg neu ausrichten – und damit vielleicht sogar stärker in die Zukunft starten als zuvor.