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Personaler im Interview

„Noten sind nicht das entscheidende Kriterium“

Theo ist nervös. Er steht in Englisch auf einer 4 und in Geschichte wird er nur knapp an einer 5 vorbeischrammen.

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Bald wird er sein Abschlusszeugnis bekommen, mit dem er sich bewerben muss. Er möchte einen handwerklichen oder technischen Beruf erlernen. Ob ihm die zwei schlechten Noten auf seinem Zeugnis für seine zukünftige Karriere im Weg stehen werden? Er überlegt, ob er nicht doch erst studieren sollte. So könnte er einen Studiengang wählen, der ihm mehr liegt und bei dem er keine geisteswissenschaftlichen Fächer mehr hätte. Nach einem Bachelor-Abschluss könnte er sich dann mit besseren Noten bei verschiedenen Unternehmen bewerben.

BIGKARRIERE hat bei drei Personalverantwortlichen nachgefragt. Wie wichtig sind Noten für die Karriere? Und sollte der Bewerber im Vorstellungsgespräch auf eine schlechte Note eingehen?

Siegfried Czock, Leiter Aus- und Weiterbildung bei der Robert Bosch GmbH:
„Wir achten insbesondere auf freiwilliges oder soziales Engagement der Bewerber. Das kann mäßige Noten aufwiegen. Allerdings sollten Mathematik, Deutsch und Englisch besser als die Note 5 sein. Uns ist das Gesamtbild eines Bewerbers wichtig. Deshalb zählen schulische Leistungen und über den Unterricht hinausgehendes Engagement in Schule, Verein oder Hobby. Neben dem freiwilligen oder sozialen Engagement achten wir insbesondere auf Lernbereitschaft, Eigeninitiative, Begeisterungsfähigkeit und Fähigkeiten zur Kommunikation sowie Zusammenarbeit. Wenn die schlechten Noten in relevanten Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Englisch liegen, sprechen wir es beim persönlichen Kennenlernen an. Darauf sollte ein Bewerber vorbereitet sein.“

Sabine Horn, Personalreferentin bei PHOENIX Pharmahandel GmbH & Co KG in Mannheim:
„Noten sind nicht das entscheidende Kriterium. Für uns ist der Gesamteindruck der Bewerbung genauso relevant. Dazu gehören ein fehlerfreies Anschreiben, ein vollständiger Lebenslauf, Zeugniskopien und Praktika-Nachweise. Absolvierte Praktika sowie soziales Engagement in der Schule oder in Vereinen sind weitere Entscheidungskriterien. Aufgrund der Vielzahl der eingehenden Bewerbungen spielen Noten jedoch eine Rolle für die Auswahlentscheidung. Dabei legen wir den Schwerpunkt besonders auf die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Englisch.“

Vera Winter, Leiterin des Personalmarketing Deutschland bei der Robert Bosch GmbH und zuständig für Hochschulabsolventen:
„Auch uns kommt es in erster Linie auf den Gesamteindruck an. Natürlich spielt der Studienabschluss eine Rolle. Aber wir versuchen, alle anderen Faktoren im Kontext zueinander zu sehen. Dazu zählen etwa Praxiserfahrung, außeruniversitäres Engagement oder soziale Kompetenz. Eine unterdurchschnittliche Note ist also allein nicht ausschlaggebend. Grundsätzlich sind Sozialkompetenzen, wie zum Beispiel Kommunikation und Kooperation wichtig. Wenn im Vorstellungsgespräch gezielt nach Rückschlägen oder Niederlagen gefragt wird, kann man die ein oder andere schlechte Note schon erwähnen. Es gibt dafür auch meistens Begründungen. Mal hat jemand im Grundstudium die Statistikklausur nicht bestanden oder zu Beginn das Studium noch nicht allzu ernst genommen. Das sind ja auch sehr gute Beispiele, um zu zeigen, welche Lehren man daraus gezogen hat und was man ab diesen Zeitpunkt verbessert hat. Eine gewisse Ehrlichkeit im Umgang mit seinen Fehlern ist da natürlich von Vorteil.“

Protokolle: Maria Feldmann