Inkompetente Kollegen: Wie geht man mit ihnen um?

Kaum eine Kollegengattung ist so nervig wie die der Pfeifen. Sie halten sich für begabt und wahnsinnig fähig, obwohl sie weitgehend inkompetent sind. Leider sind sie zu inkompetent, um ihre Inkompetenz zu bemerken und blähen sich trotz ihrer Minderbegabung regelmäßig auf. Beispiel: Menderes Bagci. Der Sänger nahm 14 Jahre lang an Castings der TV-Show "Deutschland sucht den Superstar" teil. Jedes Mal war er überzeugt: "Dieses Mal schaffe ich es! Ich bin ein guter Sänger!" 14 Mal schaffte er es nicht, die Jury warf ihn meist direkt raus. Bagci hat mit eurem Kollegen eins gemein: Ihre Selbstwahrnehmung ist gestört. Das Phänomen ist weit verbreitet und der Wissenschaft als Dunning-Kruger-Effekt bekannt. Vor rund 20 Jahren stellten die Professoren David Dunning und Justin Kruger die Theorie auf. Sie besagt, dass mittelmäßig begabte Menschen gar nicht merken, wie inkompetent sie sind. Die Inkompetentesten halten sich selbst sogar für kompetenter als der Durchschnitt. Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits Charles Darwin wusste: "Unwissenheit erzeugt viel häufiger Selbstvertrauen als Wissen."

Wer eine Pfeife als Kollege hat, kennt es: Kritik kommt bei den Low-Performern nicht an. Sie sind von ihren Fähigkeiten so sehr überzeugt, dass jegliche Intervention, jede Konfrontation abgeblockt wird. Entweder wird die Kritik umgedreht (jemand anderes ist angeblich schuld) oder direkt ignoriert. Laut Suzanne Grieger-Langer macht eine Pfeife sofort dicht und trägt ein "Ganzköperkritikkondom". Mehr als ein schneller Kritik-Schuss sei nicht drin, meint die Charakterprofilerin. Andere Leute halten es sogar für Zeitverschwendung mit Low-Performern über ihre Fähigkeiten zu reden. Dabei wäre Feedback eigentlich förderlich. Stellt euch folgende Situation vor:

Ein inkompetenter Kollege sitzt im Meeting und macht dusselige Äußerungen. Anschließend nimmt ihn jemand zur Seite und erklärt, dass seine Statements falsch waren. Der Kollege könnte daraus lernen. Aber oft kommt gar kein Feedback. Stattdessen bleibt die Einladung zum nächsten Meeting aus. Der inkompetente Kollege kapiert nicht, dass er bei weiteren Meetings hätte dabei sein können, wenn seine fehlerhaften Wortmeldungen nicht wären - und gewinnt nichts dazu an Kompetenz.

Also wie geht man am besten mit inkompetenten Kollegen um?
 

Wenn ignorieren und nicht mehr einladen keine Option sind und der Kollege den Frieden gefährdet oder echte Spannungen im Kollegenkreis verursacht, kommt ihr um ein Gespräch nicht herum. Damit aber überhaupt etwas vom Feedback bei der Pfeife hängen bleibt, ist die richtige Strategie von Bedeutung. Dafür bietet sich die Selbstbestätigungstheorie (engl. self-affirmation theory) an. Diese sozialpsychologische Theorie besagt, dass jeder Mensch ein positives und integres Selbstbild aufrechterhalten möchte. Kritik, die das Selbstbild gefährdet, stellt demnach eine Bedrohung dar. Um diese Bedrohung abzuwenden, wird eine defensive Haltung eingenommen. Solches Abwehrverhalten steht selbstredend erfolgreichen Beziehungen auf der Arbeit, im Studium oder im Privatleben diametral entgegen.

Ausgehend davon kann es hilfreich sein, den inkompetenten Kollegen zuerst in einem sachlich unabhängigen Bereich zu bestärken, um dessen positives Bild von sich selbst zu bestätigen. Anschließend sollte der Low-Performer empfänglicher für Kritik sein, und euer Feedback als weitaus weniger bedrohlich wahrnehmen. Dann ist es aber weiterhin wichtig, persönliche Verletzungen zu vermeiden und die Kritik sachlich zu halten.

Leider ist es so: Je weniger man weiß, für desto klüger hält man sich. Inkompetente Kollegen sind besonders extrem dabei - und akzeptiert kaum Kritik. Nur mit der richtigen Strategie und Fingerspitzengefühl kommt euer Feedback bei dem Low-Performer an. Und wenn selbst das nicht hilft, kann man kritikresistente Personen nur noch meiden.