Schichtarbeit in der Kritik
Wie sehr schadet sie der Gesundheit?
2019-01-26T17:13:59+01:00
Arbeitet ihr im Schichtdienst? Bei der Schichtarbeit muss man oft Höchstleistungen gegen die eigene innere Uhr erbringen – das bleibt auf Dauer nicht ohne Folgen. Was Schichtarbeit für eure Gesundheit und euer Sozialleben bedeutet, und wie ihr besser mit dem Schichtdienst klarkommt, zeigen wir euch jetzt.
Was ist Schichtarbeit und warum steht sie in der Kritik?

Bei der Schichtarbeit wird in mehreren zeitversetzten Schichten gearbeitet. Besonders oft kommen dabei folgende Formen vor:
#1: Zweischichtbetrieb (Frühschicht und Spätschicht)
#2: Dreischichtbetrieb (Früh-, Spät- und Nachtschicht)
Die Schichtarbeit kann immer zu einer konstanten Zeit angesetzt sein (beispielsweise Dauerfrühschicht) oder im Wechselschichtsystem erfolgen, bei dem zwischen Früh- und Spätdienst gewechselt wird. Teilweise gibt es Wechselschichtsysteme, bei denen auch am Wochenende gearbeitet wird.
Besonders häufig ist Schichtarbeit im produzierenden Gewerbe. Je größer der Betrieb, desto wahrscheinlicher, dass im Dreischichtsystem gearbeitet wird. Aber auch Beschäftigte im medizinischen Bereich und im Dienstleistungssektor sind von der Schichtarbeit betroffen. Insgesamt arbeitet rund jeder sechste Beschäftigte in Deutschland im Schichtdienst. Doch sich auf die wechselnden Arbeitszeiten einzustellen, ist eine Belastung.
Welche gesundheitlichen Schäden können entstehen?
Kurzfristig verkraften die meisten Arbeitnehmer die unregelmäßigen Arbeitszeiten im Schichtdienst gut. Doch auf lange Sicht klagen rund 80 Prozent der Schichtarbeiter über Schlafstörungen. Das Problem: aufgrund der atypischen Arbeitszeiten muss teilweise schon tagsüber geschlafen werden. Dann stören Licht, Lärm und im Sommer höhere Temperaturen. Die Schlafqualität am Tag ist mit dem Nachtschlaf nicht zu vergleichen. Schlafforscher attestieren, dass sich acht Stunden Schlaf am Tag so anfühlen wie etwa sechs Stunden in der Nacht. Dauerhaft entsteht dadurch ein Schlafdefizit, und schließlich folgen Leistungseinbußen und ein erhöhtes Fehler- und Unfallrisiko.
Bei jedem fünfundzwanzigsten Schichtarbeiter wird der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört (Schichtarbeiter-Syndrom): Schlaf zu Ruhezeiten ist rar, während der Schicht regiert dafür die Müdigkeit. Insgesamt gelten Nachtschichten als gesundheitlich am problematischsten, da die meisten Körperfunktionen dem tagesperiodischen Wechsel von 24 Stunden unterliegen und durch Tageslicht gesteuert werden.
Auch die unregelmäßigen Essenszeiten führen dazu, dass sich weitere gesundheitliche Probleme dazugesellen. Allen voran Magen-Darm-Probleme und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Aber auch innere Unruhe, Nervosität und Abgeschlagenheit sind typische Symptome, unter denen Schichtarbeiter leiden. Diskutiert wird zudem, ob das Krebsrisiko durch die Verschiebung des Tag-Nacht-Zyklus ansteigen könnte. Eine definitive Antwort darauf hat die Wissenschaft aber noch nicht.
Schichtdienst schadet auch dem Sozialleben
Schichtarbeit kann das soziale Leben erheblich beeinträchtigen. Vor allem Wechselschichten erschweren es, regelmäßig Hobbys nachzugehen, sich in gewerkschaftlichen, politischen oder sozialen Organisationen zu engagieren, ein geregeltes Familienleben zu führen und Freunde zu treffen. Zahlreiche Schichtarbeiter fühlen sich aufgrund ihrer Arbeitszeiten isoliert und können an Depressionen leiden.
Tipps: So meistert ihr die Schichtarbeit besser
Um den Schichtdienst aus medizinischer Sicht so verträglich wie möglich zu gestalten, gilt es so viel Tageslicht wie möglich abzubekommen. Tageslicht ist mit bis zu 3.000 Lux deutlich heller als Kunstlicht und steuert zahlreiche Prozesse im Körper. Wichtig ist zudem, sich möglichst viel Schlaf zu gönnen, da insbesondere der Schlaf am Tag von minderer Qualität ist. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist ebenfalls angeraten.
Ideal ist es, wenn ihr eure Schichten selbst legen könnt. Ärzte empfehlen entweder einen Vorwärtswechsel im Uhrzeigersinn (erst Frühschicht, dann Spätschicht und schließlich Nachtschicht) oder maximal vier gleiche Dienste in Folge. Beide Varianten bringen den Schlaf-Wach-Rhythmus nicht allzu sehr durcheinander. Wer im Spät- oder Nachtdienst arbeitet, sollte bei Müdigkeit am Arbeitsplatz kurz schlafen (maximal 30 Minuten Powernap). Bei der Frühschicht ist es besser, aufs Nickerchen zu verzichten und stattdessen den Nachtschlaf vorzuziehen. Zudem sollten bei der Schichtarbeit Überstunden grundsätzlich vermieden werden.
Auch andere Aspekte helfen, den Schichtdienst besser wegzustecken: Anerkennung im Job, ein großer Entscheidungsspielraum, starke Identifikation mit dem Arbeitgeber und Lernpotenzial bei der Arbeit.
Fazit
Der Mensch gilt als tagaktives Wesen. Muss aber zeitverschoben gearbeitet, geschlafen und gegessen werden, belastet das den Körper. Zudem ist es immer ein Balanceakt, die Schichtarbeit und das Privatleben zu vereinen.
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