Zwei Studiengänge gleichzeitig studieren
Zwei Abschlüsse auf einen Streich? Das geht mit einem Doppelstudium. Was sich dahinter verbirgt und wie es in der Praxis funktioniert, erfährst du hier.
Zwei Abschlüsse auf einen Streich? Das geht mit einem Doppelstudium. Was sich dahinter verbirgt und wie es in der Praxis funktioniert, erfährst du hier.
Ein Doppelstudium (auch Mehrfachimmatrikulation, Mehrfachstudium oder Parallelstudium genannt) ist genau das, was der Name verspricht: Du studierst zwei Fächer parallel und erwirbst zwei Abschlüsse. Möglich sind Parallel-Bachelor und Parallel-Master in mehr oder weniger frei wählbaren Fächerkombinationen, zum Beispiel VWL und Sinologie, Physik und Theologie oder Ethnologie und Politikwissenschaft. Abzugrenzen ist ein Doppelstudium von einem Doppeldiplom (Double-Degree oder Doppelabschluss), bei dem zwei Abschlüsse an zwei Hochschulen in zwei Ländern parallel erworben werden.
Zwei Abschlüsse gleichzeitig – das klingt verführerisch und – so ganz nebenbei – auch gut für den Lebenslauf. Das doppelte Studium bietet eine Vielfalt an Themen und lehrt unterschiedliche Methoden. Das beeindruckt Arbeitgeber:innen und kann für bessere Berufschancen sorgen. In den meisten Bundesländern ist ein Doppelstudium möglich, doch die Anforderungen variieren. An Hochschulen in Berlin und Hamburg beispielsweise muss die Eignung belegt werden, was in viel Papierkram ausarten kann. In Bayern und Nordrhein-Westfalen geht es ohne Bürokratie, sofern die gewünschten Studiengänge zulassungsfrei sind. Welche Auflagen und Beschränkungen in deinem Fall gelten, kannst du in den Studienordnungen deiner Wunschfächer nachlesen. Die Regelungen sind von Bundesland zu Bundesland und teilweise von Hochschule zu Hochschule verschieden.
Wenn du dich für ein Doppelstudium entscheidest, musst du viel Disziplin mitbringen und gut organisiert sein. Denn bei der Mehrfachimmatrikulation heißt es doppelt lernen, doppelt so viele Klausuren absolvieren und doppelt so viele Hausarbeiten schreiben. Die zeitliche Belastung ist sehr hoch, der Studienplan muss so zusammengebastelt werden, dass sich Kurse (und vor allem Prüfungstermine) möglichst nicht überschneiden und Anwesenheitspflichten und Pflichtmodule berücksichtigt werden. Kein leichtes Unterfangen. Bei beiden Fächern handelt es sich schließlich um Vollzeit-Studiengänge, die nicht darauf ausgelegt sind, zusammen mit einem anderen Fach belegt zu werden. Während der Prüfungszeiten kommen die Klausuren dementsprechend im Stakkato. Idealerweise wählst du Kurse so, dass das Verhältnis zwischen Klausuren und Hausarbeiten zum Semesterende ausgeglichen ist und für Sport, Freund:innen oder einen Nebenjob wenigstens noch etwas Zeit bleibt. Finanziell solltest du daher besonders gut abgesichert sein, da du als doppelte:r Vollzeitstudierende:r wahrscheinlich nochmal deutlich weniger freie Zeit haben wirst.
Besonders gefährlich für deine Ambitionen: Im Doppelstudium darfst du absolut nichts schleifen lassen, sonst gerät das exakt durchgeplante Studiengerüst ins Schleudern. Wird etwa ein Kurs aufgrund von zu wenig Zeit abgewählt oder nicht bestanden, sorgt das im darauffolgenden Semester für noch mehr Semesterwochenstunden und noch mehr Stress. Auch, wenn du in einem Kurs absichtlich durchrasselst, weil die Prüfungsnote nicht gut geworden wäre und du dir einen zweiten Anlauf wünschst, musst du hinsichtlich der Planung sehr vorsichtig sein.
Expert:innen raten deshalb, erst mit nur einem Studienfach zu beginnen, und nach einer Weile zu entscheiden, ob du nebenher noch Kapazitäten für ein zweites Fach hast. Ein doppeltes Studium muss nicht gleichzeitig gestartet und parallel beendet werden, sondern funktioniert auch zeitversetzt (beispielsweise bist du dann in Fach #1 im dritten Semester und in Fach #2 im ersten Semester).
Am wichtigsten ist ein ausgeprägtes Interesse für beide Fächer und die Bereitschaft, dem Studium sehr viel Raum zuzugestehen. Dann lässt sich ein doppeltes Studium auch stemmen, wenn du kein:e Überflieger:in bist. Schnell lernen solltest du dennoch können, denn dank der Doppelbelastung bleibt wenig Zeit. Bei der Fächerwahl ist ebenfalls eine Kombination aus einem soliden Fach, mit dem du – überspitzt formuliert – später mal die Rechnungen bezahlen kannst, und einem Leidenschaftsfach denkbar. Auf Arbeitgeber:innen wirkt das doppelte Studium in jedem Fall beeindruckend – es beweist, dass du Ausdauer besitzt, bestens organisiert bist und Zeitmanagement-Skills beherrschst.
Ein Doppelstudium erfordert viel Disziplin und Durchhaltevermögen. Aber wenn du es hinkriegst, kannst du zwei Fächer parallel studieren, für die du brennst und schindest später mit deinem Lebenslauf und deiner Geschichte überall Eindruck. Die zwei Abschlüsse zeigen Arbeitgeber:innen, dass du viele wichtige Stärken fürs Berufsleben mitbringst und können deine Berufschancen steigern.