Darf deine Probezeit verlängert werden?
Wenn deine Probezeit verlängert werden soll, kann das erstmal komisch klingen. Doch oft haben Arbeitgeber:innen gute Gründe. Jetzt lesen und mehr erfahren!
Wenn deine Probezeit verlängert werden soll, kann das erstmal komisch klingen. Doch oft haben Arbeitgeber:innen gute Gründe. Jetzt lesen und mehr erfahren!
In den meisten Arbeitsverträgen begegnest du einem wichtigen Begriff: der Probezeit. Aber was bedeutet er eigentlich für dich? Ganz einfach: Die Probezeit ist eine festgelegte Anfangsphase in einem neuen Arbeitsverhältnis, in der du und dein:e Arbeitgeber:in euch kennenlernen und prüfen könnt, ob ihr zueinander passt. Diese Zeit ist besonders wichtig, weil sie beiden Seiten die Flexibilität gibt, das Arbeitsverhältnis mit einer kürzeren Kündigungsfrist zu beenden, wenn es nicht so läuft wie erhofft.
Und wie lange dauert so eine Probezeit in der Regel? Sie beträgt in der Regel sechs Monate, kann aber je nach Beruf und Branche variieren. In dieser Zeit hast du die Möglichkeit, deine Fähigkeiten und deine Arbeitsweise unter Beweis zu stellen, während du dich bei den Arbeitgeber:innen langsam einlebst und die Arbeitsbedingungen sowie das Team kennenlernst.
Kurz gesagt, die Probezeit ist deine Bühne, um zu glänzen und dich als wertvolles Mitglied des Unternehmens zu etablieren. Unser üblicher Ratschlag wäre daher: Nutze diese Chance und zeige, was in dir steckt! Doch was, wenn das – aus welchen Gründen auch immer – nicht so ganz geklappt hat? Manchmal teilen dir Arbeitgeber:innen dann in einem Feedbackgespräch mit, dass sie dich zwar nicht direkt entlassen möchten, aber dich auch noch nicht in ein festes Arbeitsverhältnis übernehmen wollen. Der Vorschlag daher: eine Verlängerung der Probezeit. Wir zeigen dir, was du in diesem Fall wissen musst.
Die Probezeit ist ein gesetzlicher Rahmen, der für dich und die Arbeitgeber:innen klare Regeln festlegt. Das Wichtigste zuerst: die Dauer. Das Gesetz begrenzt die maximale Dauer der Probezeit auf sechs Monate. Das ist nach § 622 Abs. 3 BGB klar festgelegt und bedeutet, dass während dieser Zeit sowohl du als auch dein:e Arbeitgeber:in das Arbeitsverhältnis mit einer kürzeren Kündigungsfrist beenden können.
Nun kommt der für unser Fallbeispiel relevante Teil: die Verlängerung. Eine Verlängerung der Probezeit ist möglich, aber nicht einfach so. Sie muss bestimmte Bedingungen erfüllen, wie zum Beispiel eine vorherige Vereinbarung oder besondere Umstände, die eine Verlängerung rechtfertigen. Hier ist es notwendig, dass du deine Rechte kennst und verstehst. Mehr dazu später.
Und was ist mit tarifgebundenen und außertariflichen Arbeitsverhältnissen? Nun, in tarifgebundenen Arbeitsverhältnissen gibt es oft spezielle Regelungen zur Probezeit, die im Tarifvertrag festgelegt sind. Diese können von den gesetzlichen Regelungen abweichen, daher ist es essenziell, sich genau zu informieren. Bei außertariflichen Arbeitsverhältnissen gelten die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen.
Die Probezeit ist gesetzlich gut geregelt, um Fairness und Klarheit für beide Seiten zu gewährleisten. Achte also darauf, dass du deine Rechte und Pflichten kennst.
Unter welchen Umständen ist eine Verlängerung der Probezeit in Ordnung? Hier sind einige triftige Gründe: Vielleicht warst du längere Zeit krank und konntest deshalb nicht dein volles Potenzial zeigen. Oder es gab besondere Umstände im Unternehmen, wie zum Beispiel eine Umstrukturierung, die es schwierig gemacht haben, deine Leistungen richtig zu beurteilen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Probezeit zu verlängern, damit beide Seiten eine faire Chance haben, die Zusammenarbeit zu bewerten.
Aber Vorsicht: Nicht alle Gründe sind zulässig! Wenn dein:e Arbeitgeber:in die Probezeit verlängern möchte, weil er oder sie zögert, dich fest einzustellen, oder weil du noch keine perfekten Leistungen abgerufen hast, ist das nicht gerechtfertigt. Die Probezeit ist kein Allheilmittel für Unsicherheiten oder hohe Erwartungen der Arbeitgeber:innen. Sie dient dazu, deine Eignung für die Stelle in einem angemessenen Zeitraum zu prüfen.
Wenn es also um eine Verlängerung der Probezeit geht, denk daran: Es geht um legitime Gründe, die sowohl für dich als auch für eine:n Arbeitgeber:in fair sind. Verstehe deine Rechte und sei bereit, offen zu diskutieren und gegebenenfalls nachzufragen.
Wenn es um die Verlängerung deiner sechsmonatigen Probezeit geht, sitzt du am Steuer: Ohne dein Einverständnis kann die Probezeit nicht einfach verlängert werden. Das bedeutet, dein:e Arbeitgeber:in muss dich um Zustimmung bitten. Und hier hast du die Macht, Ja oder Nein zu sagen. Überlege gut, ob die Gründe für die Verlängerung für dich stichhaltig und fair erscheinen. Besonders interessant in diesem Fall: Zumindest in Sachen Kündigungsmöglichkeiten nützt eine Verlängerung der Probezeit dem oder der Arbeitgeber:in in diesem Fall eigentlich nicht viel, weil nach sechs Monaten auf jeden Fall das Kündigungsschutzgesetz greift (§ 1 Abs. 1 KSchG) und sich die Kündigungsfrist von zwei auf (mindestens) vier Wochen verlängert. Das solltest du auf jeden Fall wissen!
Anders ist es, wenn eine kürzere Probezeit vereinbart war – dann kann dein:e Arbeitgeber:in die Probezeit auf sechs Monate verlängern, ohne, dass deine Zustimmung nötig ist.
Aber was, wenn du denkst, dass die Verlängerung nicht rechtens ist? Dann hast du verschiedene Möglichkeiten. Eine Option ist das Gespräch: Kläre offen und ehrlich deine Bedenken mit deinen Arbeitgeber:innen. Manchmal können Missverständnisse oder Kommunikationsprobleme der Grund für Unstimmigkeiten sein.
Falls das nichts bringt und du dich ungerecht behandelt fühlst, kannst du rechtliche Schritte in Erwägung ziehen. Hierbei kann die Unterstützung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht oder eine Gewerkschaft hilfreich sein. Sie können dir helfen, deine Situation zu bewerten und zu entscheiden, wie du am besten vorgehen solltest. Achte aber darauf, dass du so möglicherweise noch vorhandene Brücken mit den Arbeitgeber:innen verbrennst.
Wie läuft die Verlängerung der Probezeit normalerweise ab? In der Regel wird dein Vorgesetzter oder die Personalabteilung ein Gespräch mit dir führen. Dabei werden die Gründe für die Verlängerung erläutert und du hast die Möglichkeit, dazu Stellung zu nehmen. Häufig erfolgt diese Kommunikation schriftlich oder in einem formellen Gespräch, um sicherzustellen, dass alles klar und verständlich ist.
Jetzt bist du gefragt! Bei den Verhandlungen über eine Probezeitverlängerung sind einige Dinge zu beachten:
Während deines Arbeitslebens wird dir die Probezeit wahrscheinlich bei einem Großteil deiner Anstellungsverhältnisse begegnen. Die Probezeit gibt dir und den Führungskräften die Möglichkeit zu prüfen, ob ihr gut zusammenarbeitet. Sie ist normalerweise auf sechs Monate begrenzt und kann nur unter bestimmten Umständen und mit deiner Zustimmung verlängert werden.
Du hast immer die Möglichkeit, nein zu sagen, wenn du eine Verlängerung für ungerechtfertigt hältst. Gleichzeitig ist es von Vorteil, offen für Diskussionen zu sein und deine Bedenken oder Zustimmung klar zu kommunizieren.
Vergiss nicht, dass du ein Mitglied des Teams bist und deine Meinung zählt. Nutze die Probezeit, um dich zu beweisen und setze dich für deine Rechte ein, wenn es um die Verlängerung der Probezeit geht. Hier gilt in den meisten Fällen: Du bist am Steuer!