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Dunning-Kruger-Effekt

Warum sich inkompetente Menschen gerne überschätzen

Kennt ihr die Anfängerblase? Bei DSDS zeigt sich jährlich, wie unbegabte Sänger sich überschätzen. Wir haben untersucht, wie der Dunning-Kruger-Effekt das Berufsleben beeinflusst.

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gustavo-scafeli / unsplash
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Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?

Vielleicht ist es euch bereits aufgefallen: kurioserweise glauben Anfänger oft, schon alles zu können. Man begegnet solchen Typen in der Schule, im Job oder sieht besonders ambitionierte Exemplare im Fernsehen. Dieses Phänomen wird liebevoll Anfängerblase genannt und hat auch einen wissenschaftlichen Namen: Dunning-Kruger-Effekt. Dabei handelt es sich um eine kognitive Selbstwahrnehmungsverzerrung. Sie kann Anfängern auf allen Gebieten ereilen, die erste Erfolgserlebnisse erzielt haben und als Resultat daraus an Selbstüberschätzung leiden. Weil ihnen eine breite Kompetenz auf dem Gebiet fehlt, können sie schlicht nicht einschätzen, wie kompetent oder eben inkompetent sie sind, und überschätzen ihre Fähigkeiten.

Der Begriff Dunning-Kruger-Effekt geht auf den US-amerikanischen Sozialpsychologen David Dunning zurück, der im Jahr 1999 zusammen mit Justin Kruger eine Studie zum Thema veröffentlicht hatte. Heute gilt die Studie als ein Klassiker der Psychologie und wird immer dann zurate gezogen, wenn es um die Selbstüberschätzung von Inkompetenten geht.
 

Dunning-Kruger-Effekt in der Arbeitswelt

Welchen Effekt hat es auf das Berufsleben, wenn man seiner eigenen Inkompetenz gegenüber mit Ignoranz begegnet? Nun, das illusionäre Selbstvertrauen kann euch Vorteile und Nachteile einbringen.

Positive Auswirkungen hat die Selbstüberschätzung immer dann, wenn es darum geht, Neues zu wagen. Beispielsweise bei der Suche nach einem neuen Job. Anstatt auf eine Stelle zu warten, für die ihr alle Qualifikationen erfüllt, kann es lohnenswert sein, die eigene Inkompetenz zu ignorieren und sich dennoch auf Stellen zu bewerben, deren Anforderungen man nicht gänzlich erfüllt. Wer weiß, vielleicht klappt es ja doch mit dem Job. Selbstüberschätzung ist in diesem Szenario eine Art Überlebensstrategie, die sich durchaus auszahlen kann.

Ebenfalls von Vorteil kann es sein, sich regelmäßig für Zusatzaufgaben zu melden, die eigentlich über den eigenen Horizont hinausgehen. Das sieht im ersten Moment nach Selbstüberschätzung aus, und vielleicht nervt es auch den einen oder anderen Kollegen, in Wahrheit signalisiert es euren Vorgesetzten aber, dass ihr ambitioniert seid und euch weiter entwickeln wollt. Wichtig ist, dass es sich um Zusatzaufgaben handelt und die Erledigung und Qualität eurer eigentlichen Arbeit nicht darunter leidet. Ergibt sich die Möglichkeit für solche Zusatzaufgaben, kann es für eure Karriere lohnenswert sein, eure Inkompetenz kurzfristig zu ignorieren.

Sein eigenes Halbwissen zu überschätzen, kann im Job aber auch gefährlich werden. Etwa wenn ihr Verantwortung für andere Menschen tragt oder wichtige Entscheidungen mit großer finanzieller Tragweite treffen müsst. Solltet ihr eure Inkompetenz in solchen Fällen falsch kalkulieren, drohen gravierende Folgen. Dann kann der Dunning-Kruger-Effekt euch nicht bloß das Renommee, sondern sogar euren Arbeitsplatz kosten.

Ebenso nachteilig ist es, als Anfänger in einer neuen Firma an Selbstüberschätzung zu leiden. Solches Verhalten nervt einerseits die Kollegen und wird andererseits auch in der Chefetage für Stirnrunzeln sorgen. Ihr könnt zwar euer Know-how aus der Ausbildung, dem Studium oder einem früheren Job gerne anwenden, allerdings solltet ihr dabei bescheiden auftreten. Wer mit solider Leistung überzeugt, wird langfristig mehr Erfolg in dem Unternehmen haben, als ein selbstverliebter Schaumschläger.
 

Fazit

Der Dunning-Kruger-Effekt beweist es: insbesondere inkompetente Menschen neigen dazu, ihr Können gnadenlos zu überschätzen. In vielen Situationen wird das belächelt und hat eher negative Effekte. Doch es gibt auch Situationen, in denen es sich lohnen kann, eine Portion illusionäres Selbstvertrauen an den Tag zu legen.

 

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