Studium bei der Bundeswehr
Das lernen zukünftige Soldaten
2018-01-12T16:43:59+01:00

Nach negativen Schlagzeilen hat die Bundeswehr wieder mal eine Charmeoffensive gestartet und wirbt an Bushaltestellen und im Internet verstärkt um Nachwuchs. Grund genug für bigKARRIERE einmal nachzuforschen, was ein Studium an der Universität der Bundeswehr ausmacht.
Studium bei der Bundeswehr
Eine mögliche Führungsschwäche bei der Bundeswehr – das war das Thema zahlreicher Medienberichte in den vergangenen Monaten. Tatsächlich hat der Bund mit seinen drei Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine einen konstant hohen Bedarf an Führungspersonal. Um deren akademische Ausbildung kümmert sich bereits seit 1973 eine hauseigene Universität mit Standorten in Hamburg und München. Aktuell sind rund 5300 Studierende immatrikuliert, 15 Prozent davon sind Frauen. Sie dürfen seit 2001 ebenfalls ein Studium bei der Bundeswehr absolvieren.
Über sechzig Studiengänge aus den Bereichen Technik, Medizin, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften bietet die Bundeswehruni an. Darunter finden sich Arbeits- und Organisationspsychologie, Ingenieurswissenschaften, Maschinenbau oder Zahnmedizin. So vielfältig ist der Bedarf der Bundeswehr an Fach- und Führungskräften. Dabei ist jedes Studium in die Ausbildung als Offizier/in eingebettet. Deshalb müssen alle Studenten und Studentinnen eine aufwendige Aufnahmeprüfung samt ärztlicher Untersuchung, Fitness- und Wissenstest ablegen, ehe sie für die akademische Ausbildung zugelassen werden. Zusätzlich verpflichten sich Studierende für mindestens 13 Jahre Dienst.
Bevor das Studium bei der Bundeswehr anfängt, wird eine 15-monatige Ausbildung bei den Teilstreitkräften absolviert. Nur eine Ausnahme gibt es: Als Industriestipendiaten dürfen sich auch Zivilisten an der Bundeswehruni einschreiben. Sie kommen vorrangig aus dem Versicherungswesen (Allianz, Generali, Munich Re, Versicherungskammer Bayern) aber auch aus anderen Branchen und sollen für die Konzernkarriere gerüstet werden.

Studieninhalte an den Hochschulen der Bundeswehr
Von den Inhalten her ist das Studium bei der Bundeswehr vergleichbar mit Studiengängen an zivilen Hochschulen. Denn die Bundeswehruni muss grundsätzlich die gleichen Qualitätsstandards erfüllen wie jede andere staatlich geprüfte Hochschule auch. Die meisten Dozenten und Professoren haben keinen militärischen Hintergrund.
Was anders ist, ist die Studienorganisation. Es wird im Eiltempo studiert. Das Studienjahr ist in Trimester eingeteilt und der Lehrstoff wird komprimiert. So sind die Studierenden ein ganzes Jahr früher fertig als ihre zivilen Freunde. Dafür bleiben ihnen kaum Auszeiten und das Studium ist hart. Zwischen 30 und 40 Prozent der Studierenden schaffen den Abschluss nicht. Ein spaßiges Studentenleben ist das nicht. Zu den Vorteilen eines Studiums an der Bundeswehruni zählen sicherlich die kleinen Lerngruppen und die gute Ausstattung. Auch die finanziellen Aspekte sind attraktiv. Alle Studenten wohnen auf dem Campus, bis zum 25. Lebensjahr umsonst. Kosten für die Krankenversicherung müssen sie nicht zahlen, dafür gibt es rund 1500 Euro Sold pro Monat.
Für Außenstehende gewöhnungsbedürftig sind einige Dinge aber schon. Der Campus ist mit einem hohen Zaun und Stacheldraht abgeriegelt, viele Studenten tragen Uniform und signieren ihre E-Mails "mit kameradschaftlichen Grüßen". Auch die Atmosphäre ist anders. Aus ihrer militärischen Ausbildung sind die Studierenden es gewohnt, Aufträge auszuführen. Das macht sie "intellektuell nicht besonders neugierig", wie der Dekan des Fachbereichs Pädagogik es ausdrückt.
Nach dem Bachelorabschluss ist das Masterstudium in der Bundeswehr obligatorisch. Nach dem Studienende geht es für weitere acht Jahre Militärdienst wieder zurück zur Truppe. 90 Prozent der ehemaligen Studenten werden innerhalb ihrer Verpflichtungszeit ins Ausland entsendet – teilweise in Krisengebiete. Nach Ablauf der 13 Pflichtdienstjahre verlassen rund 80 Prozent die Bundeswehr und tauchen ins Wirtschaftsleben ein. Der Rest entscheidet sich für eine Laufbahn als Berufssoldat/in. In der freien Wirtschaft fällt es nicht schwer als junge/r Offizier/in Fuß zu fassen, denn in puncto Führungserfahrung sind sie zivilen Bewerbern oft überlegen.
Fazit
Trotz einiger Vorteile ist das Studium bei der Bundeswehr kein Zuckerschlecken. Überlegt euch daher genau, ob ihr dafür gemacht seid.
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