Schöne Frau
Moose Photos / pexels 
 
Schöne Frau
Erfolgsfaktor Aussehen

Sind hübsche Bewerber erfolgreicher?

Studien sagen es immer wieder: Ein attraktives Äußeres kann die Karriere entscheidend boosten. Sind hübsche Bewerber tatsächlich erfolgreicher?

Siegeszug des Visuellen

Spätestens seit Instagram unsere Bildschirme erleuchtet spielt das Aussehen eine enorme Rolle. Jedes Selfie muss uns von unserer Schokoladenseite zeigen, sonst wird's direkt gelöscht. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, konstatiert die emeritierte Professorin Sonja Bischoff, dass das Visuelle immer wichtiger werde. Bischoff erinnert sich rund 30 Jahre zurück. Damals spielte die äußere Erscheinung von Bewerbern beim Karrierestart eine untergeordnete Rolle. Nur sechs Prozent der Führungskräfte fanden im Jahr 1986 das Aussehen wichtig. 2008 wurde die gleiche Erhebung zum fünften Mal wiederholt und plötzlich waren es 32 Prozent der Entscheider, die besonderen Wert auf die Optik legen. Eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg bestätigt das Ergebnis. Die Forscher fanden heraus, dass Schönheit bei der Jobsuche fast so viel zählt wie ein Universitätsabschluss. Zudem sind gutaussehende Menschen seltener arbeitslos und verdienen im Vergleich zu unattraktiveren Kollegen deutlich mehr.

Der Effekt der Schönheit gilt nicht nur für die freie Wirtschaft, auch in der Wissenschaft wirkt sich gutes Aussehen positiv auf die Karriere aus. So zeigt eine andere Studie, dass attraktivere Professoren von ihren Studenten zum Semesterende besser bewertet werden. Auch der US-Wirtschaftsforscher Daniel S. Hamermesh sagt, dass Attraktivität zunehmend in Branchen an Bedeutung gewinnt, in denen sie eigentlich keine Rolle spielen sollte. Dafür führt er die Universitätslehre und die Politik als Beispiele an. Willkommen in der modernen Arbeitswelt also, in der Schönheit mit anderen Werten wie  Bildung, Talent, Können oder Ehrgeiz gleichzuziehen droht.

Aber warum ist das so? Unterbewusst wird Attraktivität mit lauter positiven persönlichen und intellektuellen Eigenschaften verbunden. Wer attraktiv aussieht, wird als sympathischer, intelligenter und erfolgreicher wahrgenommen. Das wirkt sich auch karrieretechnisch aus.

Attraktivität
Nate Johnston / unsplash
 
Attraktivität

Job wegen Aussehen nicht bekommen - Diskriminierung?

Beim Bewerbungsverfahren sollten hauptsächlich die fachlichen Qualifikationen entscheiden. Lässt ein Arbeitgeber durchblicken, dass andere Gründe zur Absage führten, könnte das unter Umständen rechtliche Konsequenzen haben. Kürzlich musste sich das Arbeitsgericht Darmstadt mit solch einem Fall befassen. Eine 42-Jährige bewarb sich um eine Führungsposition und wurde angeblich wegen ihres Übergewichts abgelehnt. Die Frau fühlte sich diskriminiert, bezog sich auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetze (AGG) und ging vor Gericht. Die Richter lehnten die Klage ab. Wer dem gängigen Schönheitsideal nicht entspricht, etwa weil er zu dünn, zu dick oder zu hässlich ist, und deshalb Jobabsagen erntet, fällt nicht unter das Gesetz. Jobabsagen aus solchen Gründen sind zwar moralisch fragwürdig, rechtlich jedoch meist zulässig. Nur wenn das Aussehen auf eine Behinderung zurückgeht, greift das AGG.

Homeoffice
Anna Shvets / pexels 
 
Homeoffice

In diesen Jobs spielt das Aussehen keine Rolle

Generell spielt die Attraktivität eines Bewerbers dann eine Rolle, wenn der Beruf direkten Kontakt mit Kunden oder Repräsentationsaufgaben umfasst. Etwa Jobs in der Kundenbetreuung oder im Verkauf sind es also, bei denen das Aussehen eine wichtige Rolle spielt. Personaler achten bereits beim Sichten der Bewerbung und im Bewerbungsgespräch darauf, ob die potenziellen zukünftigen Mitarbeiter optisch mithalten können.

Doch ob jemand als gutaussehend empfunden wird, hat weniger mit den körperlichen Merkmalen zu tun. Es kommt eher auf die Gesamtausstrahlung an. Das Outfit, ein gepflegtes Auftreten, Selbstbewusstsein und bestimmte Soft Skills sorgen für die positive Gesamtausstrahlung. Dass der Bewerber große Ohren oder eine krumme Nase hat, spielt dann keine große Rolle mehr. Doch wer sich dem ganzen Zirkus mit der Oberflächlichkeit lieber entziehen und trotzdem Karriere machen will, hat einige Optionen. Wichtig ist es, fachlich etwas auf dem Kasten zu haben, etwa im IT-Bereich, als Radiomoderator oder Call Center-Agent.