Eine Frau schimpft mit einem Mann
Antoni Shkraba / pexels
 
Eine Frau schimpft mit einem Mann
"Mimimi"

So geht ihr mit jammernden Mitarbeitern um!

Als Azubis steht ihr ganz unten in der Arbeitsplatz-Hierarchie, der Umgang mit jammernden Mitarbeitern fällt schwer. bigKARRIERE bietet deshalb neue Perspektiven zur lästigen Larmoyanz.

Die Jammer-Republik: Mögliche Gründe fürs kollektive Rumjammern

Eigentlich geht es uns doch ganz gut – und doch scheinen alle zu jammern. Die Kumpels abends beim Feierabendbier, die Kollegen tagsüber im Job und dazwischen die Bus- und Taxifahrer. Irgendwann kann man es nicht mehr hören, diese Nörgelei. Dabei gehört das Jammern in Deutschland zur Kultur. In den USA ist das anders, dort sind alle stets "fine" oder "great". Andere Befindlichkeitsbekundungen sind geradezu tabu. Hierzulande würde es wiederum Misstrauen erwecken, wenn Menschen ihrem Unmut nicht auch mal laut werden ließen. Herumjammern ist das monotone Grundrauschen des deutschen Alltags. Ganze Bücher lassen sich zu diesem Thema füllen. Zum besseren Verständnis und Umgang mit jammernden Mitarbeitern im Job hilft es, zwei Jammertypen zu unterscheiden.

 

Jammertyp 1: Die größere Gruppe der Jammerer fällt in diese Kategorie. Sie finden überall einen Grund zum Klagen, sei es der Chef, der Verkehr oder das Wetter. Für sie ist das Gejammer ein Teil ihrer Kommunikation. So wollen sie vor allem ein Gemeinschaftsgefühl erwecken, Aufmerksamkeit erlangen oder sogar Mitgefühl einheimsen. Ihre Jammerei ist rein passiver Natur. Konfrontiert ihr diesen Jammertyp mit Tipps zur aktiven Überwindung des Problems, erntet ihr blankes Unverständnis. Dieser Jammertyp will nichts ändern, einfach nur jammern. Im Job nutzen sie gerne jede Gelegenheit, um gemeinsam über die Übel dieser Welt zu reden, deshalb hapert es manchmal bei der Produktivität.

 

Jammertyp 2: Er kommt deutlich seltener in der Arbeitswelt vor und nutzt Gejammer auf strategische Weise. Wenn dieser Jammertyp über etwas klagt, tut er dies, um sich Freiräume zu schaffen. Typischerweise sind es zu viele Termine oder zu wenig Zeit. Im Job hat dieses Gejammer eine Art Schutzfunktion – es bewirkt, dass Kollegen weniger bei der Arbeit stören. Und manchmal delegiert der Chef deshalb sogar weniger Aufgaben an ihn. Dadurch ist dieser Jammertyp äußerst produktiv im Job.

Ein Mann schreit in ein Telefon
Moose Photos / pexels
Ein Mann schreit in ein Telefon

Menschlicher Kummerkasten: Zum Umgang mit jammernden Mitarbeitern

Wenn ihr Azubis in eurem Betrieb als menschlicher Kummerkasten oder Klagemauer missbraucht werdet, und euch das Gejammer nervt, könnt ihr zwei Strategien einsetzen, um es abzuschmettern. Weil Jammertyp 2 kurz klagt und sich schnell verzieht, habt ihr es in der Regel mit dem Jammertyp 1 zu tun. Er nutzt die Jammerei zur Pflege eurer kollegialen Beziehung. Sein zielloses Gejammer kann echt anstrengend sein, denn in Wahrheit will er oft gar keine Lösung finden.

 

Indem ihr an seine Mündigkeit appelliert und die Unterhaltung aber immer wieder in Richtung Lösungsvorschlag lenkt, verliert der Jammerer schließlich Lust und Interesse, mit euch über die Übel dieser Welt zu sinnieren. Die richtige Strategie ist mit Fragen nach konkreten Lösungsvorschlägen zu kontern, anstatt selbst Ideen zur Lösung des Problems zu bieten (das könnte neue Diskussionspunkte eröffnen).

 

Die zweite Strategie zum Umgang mit jammernden Mitarbeitern basiert ebenfalls auf Fragen. Startet euer Kollege eine neue Jammertirade, fragt ihr, wie lange diese "Jammer-Phase" dauern wird. Die Frage vermittelt, dass Jammern kein Dauerzustand ist, sondern ein Prozess, der irgendwann ein Ende hat. Aber Vorsicht: Diese Strategie kann aus einem Azubi-Mund frech klingen. Benutzt sie nur bei Kollegen, mit denen ihr ein gutes freundschaftliches Verhältnis habt.

 

Fazit

Aus Sicht eines Vorgesetzten hat Gejammer in der Belegschaft sogar eine nützliche Funktion, weil es – konstruktives Handling vorausgesetzt - die Mitarbeiterbindung stärken und Chancen auf Innovation eröffnen kann. Aus der Azubi-Position ist der Umgang mit jammernden Mitarbeitern selbstverständlich ein anderer, schließlich stehen viele der jammernden Kollegen in der Hierarchie über euch. Trotzdem müsst ihr das Gejammer nicht wehrlos über euch ergehen lassen, wenn die dauerhafte Nörgelei euch stört oder gar runterzieht.