Digitalisierung von Traditionsberufen
Chancen und Risiken
2017-05-05T16:31:36+02:00

Macht ihr euch Sorgen über die Zukunft traditioneller Berufe? Vielleicht weil ihr einen solchen Beruf ausübt oder erlernen wollt? bigKARRIERE beleuchtet, wie die Digitalisierung unsere Arbeitswelt verändert und welche Chancen und Risiken damit einhergehen.
Zukunft der Arbeit: Digitalisierung frisst Tradition?
Unter dem Schlagwort „Digitalisierung“ werden Digitalisierungs- und Automatisierungsprozesse zusammengefasst, die die menschliche Arbeit vereinfachen, verändern oder gar verdrängen können. Weil sie immer weiter fortschreitet, fragen sich viele, was auf die Arbeitswelt zukommt. Sind menschliche Angestellte austauschbar? Und erledigen bald Maschinen und Roboter viele Jobs?
Ob ein Beruf von der Digitalisierung stark tangiert wird, hängt von seiner Komplexität und dem Spezialisierungsgrad ab. Was viele nicht ahnen: In etlichen Berufen sind maschinelle Kollegen bereits heute normal. Weltweit liegt Deutschland sogar auf Platz drei (hinter Südkorea und Japan), wenn es um die Roboter-Dichte geht. Trotzdem boomen Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
Was bedeutet die Digitalisierung für die Ausbildung?
Azubis werden aktuell in vielen Traditionsberufen händeringend gesucht. Einige Änderungen gibt es durch die Digitalisierung aber schon. So wurden viele Berufsbezeichnungen aufgrund der Digitalisierung für die Ausbildung geändert. Beispielsweise gibt es heute keinen Ausbildungsberuf „Müller“ mehr, der Azubi wird stattdessen Verfahrenstechnologe für Mühlen- und Futterwirtschaft.
Auch Jobcharakter und Alltag von Traditionsberufen ändern sich. Statt Muskelkraft einzusetzen, lernen Azubis wegen der Digitalisierung in der Ausbildung, wie man Maschinen bedient. Dass viele Ausbildungsberufe aufgrund der Digitalisierung komplett wegfallen, lässt sich allerdings nicht behaupten.
Digitalisierung am Arbeitsmarkt: Mögliche Risiken
Wenn es in den Medien um die Digitalisierung geht, werden die Risiken stark betont. Dann heißt es, dass ganze Berufsgruppen zukünftig überflüssig werden könnten. Etwa durch das autonome Fahren, bei dem in Zukunft computerbasierte Assistenzsysteme Taxis, Busse und Lkws lenken könnten. Die Fahrer wären ihre Jobs los. So viele Menschen anderweitig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wäre eine Herausforderung.
Theoretisch könnten von der Entwicklung Berufe in vielen Bereichen betroffen sein, unter anderem bei Transport und Logistik, im Einzelhandel oder in der Landwirtschaft. Bisher gilt: Berufe, die viele menschliche Qualitäten verlangen (Menschenkenntnis, Sozialkompetenz, Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick, Kreativität, Empathie etc.), werden von der digitalen Revolution nicht bedroht.
Welchen Berufen tatsächlich ein ähnliches Schicksal droht, lässt sich über die Datenbank "Job-Futuromat" herausfinden.

Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt: Mögliche Chancen
Ein positiver Aspekt an der Digitalisierung ist, dass für den Menschen körperlich anstrengende oder gar gefährliche Jobs zunehmend von Maschinen übernommen werden. Auch Arbeitsstellen, die heute unmöglich oder undenkbar sind, könnten zukünftig entstehen und so neue Jobs schaffen, von denen heute keiner ahnt.
Weil Deutschland die Digitalisierung gezielt vorantreibt, wird es auch zukünftig weltweit zu den führenden Ländern gehören. Dann werden nicht nur Industriegüter, sondern auch Software oder Daten von hier in die Welt exportiert.
Eine weitere Änderung könnte die Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung betreffen. Experten prognostizieren, dass der 8-Stunden-Tag bald zur Vergangenheit gehört. Jobs in Halbzeit würden Zeit für anderes, Freunde, Familie, Ehrenamt oder persönliche Projekte eröffnen. Dass dank der Digitalisierung die Ausbildung kürzer ausfallen könnte, ist allerdings unwahrscheinlich.
Fazit: Ist die Digitalisierung Bedrohung oder Chance?
Auch wenn es in den Medien manchmal anders klingt: Die Digitalisierung ist kein schneller Prozess. Einerseits kann und wird sich die Gesellschaft schrittweise dran anpassen, anderseits spielt die Politik eine zentrale Rolle. Denn sie setzt dem Ganzen Grenzen (Stichwort: Amazon-Auslieferungsdrohne, Fahrdienst Uber) und steuert Qualifizierung und Entlohnung (Möglichkeit: bedingungsloses Grundeinkommen).
Nicht alle Jobs, bei denen der Mensch durch Maschinen ersetzbar wäre, werden umgekrempelt. Schon heute ist theoretisch jeder Supermarkt-Kassierer überflüssig – in zahlreichen Läden gibt es bereits Selbstbedienungskassen. Trotzdem hat der Verkäuferberuf nicht ausgedient, die Digitalisierung ist für die Ausbildung als Verkäufer nicht dramatisch. Auch Handwerks- und Traditionsberufe werden zukünftig einen Platz auf dem Arbeitsmarkt haben. Was sich stattdessen vollzieht, ist eine Veränderung des Joballtags. Insgesamt wird es zukünftig wahrscheinlich nicht weniger, sondern verstärkt andere Jobs geben. Von daher müsst ihr keine Panik bei der Auswahl eures Wunschberufs haben.
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