Lehrer Schule Uni Tafel Lernen Unterricht
fauxels / pexels 
Lehrer Schule Uni Tafel Lernen Unterricht
So klappt’s mit dem Traumjob als Lehrer

Lehrer werden

Haben Lehrer wirklich so viel Freizeit? Wie läuft ein Lehramtsstudium ab? Und wie sehen Perspektiven und Bezahlung eigentlich aus? Der bigKARRIERE Faktencheck.

Wissenshungrige junge Menschen auf das Leben vorbereiten klingt für euch nach einem Traumjob? Dann geht es euch wie den rund 10 % der deutschen Studenten, die als Berufswunsch Lehrer ausgegeben haben. Welche Wege in den Lehrerberuf führen, wie die Ausbildung aussieht und ob euer Traumberuf dem Realitätscheck standhält, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Zunächst solltet ihr euch die Frage stellen, ob der Beruf des Lehrers wirklich etwas für euch ist. Nur weil man mal Schüler war heißt das noch lange nicht, dass man weiß, was ein Lehrer alles zu leisten hat. Ihr fandet Physik immer spannend? Allein deswegen seid ihr noch lange nicht der geborene Physik-Lehrer. Als zukünftiger Lehrer müsst ihr euer Fach wirklich lieben, sonst werdet ihr später nur frustriert sein.

Außerdem solltet ihr euch selbst lieben - und vor allem andere Menschen. Nur dann werdet ihr es aushalten, wenn ihr auch mal kritisiert werdet, sei es von Schülern, Lehrerkollegen oder Eltern. Ihr solltet zudem Einfühlungsvermögen besitzen, um einen guten Draht zu den Schülern aufzubauen und zu verstehen, wie diese ticken.  Ihr habt bereits Jugendgruppen geleitet oder Nachhilfe gegeben? Das könnte ebenfalls einen Hinweis darauf liefern, dass euch der Lehrerjob liegt.

Nehmt euch unbedingt die Zeit, um euch über eure Fähigkeiten und Wünsche klar zu werden. Denn als Verlegenheitslösung taugt der Lehrerjob keinesfalls. Wenn ihr testen wollt, ob der Lehrer-Beruf das Richtige ist, könnt ihr auch professionelle Tests online ausprobieren, zum Beispiel auf der Informationsplattform „Career Counselling for Teachers“. Auch durch ein Praktikum oder ein FSJ könnt ihr ein realistisches Bild vom Lehrerberuf sammeln und euch dann entscheiden.

Neben den persönlichen Voraussetzungen sind auch einige formale Voraussetzungen zu erfüllen, wenn ihr Lehrer werden wollt. Ihr benötigt für das Studium selbstverständlich das Abitur. In manchen Bundesländern könnt ihr auch ohne Abitur ein Lehramtsstudium starten. Wenn ihr Sport auf Lehramt oder ein künstlerisches Fach anstrebt, kann eine Eignungsprüfung von euch verlangt werden. Auch die Hürde des Numerus Clausus will genommen werden, dieser ist in beliebten Fächern höher als in unbeliebten. Beim Lehramt für Grundschule und Gymnasium müsst ihr mit einem höheren Bewerberandrang rechnen als  beim Lehramt für Haupt- und Realschule.  Wenn ihr später dann euren Vorbereitungsdienst absolviert, benötigt ihr ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis, da ihr die meiste Zeit mit Kindern arbeiten werdet.

Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen
LinkedIn Sales Solutions / unsplash
 
Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen

Lehrer: So sieht der Alltag wirklich aus

Lehrer haben dauernd frei und arbeiten nur von 8 bis 13 Uhr, so lauten populäre Vorurteile gegenüber Pädagogen. Als Lehrer arbeitet ihr im Schnitt 23 bis 28 Schulstunden, abhängig vom Fach und dem Bundesland, in dem ihr tätig seid. Doch wenn die Schulglocke läutet, ist euer Arbeitstag noch lange nicht vorüber. Ihr müsst den nächsten Unterricht zuhause vorbereiten und – auch während der Ferien – Schulaufgaben korrigieren. Als Berufsanfänger braucht ihr hier natürlich länger.  Darüber hinaus warten auch noch Besprechungen und Weiterbildungen auf euch und ihr habt Projektarbeiten, schulinterne Veranstaltungen sowie Klassenarbeiten zu planen. So kommt ihr als Lehrer auf eine 46-Stunden-Woche - mindestens!

Und auch Konflikte bleiben euch als Lehrer nicht erspart. Sei es, dass ein Schüler mit seiner Note nicht zufrieden ist oder ihr Streit zwischen Schülern auf dem Pausenhof schlichten müsst. Oder Eltern beschweren sich wegen der Note ihres Schützlings. Diesem Psychodruck ist nicht jeder gewachsen.

Lehramtsstudium – das erwartet euch

Eure Entscheidung steht - ihr wollt Lehrer werden. Fragt sich nur, wie. Ihr könnt euch in Deutschland für folgende Schulformen als Lehrer ausbilden lassen:

  • Lehramt an Grundschulen
  • Lehramt an Haupt-, Real- und Gesamtschulen
  • Lehramt an Gymnasien
  • Lehramt an Berufsschulen
  • Lehramt für Sonderschulen/Sonderpädagogik

In der Regel studiert ihr zehn Semester an einer Uni euer Fach "auf Lehramt" und absolviert im Anschluss den Vorbereitungsdienst an einer Schule, das sogenannte Referendariat. Der Ablauf des Studiums ist abhängig von der Schulform. Je nach gewählter Schulform variiert die Länge des Studiums. So seid ihr für das Gymnasium-Lehramt fünf Jahre an der Uni, für das Lehramt Grundschule ein Jahr weniger.

Aber: Jedes Bundesland regelt das Lehramtsstudium anders, was einen Wechsel des Studienorts nach Aufnahme eines Studiums kompliziert macht. In manchen Ländern beendet ihr das Lehramtsstudium mit dem „Master of Education“ (M. Ed.), in anderen mit dem Ersten Staatsexamen. In Nordrhein-Westfalen und Thüringen benötigt ihr für den Lehrerberuf beispielsweise den Master of Education. Doch Master bzw. das Erste Staatsexamen genügen nicht, damit ihr auf Schüler losgelassen werdet. Nach dem Studium absolviert ihr noch den Vorbereitungsdienst an einer Schule, das sogenannte Referendariat,  und macht das Zweite Staatsexamen.

Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen Tafel
fauxels / pexels 
 
Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen Tafel

Vor Beginn des Studiums müsst ihr euch entscheiden, welche Fächerkombination ihr später mal unterrichten wollt, also zum Beispiel Mathe/Physik, Deutsch/Englisch oder Englisch/Französisch. Achtung: Nicht an jeder Hochschule könnt ihr eure Wunschkombi studieren. Informiert euch über eure Möglichkeiten daher rechtzeitig an eurer Uni.

Dabei sollte eure Entscheidung sich natürlich primär an euren Interessen orientieren und weniger daran, welche Fächer aktuell gefragt sind. Denn wenn ihr mit dem Studium fertig seid, kann die Situation auf dem Lehrermarkt wieder ganz anders aussehen. Aktuell ist die Nachfrage nach MINT-Fachkräften, also Lehrern für Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Informatik hoch.

Im Studium stehen Vorlesungen, Übungen, Hauptseminare und Proseminare auf dem Stundenplan. Auch Hausarbeiten und benotete sowie unbenotete Leistungsnachweise sind fester Bestandteil des Lehramtsstudiums. Als Lehramtsstudent lernt ihr weitaus mehr als nur die Fächer, für die ihr euch entschieden habt. Denn ihr müsst nicht nur Fachwissen pauken, sondern müsst auch lernen, dieses Wissen euren Schülern bestmöglich zu vermitteln. Und auch der Umgang mit schwierigen Schülern will gelernt sein. Deshalb gehören zu jedem Lehramtsstudium neben dem Fachstudium auch Pädagogik- und Psychologie-Vorlesungen. Ihr könnt das Studium noch um ein drittes Fach oder eine Spezialisierung zum Sonderschulpädagogen o. ä. erweitern.

Damit ihr nicht fünf Jahre nur Theorie an der Hochschule lernt und dann als ausgebildeter Lehrer an der Schule vor einer wilden, pubertierenden Schülerhorde keinen Praxisschock erleidet, haben die Unis mittlerweile in das Lehramtsstudium ein Praxissemester eingebaut, in dem ihr einige Monate an einer Schule arbeiten müsst. So könnt ihr dann rechtzeitig noch die Notbremse ziehen und euch für ein anderes Studium entscheiden.

Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen Tafel
Max Fischer / pexels 
 
Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen Tafel

Ihr habt nun euer Lehramtsstudium mit dem Master of Education oder dem ersten Staatsexamen abgeschlossen? Glückwunsch! Aber noch seid ihr keine Lehrer.

Nach der theoretischen Vorbereitung durch das Studium wartet noch das Referendariat auf euch, das je nach Bundesland ein bis zwei Jahre dauert. Ziel des Referendariats ist es, euch abschließend für den Beruf als Lehrer fit  zu machen. Dort beobachtet ihr zunächst den Unterricht von erfahrenen Lehrern und dürft dann selbst Unterrichtsstunden vorbereiten und vor einer Klasse halten. Im sogenannten Studienseminar tauscht ihr als angehende Lehrer untereinander eure Erfahrungen aus. Am Ende des Referendariats macht ihr eine Abschlussprüfung, die sich aus einem Vorführunterricht und einer Hausarbeit zusammensetzt.

Auch wenn ihr Studium und Referendariat gewuppt habt, war’s das noch nicht mit eurer Ausbildung. Denn dann wartet noch das Zweite Staatsexamen auf euch, das nach einem Scheitern im ersten Anlauf übrigens einmalig wiederholt werden darf.

Lehrer werden = sicherer Job?

Wer früher einmal Lehrer wurde, durfte sich als Beamter über eine sichere Stelle auf Lebenszeit freuen. Heute hat man mit dem Abschluss allerdings noch lange keine Festanstellung sicher - vom Beamtenstatus können viele nur träumen. Nicht wenige angehende Lehrer werden erst mal als Vertretungslehrer befristet angestellt, manche erhalten gar keine Stelle. Als Vertretungslehrer müsst ihr flexibel sein und könnt von heute auf morgen an eine andere Schule versetzt werden.

Die besten Chancen auf eine Festanstellung habt ihr, wenn ihr eine gefragte Fächerkombi studiert habt und eine Top-Abschlussnote mitbringt.  So werden bis 2025 vor allem Lehrer für Mathe, Chemie und Physik gesucht. Mit Religion und Geschichte hingegen kann es passieren, dass ihr erst mal beim Arbeitsamt landet. Auch Lehrer für Berufsschulen und Förderschulen sowie für Haupt-, Real- und Gesamtschulen bis zur 10. Klasse haben gute Karten.

Ihr seid bereit, für euren Traumjob Lehrer die Stadt zu wechseln? Dann könnten sich die Chancen für euch verbessern, da im Osten viele Lehrer gesucht werden. Mit einem zusätzlichen Bedarf an Lehrern wird durch den Zuzug von Migranten nach Deutschland gerechnet. Denn unter ihnen befinden sich auch viele Kinder im schulpflichtigen Alter.

Tipp: Wenn ihr wisst, wo ihr mal arbeiten wollt, könnt ihr euch bei der zuständigen Behörde informieren, ob dort Lehrer benötigt werden und in welchen Fächern.

Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen
Max Fischer / pexels 
 
Lehrer Dozent Uni Schule Unterricht Lernen

Lehrer-Gehalt: Lohnt sich der Lehrerberuf finanziell?

Ihr wollt wissen, ob sich die ganzen Mühen für euch lohnen? Wieviel ihr als Lehrer verdient, hängt von einer Reihe Faktoren ab. Dem Bundesland, in dem ihr arbeitet, der Schulform und ob ihr verbeamtet oder angestellt seid. So verdienen Angestellte Lehrer bei gleicher Arbeit einige hundert Euro weniger als ihre verbeamteten Kollegen, Gymnasiallehrer verdienen mehr als Grundschullehrer. Was man als Beamter im Lehrerberuf genau verdient, kann im Internet für jedes Bundesland in sogenannten Besoldungstabellen nachgelesen werden. Als Gymnasiallehrer mit Beamten-Status verdient ihr in der Regel um die 50.000 Euro jährlich (nach 15 Jahren Dienst sind sogar rund 60.000 Euro drin). An Haupt- und Realschulen erhaltet ihr als junge Lehrer am Anfang eurer Karriere im Schnitt ca. 45.000 Euro brutto.

Als Quereinsteiger das Klassenzimmer rocken

Lehrer werden ohne Studium? Auch als Seiteneinsteiger könnt ihr das Klassenzimmer rocken und euer Wissen mit dem Nachwuchs teilen. In manchen Bundesländern wie Berlin ist der Lehrermangel mittlerweile so groß, dass ihr hier auch ohne Staatsexamen gute Chancen auf eine Einstellung habt. Dennoch ist es empfehlenswert, vor einer Entscheidung im Rahmen einer Hospitanz mal Schulluft zu schnuppern. Wenn ihr glaubt, die Arbeit liegt euch, könnt ihr euch bewerben. Dabei sind die Zulassungsvoraussetzungen zum Lehrerjob ohne Lehramtsstudium je nach Bundesland anders geregelt. Einen Hochschulabschluss braucht es dabei in jedem Fall. Könnt ihr bereits mehrjährige Berufserfahrung vorweisen, braucht ihr nicht mal zwingend ein Referendariat.

Lehrer Schule Unterricht Lernen Tafel
Max Fischer / pexels 
 
Lehrer Schule Unterricht Lernen Tafel

Traumjob ade: Alternativen zum Lehrerberuf

Nicht selten merkt man erst im Referendariat, dass einen das Lehrerdasein doch nicht glücklich macht. Bevor ihr unmotiviert den Schuldienst antretet, solltet ihr mögliche Alternativen checken. Als ausgebildete Lehrer bringt ihr nämlich einiges mit, um in der freien Wirtschaft zu punkten. So arbeiten nicht wenige studierte Lehrer in Personalabteilungen von Unternehmen oder als Dozenten an privaten Hochschulen. Auch eine Tätigkeit im Nachhilfebereich ist naheliegend.

Eure Kompetenz in der Vermittlung von Wissen ist auch in der Erwachsenenbildung gefragt, beispielsweise an Volkshochschulen oder Abendschulen. Hier habt ihr es in der Regel mit deutlich motivierteren "Schülern" zu tun, was die Sache für euch einfacher macht. Oder ihr werdet Coach in Bereichen wie Persönlichkeitsentwicklung, Rhetorik, Kommunikation, Karriere, Fitness etc. Auch hier könnt ihr wieder eure Stärken ausspielen und mit nachträglich erworbenen Qualifikationen kombinieren.

Fazit: Vor- und Nachteile des Lehrerberufs

Lehrer kann der schönste Beruf der Welt sein, manchmal aber auch die Hölle. Damit ihr die richtige Entscheidung trefft und euer Traum vom Lehrerdasein nicht später an der harten Wirklichkeit im Klassenzimmer platzt, haben wir abschließend noch mal alle Vor- und Nachteile des Lehrerjobs aufgelistet.
 

Vorteile als Lehrer

  • täglicher Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeiten
  • Wissensvermittlung an jungen Menschen
  • weitgehend freie Gestaltung des Unterrichts
  • Lehrerberuf genießt hohes Ansehen in der Bevölkerung
  • als verbeamteter Lehrer mehr Sicherheit als in anderen Berufen

 

Nachteile als Lehrer

  • hohe Arbeitsbelastung und psychischer Druck
  • Umgang mit Problemkindern und schwierigen Eltern
  • viel organisatorische Tätigkeiten
  • nicht alle Lehrer werden verbeamtet