Tipps zur Stellenrecherche bis hin zum Bewerbungsgespräch
Bewerben im Ausland ist an die Gepflogenheiten des Landes geknüpft – Wir zeigen euch, was ihr bei Stellenrecherche, Lebenslauf und Bewerbungsgespräch beachten müsst.
Bewerben im Ausland ist an die Gepflogenheiten des Landes geknüpft – Wir zeigen euch, was ihr bei Stellenrecherche, Lebenslauf und Bewerbungsgespräch beachten müsst.
Ihr wollt weg von zuhause und ausländische Berufserfahrung sammeln? Da steht ihr nicht alleine da. Nicht selten zieht es junge Europäer raus aus dem eigenen Land in benachbarte Regionen, um dort mittel- oder auch langfristig beruflich Fuß zu fassen. Dafür kann es zahlreiche Gründe geben: Von den Klimapräferenzen bis hin zum Zusammenziehen mit dem Partner aus einer Fernbeziehung. Darüber hinaus liest sich eine Auslandserfahrung gut im Lebenslauf und eure Sprachkenntnisse heben sich auf ein verhandlungssicheres Level.
Genaues Informieren ist jedoch zwingend notwendig. Auch wenn durch Globalisierung, Mobilität und Angleichung ein einheitliches Europa angestrebt wird, unterscheiden sich die Arbeitsmärkte der einzelnen Länder Europas in Gepflogenheiten und Normen stark voneinander. Außerhalb von Europa sind die Kulturunterschiede zudem noch größer. Die Bewerbungsprozesse laufen unterschiedlich ab – wir zeigen euch, worauf ihr in beim Bewerben im Ausland achten müsst!
In vielen Ländern ist es Gang und Gebe, Bewerber aus dem eigenen Land zu bevorzugen – diese sind mit Sprache, Sitten und Umfeld besser vertraut. Von daher ist die lokale Konkurrenz bei den meisten Bewerbungen groß. Die Ausnahme bilden spezialisierte Qualifikationen, deren Nachfrage hoch ist. Es gibt einige europäische Länder wie Portugal, Spanien oder Griechenland, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht und vermehrt auf spezialisierte Arbeitskräfte gesetzt wird.
Deutschland stellt durch die starke Wirtschaft und exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten in Europa eine wichtige Größe dar, deren Arbeitskräfte gerne gesehen sind. Sie bieten durch ein zuverlässiges und fleißiges Auftreten und hervorragende Ausbildung gute Voraussetzungen für eine Karriere außerhalb der Heimat. Von daher reicht es in einigen Sektoren bereits aus, eure Deutschkenntnisse hervorzuheben und bei der Jobsuche auf mehrsprachige Branchen zu setzen. Dazu zählen etwa Tourismus, Kundendienst oder Verkauf. In einigen Orten werden sogar explizit Deutschkenntnisse verlangt.
Wenn ihr also über gute Deutschkenntnisse verfügt und eine weitere Sprache gut beherrscht, sehen eure Chancen gut aus. Dabei ist es jedoch in vielen Ländern so, dass ihr auch eine exzellente Landessprachen-Kompetenz vorweisen müsst, in dem ihr euch bewerbt. Diese Sprachkenntnisse sollten bestenfalls in Form eines Sprachkurses mit Zeugnis oder eines Auslandssemesters unterstrichen werden. Denn im Lebenslauf ist oftmals nicht sofort ersichtlich, ob ihr die Sprache fließend oder nur bruchstückhaft sprecht – ihr könntet ja auch Hilfe bei der Erstellung gehabt haben. Personaler gehen prinzipiell eher auf Nummer Sicher und sortieren Bewerbungen, bei denen Zweifel bestehen, aus. Ein schriftliches Dokument zerstört diese Unklarheiten und erhöht eure Chancen, eingeladen zu werden.
Zwar sind durch den technischen Fortschritt der Kommunikation auf Distanz kaum noch Grenzen gesetzt – viele Unternehmen bieten Skype Interviews oder Telefongespräche an. Doch früher oder später steht ein Vorstellungsgespräch vor Ort an. Eine Anreise zum Vorstellungsgespräch ist oftmals umständlich und kostspielig. Denn sie ist schwer planbar und wird nicht immer vom Unternehmen übernommen. Entscheidet von daher schon vor dem Bewerbungsmarathon, ob ihr beim Bewerben im Ausland direkt vor Ort sein möchtet oder lieber von zuhause aus agiert. Einige Unternehmen bieten sogar eine Umzugsprämie an – nachfragen lohnt sich. Auch im Ausland sind zudem Arbeitnehmer attraktiver, die in einem Angestelltenverhältnis stehen.
Mangelt es in eurem Wunschland an Fachkräften, so erhöhen sich eure Chancen auf die angestrebte Position. Denn in einigen Ländern wie Spanien oder Südafrika müssen Unternehmen nachweisen, dass sie im eigenen Land keinen Arbeitnehmer mit den gleichen Qualifikationen wie bei Auslandsbewerbern finden. Wenn ihr Wunschland und Sektor bestimmt habt, recherchiert zunächst, in welchen Branchen eure Qualifikationen gefragt sind und wie das Positionsumfeld im Land aussieht. Weltweit am stärksten wachsende Arbeitsfelder sind IT, Telekommunikation, Maschinenbau, Verkauf, Medizin und Bildung. Es gibt für jedes Land Fachkräftemangel Listen, die wachstumsstarke Branchen aufzeigen.
Jedes Land, oder manchmal sogar Region innerhalb des Landes, hat seine eigenen Sitten. Diese gilt es, beim Bewerben im Ausland zu beachten! Aufbau und Inhalt der Bewerbungsmappe unterscheidet sich je nach Land, in dem ihr euch bewerben möchtet. Eine komplette Mappe mit Anschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsbild, Qualifikationen und Nachweisen, was in Deutschland recht üblich ist, ist in vielen Ländern überflüssig. Oftmals reicht der Lebenslauf mit kurzem Anschreiben aus. Das Bewerbungsfoto ist zudem ebenso oftmals nicht zwingend – in manchen Ländern ist es sogar unerwünscht, um einer Diskriminierung vorzubeugen. Wir zeigen euch, worauf es in Frankreich, Großbritannien, Spanien, USA, Japan und Südafrika ankommt.
Bei Standardbewerbungen reichen Anschreiben (lettre de motivation) und Lebenslauf (résumé) aus. Beim Lebenslauf kommt es auf Vollständigkeit an, denn Lücken im Lebenslauf sind in Frankreich ungern gesehen. Neben den Kontaktdaten ist nur das Alter anzugeben. Für den angehenden Job relevante Qualifikationen solltet ihr detailreich hervorheben. Die Formatierung ist eher frei gehalten – eine Schriftgröße von mindestens 10 sollte jedoch eingehalten werden. Der Lebenslauf sollte bestenfalls eine Seite nicht überschreiten und keine Unterschrift enthalten – das Bewerbungsbild ist optional, aber kein Muss!
Das Anschreiben sollte den gängigen Formatierungsrichtlinien wie auch in Deutschland folgen – die Anschrift befindet sich oben links, danach folgen Betreff, Einleitung, Qualifikationen, Intentionen und Referenzen. In modernen und kreativen Branchen sind Kreativbewerbungen eine willkommene Abwechslung. Diese können die eigenen Qualifikationen gezielt in Szene setzen und von anderen Bewerbungen abheben.
Eine Standardbewerbung in Großbritannien besteht wie in Frankreich aus Lebenslauf (curriculum vitae) und Anschreiben (cover letter). Eine elektronisch verschickte Bewerbung ist hier recht üblich. Das Anschreiben kommt direkt in den E-Mail-Text, der Lebenslauf wird als PDF Dokument angehängt. Anders als in Deutschland müsst ihr bei der Formatierung darauf achten, dass oben links die Adresse des Empfängers steht. Zudem ist eine Betreff-Zeile nicht notwendig.
Der Lebenslauf wird bei Bewerbungen in Großbritannien nicht unterschrieben und sollte nicht länger als zwei Seiten sein. Darüber hinaus enthält er keine Angaben zu Geschlecht, Familienstand, Alter und Religion. Eine klare und übersichtliche Strukturierung werden genauso vorausgesetzt wie das Aussparen nicht relevanter Berufserfahrungen und Qualifikationen. Die amerikanische Schreibweise wird in Großbritannien nicht gerne gesehen – achtet also darauf, ein British-English zu verwenden. Zeugnisse sind kein Muss, relevante persönliche Referenzen im Lebenslauf jedoch schon. Zudem sind in Großbritannien Power Words wie demonstrated ability oder achieved beliebt und können einen Lebenslauf sprachlich aufpimpen.
Die Standardbewerbung umfasst in Spanien ein Anschreiben (carta de presentación) und einen Lebenslauf (curriculum vitae). Ein Bewerbungsbild ist ebenfalls nur optional, kann aber bessere Chancen bieten. Der Lebenslauf sollte eine klare Übersichtlichkeit aufweisen, die Länge von einer Seite nicht überschreiten und nicht unterschrieben werden. In Spanien enthält dieser zudem Ausweisnummer, Steuernummer und Familienstand mit Anzahl der Kinder. Darüber hinaus gibt es keine weiteren strikten Formatierungsregeln.
Wenn es nicht ausdrücklich verlangt wird, braucht ihr bei einer Bewerbung in Spanien keine Zeugnisse und Qualifikationen anhängen. Im Gegensatz zu den britischen Power Words sollten hier ausschmückende Phrasen vermieden werden und der Fokus auf nüchterne, aber belegbare Fakten gelegt werden.
Bevor es überhaupt zu der Bewerbung kommt, muss zunächst die Herausforderung Visum geklärt werden. Die amerikanische Botschaft gibt Auskunft über das richtige Visum für die Länge des geplanten Arbeitsaufenthalts. Das bekannteste darunter ist sicherlich die Greencard, die eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis beinhaltet. Die Jobsuche muss aus Deutschland begonnen werden, da diese mit einem Touristenvisum vor Ort nicht erlaubt ist.
Bei Standardbewerbungen in den USA umfassen die Unterlagen ein Motivationsschreiben (cover letter) und den Lebenslauf (resumé). Anhänge wie Zeugnisse und Qualifikationen werden, wenn nicht ausdrücklich erwünscht, zunächst weggelassen. Viel wichtiger ist eine ansprechende Aufmachung, die in Form einer farblichen Bewerbungsmappe oder einer Kreativbewerbung umgesetzt werden kann.
Der Aufbau des Lebenslaufes erfolgt antichronologisch, also mit dem aktuellsten Ereignis an oberster Stelle. In den USA wird Wert auf anonymisierte Bewerbungen gelegt – Angaben zu Namen, Geschlecht, Alter, Konfession und Nationalität werden somit nicht gemacht und der Lebenslauf wird auch mit keinem Bild versehen. Persönliche Referenzen haben einen hohen Stellenwert in den USA – gebt somit immer einige Kontaktdaten an, die eure Qualifikationen und Fähigkeiten positiv belegen können.
In Japan enthält die Bewerbungsmappe in der Regel Motivationsschreiben und Lebenslauf. Bei Bewerbungen an traditionelle japanische Unternehmen ist es üblich, Werdegang und Lebenslauf händisch auf einem dafür vorgesehenen Formular einzutragen. Eine große Tugend ist jedoch Bescheidenheit. Ihr solltet eure Qualifikationen und Fähigkeiten sachlich darstellen und auf ausschweifende Umschreibungen verzichten – diese werden in Japan schnell als Arroganz aufgefasst.
Auch in Südafrika muss zunächst die Frage nach einem gültigen Arbeitsvisum und einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis geklärt werden. Diese werden vor Ort mit dem Nutzen der Qualifikationen für das Land abgeglichen und auf der Grundlage eines zumindest vorläufigen Arbeitsvertrages festgelegt.
Die Bewerbungsunterlagen bestehen aus Lebenslauf (curriculum vitae) und Anschreiben (cover letter). Das Anschreiben sollte an einen konkreten Adressaten gerichtet sein und eine Seite nicht überschreiten. Ausschweifende Eigenwerbung kommt in Afrika nicht gut an – verknüpft eure Qualifikationen im besten Fall an konkrete Tätigkeiten. Der Lebenslauf sollte klar und lückenlos strukturiert und antichronologisch aufgebaut sein. Dem Bewerbungsbild wird in Südafrika großer Wert zugesprochen.
Die angehängten Zeugnisse und Abschlüsse sollten unbedingt ins Englische übersetzt sein. Persönliche Referenzen durch Empfehlungsschreiben haben in Afrika einen ähnlich hohen Stellenwert wie in den USA und sollten keinesfalls in den Bewerbungsunterlagen fehlen.
Der weitere Bewerbungsprozess, nach einem erfolgreichen Bewerben im Ausland, hängt wie in Deutschland auch in anderen Ländern stark vom Unternehmen ab. Wie bereits angedeutet, kann auch zunächst ein Telefoninterview als nächste Stufe folgen. Oftmals laden große Unternehmen ihre Bewerber jedoch zum Assessment Center ein. Die Dauer variiert dabei und kann von ein paar Stunden bis zu mehreren Tagen dauern. Dabei werdet ihr geprüft, ob ihr für die zukünftige Position geeignet seid.
Die Wahl des Outfits spielt auch in anderen Ländern eine entscheidende Rolle. Der Kleidungsstil sollte authentisch wirken und euren persönlichen Stil wiedergeben – so fühlt ihr euch zudem wohl in dem was ihr anhabt. Zudem sollte das Outfit aber auch auf das Unternehmen und die dort herrschende Atmosphäre abgestimmt sein. Bleibt euch treu, denn ein persönliches Auftreten mit Authentizität ist weltweit essentiell. Die Selbstpräsentation sollte vor allem Details beinhalten, die über den Lebenslauf hinausgehen und euch für die angestrebte Stelle qualifizieren.
Die richtige Vorab-Recherche ist beim Bewerben im Ausland in fast allen Ländern erfolgsentscheidend. Informiert euch somit über die Sitten und Anforderungen des Landes, betrachtet die wirtschaftliche Situation eurer Wunschbranche und setzt auf eure relevanten Stärken und Qualifikationen.
Bringt zudem vorab ausreichend Informationen des Unternehmens in Erfahrung und stimmt eure Bewerbung mit den Leitlinien und der Firmenphilosophie ab. Bei dieser Vorgehensweise unterscheiden sich die unterschiedlichen Länder nur wenig. Und bittet nach einer Absage um ein ausführliches Feedback – das eröffnet euch die Möglichkeit, lokale Sitten und Gepflogenheit besser verstehen zu können. Diese Informationen könnt ihr dann bei der nächsten Bewerbung berücksichtigen und so eure Chancen steigern.