Hierarchieloses Unternehmen

Weil euch der Vorgesetzte oft im Nacken sitzt, träumt ihr von einem Job mit mehr Freiraum? Achtet in Stellenanzeigen auf die Buzzwords flache Hierarchien oder hierarchielos. Habt ihr noch nie von gehört? bigKARRIERE präsentiert die unterschiedlichen Hierarchien in Unternehmen und erklärt, wie hierarchielose Unternehmen funktionieren.
 

Laut einer Studie des Jobportals Stepstone in Zusammenarbeit mit der Beratung Kienbaum wünschen sich immer mehr Beschäftigte hierzulande flachere Hierarchien in Unternehmen. Befragt wurden insgesamt 12.000 Arbeitnehmer, sowohl Führungs- als auch Fachkräfte waren darunter. 80 Prozent von ihnen gaben an, dass sie flachere Hierarchien vorziehen und gerne eigenverantwortlicher arbeiten wollen. In der Studie bedeuten flache Hierarchien, dass Mitarbeiter keinem weisungsbefugten Vorgesetzten unterstellt sind, es aber eine Geschäftsführung gibt. Flache Hierarchien ermöglichen Mitarbeitern mehr Einflussmöglichkeiten auf die Arbeit und den Joballtag.

In stark hierarchisch geprägten Unternehmen gibt es hingegen mehrere Ebenen mit weisungsbefugten Vorgesetzten. Teilweise kann es sogar sieben oder acht solcher Hierarchieebenen geben. Dadurch wird sichergestellt, dass Angestellte sehr eng geführt werden und streng nach Anweisung arbeiten. Beschäftigte in streng hierarchisch geführten Unternehmen haben kaum Raum zur Umsetzung eigener Ideen. Gibt es ein Problem, muss es direkt an den Vorgesetzten gemeldet werden. Dann muss das Anliegen häufig mehrere Hierarchiestufen hoch, bis es relativ weit oben entschieden wird. Die Entscheidung wird dann wieder alle Hierarchiestufen runter kommuniziert. Dieser Führungsstil hat zwei große Nachteile. Erstens geht viel Zeit verloren, zweitens steigt die Stressbelastung der Mitarbeiter, weil sie keinen echten Handlungsspielraum haben. Kein Wunder also, dass sich so viele Arbeitnehmer flachere Hierarchien in Unternehmen wünschen.

Neben steilen und flachen Hierarchien gibt es auch sogenannte hierarchielose Unternehmen, bei denen es praktisch keinen Chef gibt. Doch die Befragten in der Studie von Stepstone und Kienbaum zeigen sich diesem Konzept gegenüber skeptisch. Rund 75 Prozent wünschen sich eine klar definierte Führungskraft, die Anweisungen erteilt.

Durch die Einführung einer hierarchielosen Struktur gibt es keinen Chef im Joballtag. Natürlich gibt es offiziell einen Chef auf dem Papier, denn nur so dürfen Unternehmen aus rechtlicher Sicht organisiert sein. Die Person sitzt aber nicht abgekapselt in einem eigenen Büro, sondern arbeitet gleichberechtigt auf einer Ebene mit allen anderen Mitarbeitern zusammen. Auch die Entscheidungsprozesse sind in hierarchielosen Unternehmen dezentralisiert. Jeder Mitarbeiter kann sich in seinem Zuständigkeitsbereich aktiv einbringen, Ziele definieren und Entscheidungen fällen. Auf diese Weise können sich die Mitarbeiter stärker mit dem Unternehmen identifizieren. Die Zufriedenheit steigt und das gesamte Betriebsklima verbessert sich.
 

Je steiler die Hierarchie, desto mehr Zeit und Informationen gehen auf dem Dienstweg verloren. In der heutigen immer schneller und komplexer werdenden Welt können sich das Unternehmen kaum noch leisten. Durch Abflachung oder Abschaffung der Hierarchien in Unternehmen steigen die Reaktionsmöglichkeiten auf wirtschaftliche Trends.

Dank der stärkeren Identifikation mit der Firma wächst die Zufriedenheit, Krankenstand und Personalfluktuation sinken. Und noch einen Vorteil haben hierarchielose Unternehmen: Durch die Unternehmensstruktur entfällt das Mittelmanagement und Personalkosten lassen sich einsparen.

Auf der Seite der Nachteile steht die Herausforderung Mitarbeiter zu finden, die über eine ausgeprägte Eigenmotivation und unternehmerisches Denken verfügen. Zudem entfallen Aufstiegschancen in einem Unternehmen ohne Hierarchie, das mag auf einige Mitarbeiter demotivierend wirken. Ein weiterer Knackpunkt betrifft Entscheidungen. In den meisten hierarchielosen Unternehmen ist nicht klar definiert, wer die Entscheidungen trifft und es wird auch nicht demokratisch entschieden, weil das zu langatmig ist. An dieser Stelle muss jede einzelne Firma ein eigenes Konzept entwickeln.
 

Ohne Chef entfallen nicht die Probleme, es gibt nur andere. Eine hierarchielose Unternehmensstruktur passt nicht jedem Mitarbeiter, aber sie bietet auch viele Chancen.

• Mitarbeitergespräche richtig führen
• Systemisches Coaching für Führungskräfte (Einführung)
• Wie Sie mehr Verantwortung im Job übernehmen