Berufseinstieg mit Bachelor?
Ihr habt euren Bachelor in der Tasche und überlegt, weiter zu studieren? Wir zeigen euch, welche Jobchancen ihr mit einem Bachelor Abschluss habt!
Ihr habt euren Bachelor in der Tasche und überlegt, weiter zu studieren? Wir zeigen euch, welche Jobchancen ihr mit einem Bachelor Abschluss habt!
Den Bachelor habt ihr in der Tasche – doch was nun? Den Master direkt dranhängen oder doch den Berufseinstieg wagen? Die Einstiegschancen in eine gute Position erhöhen sich durch einen Masterabschluss, doch wollt ihr wirklich noch zwei bis drei Jahre in ein weiteres Studium investieren? Viele Studenten absolvieren zusätzlich ein Masterstudium, obwohl sie das eigentlich gar nicht mehr wollen.
Nicht mal ein Drittel der Bachelorabsolventen von Universitäten steht zwei Jahre nach dem Studium bereits im Berufsleben. Diese Entscheidung treffen ca. 50 Prozent der Studenten schon vor dem Studium, wie eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zeigt. Nur ein geringer Anteil von 9 Prozent entscheidet sich erst nach dem Bachelor für ein Masterstudium. Doch ist der Master wirklich notwendig? Wir sind der Frage auf den Grund gegangen und haben uns angeschaut, welche Jobchancen ihr mit einem Bachelor habt und wie sich der Abschluss auf eure zukünftige Karriere auswirkt.
Durch die Umstellung des Schulsystems und des Hochschulsystems hat sich die Ausbildung talentierter Jugendlicher stark beschleunigt. Ein abgeschlossenes Abitur nimmt durch das G8 nur noch acht Jahre in Anspruch und Wehrdienst bzw. Zivildienst sind nicht mehr verpflichtend. Der Bachelorabschluss ist durch die Bologna-Reform bestenfalls bereits mit Anfang 20 in der Tasche.
Doch ist man im dem Alter schon bereit für den hochqualifizierten Berufseinstieg? Kritiker bemängeln, dass Absolventen mit Anfang 20 nicht über das nötige Fachwissen für den Einstieg in den Beruf verfügen und zudem oftmals die soziale Reife noch nicht für die Akklimatisierung in einem Unternehmen ausreicht. Das Bachelorstudium wird deshalb als Studium zweiter Klasse abgestempelt.
Das mangelnde Fachwissen, das bei Hochschulabsolventen häufig kritisch betrachtet wird, beschränkt sich jedoch nicht lediglich auf den Bachelor. Dem Studium wird allgemein nachgesagt, sehr theoretisch zu sein, aus dem die Absolventen nicht immer spezifisches Fachwissen mitnehmen können.
Experten sind der Meinung, dass sich diese Aussage ganz stark auf die angestrebte Branche bezieht. Eine Karriere in Entwicklung und Forschung setzt mindestens einen Master voraus – noch besser ist in diesen Bereichen eine Promotion. Aber ein Einstieg im Vertrieb, bei dem technische Produkte betreut werden, kann beispielsweise mit einem Bachelor im Ingenieurwesen geschafft werden.
Die Anzahl an Quereinsteigern nimmt außerdem immer weiter zu. Es wird ein Studium abgeschlossen, das dann jedoch nicht viel mit der ausgeübten Tätigkeit zu tun hat. In diesem Zusammenhang werden sowohl für Unternehmen als auch Absolventen Traineeprogramme immer beliebter. Dabei werden die Trainees in einer umfassenden Ausbildung systematisch in verschiedene Aufgabenfelder und Abteilungen eingeführt.
Im Gegensatz zu Universitäten wagen Absolventen von Fachholschulen deutlich öfter den Berufseinstieg mit Bachelor. Etwa 65 Prozent der Studenten von Fachhochschulen versuchen ihr Glück direkt nach Bachelor. Ein möglicher Grund ist die höhere Praxisbezogenheit der Fachhochschulen im Vergleich zu Universitäten. Die Studierenden erhalten schon während des Studiums einen umfassenden Einblick, der teilweise mit Pflichtpraktika unterstützt wird.
Eine Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen-und Anlagenbau (VDMA) verdeutlicht, dass im produzierenden Gewerbe für viele Aufgabengebiete die Jobchancen von Bachelorabsolventen von Fachholschulen blendend aussehen. Dazu zählen beispielsweise Produktmanagement, technischer Vertrieb und Konstruktion.
Bei Absolventen von Universitäten steht die Unsicherheit im Fokus, ob ein Bachelor für den Berufseinstieg ausreicht. Eine weitere Erklärung ist das große fachliche Interesse, das durch außerordentliches Engagement für das Studium vorangetrieben wird und einen Masterabschluss folgen lassen. Die Reformierung des Hochschulsystems stellt den Bachelor als einen Abschluss dar, der nicht wirklich berufsbefähigend ist, sagt eine Bildungsexpertin vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Dabei sollte durch die Umstellung des Systems genau das bezweckt werden.
Spätestens im Bewerbungsprozess für den Berufseinstieg seht ihr, ob der Bachelorabschluss euch im Gegensatz zu Masterabsolventen benachteiligt. Eine Studie ergab, dass die Jobchancen mit Bachelor ähnlich gut sind wie mit einem Masterabschluss – der Durchschnitt liegt bei beiden Abschlüssen bei etwa 3 Monaten. Schiebt aber auch keinen Frust, wenn die Suche mal etwas länger dauert.
Die Bildungsexpertin des IW befragte für ihr Institut mehrere Unternehmen, welche Kriterien für diese bei der Einstellung von Arbeitnehmern entscheidend seien. Dabei zählten formale Voraussetzungen wie etwa der Abschluss zu den weniger priorisierten Kriterien. Wichtiger seien persönliche Stärken, Fähigkeiten und Entwicklungsschritte. Auch Praktika während des Studiums und Auslandsaufenthalte in Form eines Auslandsstudiums oder Auslandssemesters tragen zu fachlicher Bildung und persönlicher Reifeentwicklung bei.
Das hartnäckige Gerücht, dass bestimmte Positionen einen Masterabschluss voraussetzen, verneinte die Mehrheit der befragten Unternehmen. Die Studie zeigt, dass auch Bachelorabsolventen gute Karrierechancen haben.
Das Bildungssystem ermöglicht eine einfache Rückkehr in Ausbildungen an der Hochschule. Einige Bachelorabsolventen entscheiden sich nach einigen Praxiserfahrungen in der Berufswelt dafür, das Studium fortzusetzen. Alternativen gibt es durch zertifizierte Fachausbildungen an Fachhochschulen und Handelskammern in zahlreicher Form. Den Wert einer entsprechenden Weiterbildung haben auch Unternehmen erkannt – diese unterstützen Weiterbildungen finanziell und mit Anreizen wie etwa eine Beförderung und profitieren selbst von der kontinuierlichen Weiterbildung.
Aber auch das duale Studium bietet exzellente Möglichkeiten zur umfangreichen Vertiefung der fachlichen Kenntnisse und Strukturen im Unternehmen. Dabei wird die Theorie an der Universität vermittelt, während im Unternehmen bereits praxisbezogene Einblicke gewährt werden.
Eine weitere beliebte Möglichkeit der Ausbildung im eigenen Haus ist das Traineeprogramm, da Hochschulabsolventen anfänglich einige Schwierigkeiten im Unternehmen haben. Diese resultiert durch den Mangel an praktischer Erfahrung während des Studiums. Das bezog sich bereits auf Diplomstudiengänge. Doch der Unterschied zum Bachelor ist die verkürzte Studienzeit, die noch weniger Zeit zur Unterbringung von praktischen Elementen bereitstellt.
Der Studienabschluss wirkt sich oftmals auf die Höhe des Einstiegsgehalts aus, das sich um mehrere Tausend Euro pro Jahr unterscheiden kann. Dennoch ist der Verdienst stark von Studienfach und Branche abhängig.
Während bei naturwissenschaftlichen Abschlüssen manchmal sogar eine Promotion vorausgesetzt wird, steht in künstlerischen und geisteswissenschaftlichen Bereichen die Praxiserfahrung im Vordergrund. Im Laufe der Karriere gleicht sich allerdings das Gehalt schnell an, egal welcher Studienabschluss auf eurem Zeugnis steht.
Für Unternehmen bringen Bachelorabsolventen einige Vorteile mit sich, über die Absolventen mit Master nicht verfügen. Durch den Abschluss in einem frühen Alter, mit Anfang 20, sind diese noch sehr flexibel und oftmals ungebunden. Im Gegensatz zu Masterabsolventen, die mit Mitte bis Ende 20 oftmals schon in einer ernsthaften Beziehung mit Familienvorstellungen stehen und den zukünftigen Wohnort festgelegt haben, können junge Erwachsene flexibel den Wohnort wechseln.
Zudem sind Bachelorabsolventen formbarer – das ist für größere Unternehmen interessant, die den Berufseinsteigern Firmenphilosophie und Leitlinien vermitteln und gezielt spezielle firmeninterne Vorgehensweisen und Positionen implementieren können.
Außerdem haben Bachelorabsolventen weniger Zeit in die Ausbildung investiert, was die Gehaltsvorstellungen nach unten schraubt und diese besonders für mittelständische Unternehmen mit kleineren Budgets sehr attraktiv macht. Der geringere Verdienst kann im Vergleich mit dem Masterabschluss jedoch dadurch ausgeglichen werden, dass ihr ja bereits früher in das Berufsleben einsteigt.
Hängt nicht nur den Master dran, weil ihr keinen anderen Plan habt. Praxisbezogene Weiterbildungen durch längere Praktika oder ein Berufseinstieg über ein Traineeship sind sinnvolle Alternative zur Fortsetzung des Studiums. Mit entsprechender Praxiserfahrung stehen die Jobchancen mit Bachelorabschluss gut. Einen garantierten Weg in das Management eines Großkonzerns gibt es zudem eigentlich nicht mehr. Dieser kann auch mit beispielsweise einer kaufmännischen Ausbildung erreicht werden.
Trotzdem gibt es immer noch – vor allem bei größeren Unternehmen – Positionen, die nur mit einem Master erreicht werden können. Außerdem solltet ihr euch darauf einstellen, dass ihr beim Berufseinstieg mit Bachelor zunächst weniger verdient als Masterabsolventen. Das hängt aber stark von Branche und Unternehmenskultur ab.