G8 oder G9

Wenn es um Bildung geht, gleicht Deutschland einem Flickenteppich. Mancherorts dauert die Gymnasialzeit acht Jahre, anderswo neun Jahre und wieder woanders kannst du sogar zwischen beiden Varianten wählen. Welche Option ist die beste? bigKARRIERE bringt Licht in den Gymnasial-Dschungel und zeigt dir die Unterschiede!

Bei G8 oder G9 geht es um die zeitliche Organisation deiner gymnasialen Schulzeit. G8 steht für acht Jahre Gymnasium – hier machst du dein Abitur nach der zwölften Klasse. Bei G9 hast du ein Jahr mehr Zeit, das Abi bekommst du nach der dreizehnten Klasse. Im achtjährigen Gymnasium (G8) absolvierst du die Mittelstufe in fünf Jahren, bei G9 dauert sie sechs Jahre. In beiden Varianten folgt nach der Mittelstufe eine dreijährige Oberstufe.

Der Wechsel von G9 zu G8 war eine Schulzeitverkürzung. Ursprünglich wurde das eingeführt, um die vergleichsweise lange Gymnasialzeit in Deutschland anderen europäischen Ländern anzugleichen. Oft hieß es, deutsche Abiturient:innen seien im internationalen Vergleich relativ alt. Außerdem sollten Schüler:innen durch G8 auf den Leistungsdruck in Hochschule und Arbeitswelt vorbereitet werden und weniger Studienabbrüche passieren. Mittlerweile diskutieren aber immer mehr Bundesländer, ob sie wieder zum neunjährigen Gymnasium zurückgehen. Welche Vor- und Nachteile beide Modelle haben, zeigen wir dir, damit du selbst entscheiden kannst, welches System am besten zu dir passt.

• Vorteile:
  • Du kannst dein Abitur schon vor deiner Volljährigkeit machen – so könntest du schon mit 17 ins Studium starten.
  • Nach dem Abi hast du mehr Zeit für ein "Gap Year" oder ein freiwilliges soziales Jahr, bevor du eine Ausbildung oder ein Studium beginnst.
• Nachteile:
  • Du hast an mehreren Tagen in der Woche Nachmittagsunterricht, damit der ganze Stoff in kürzerer Zeit durchgenommen wird.
  • Für Erholung, Familienleben und außerschulische Aktivitäten bleibt dir wegen des längeren Unterrichts weniger Zeit.
  • Der schulische Druck kann in Einzelfällen besonders hoch sein.
  • Für einen Auslandsaufenthalt bleibt meist kaum Zeit, speziell in der Mittelstufe mit dicht gepacktem Lehrplan.
  • Es bleibt weniger Gelegenheit, dich persönlich zu entwickeln.
  • Weniger Zeit, um dich über berufliche Möglichkeiten und Interessen zu orientieren.
  • Kritiker:innen bemängeln, dass es Qualitätsverluste im Lehrstoff gibt – im G8-System entfallen zum Beispiel rund 180 Mathematik- und 200 Englischstunden, auch Übungszeiten werden gekürzt.

• Vorteile:
  • Kein Nachmittagsunterricht und weniger Stoffdruck, vor allem in der Mittelstufe.
  • Du hast die Möglichkeit, in der zehnten Klasse ein Auslandsjahr zu machen.
  • Ein zusätzliches Jahr verschafft dir mehr Zeit für persönliche Entwicklung und zur Berufsorientierung.
  • Mehr Freizeit am Nachmittag – du kannst Hobbys nachgehen, dich ausruhen oder etwa zum Sport oder Musikunterricht gehen.
  • Das Abitur machst du erst nach deiner Volljährigkeit.
• Nachteile:
  • Du brauchst insgesamt ein Jahr länger bis zum Abitur.
  • Ein Jahr höhere Lebenshaltungskosten: Durch das zusätzliche Schuljahr entstehen dir und/oder deinen Eltern weitere Kosten für Fahrt, Schulmaterialien, etc.
  • Gleichaltrige in anderen Bundesländern und Ländern, die G8 machen, sind meist schon früher im Studium oder in der Ausbildung und können dadurch Vorsprung im Lebenslauf haben

• <h2>G8- und G9-Regelungen in den Bundesländern (Stand: 2024/2025) </h2>

• G8 (achtjähriges Gymnasium) als Standard:
  • Sachsen
  • Thüringen
  • Berlin
  • Brandenburg
  • Hamburg
  • Mecklenburg-Vorpommern  
    (Achtung: Gymnasium startet hier erst ab der 7. Klasse)
  • Sachsen-Anhalt
  • Baden-Württemberg  
    (G8 ist hier die Regelform, aktuell läuft jedoch eine Initiative zum Wechsel zurück zu G9)
• G9 (neunjähriges Gymnasium) als Standard:
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Hessen
  • Saarland
  • Bayern
  • Schleswig-Holstein
  • Rheinland-Pfalz  
    (G9 ist Standard, aber G8-Ganztagsklassen (G8GTS) sind als Angebot möglich)
• Sonderfälle:
  • Bremen:  
    Es gibt neben dem neunjährigen Gymnasium auch Schulen mit achtjährigem Bildungsgang, gilt also als Mischform.
  • Baden-Württemberg:  
    G8 als Regelform, aber einzelne Modellschulen dürfen auf G9 umstellen.
  • Rheinland-Pfalz:  
    Regelfall G9, aber auf Antrag oder im Ganztagsbetrieb auch G8 möglich.

• Informiere dich am besten zusätzlich direkt bei deinem jeweiligen Bundesland oder deiner Schule, denn es gibt immer wieder Pilotprojekte und Umstellungen!

   

Was findest du besser – G8 oder G9? Laut einer Metastudie des Kieler Leibniz-Instituts für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik im Auftrag der Stiftung Mercator gibt es kaum Unterschiede, ob du das Gymnasium acht oder neun Jahre lang besuchst. Weder zeigen sich große Vorteile noch große Nachteile für G8. Fachlich sind Schüler:innen aus G8 und G9 fast gleichauf, auch was die Vorbereitung aufs Studium angeht. Interessanterweise nehmen G8-Schüler:innen Auslandsaufenthalte seltener wahr, weil einfach weniger Zeit bleibt. Aber genau solche Erfahrungen werden von Arbeitgeber:innen sehr geschätzt und helfen deiner Entwicklung. Insgesamt gibt es keine eindeutige Antwort, ob G8 oder G9 besser ist. Deshalb werden Bildungsforscher:innen, Eltern, Politiker:innen und Schüler:innen wohl noch lange weiter über die beste Lösung diskutieren.

 

Weiterleitende Links

• G9 jetzt! Baden-Württemberg, auch Gymnasien brauchen Freizeit
• Bildungsserver, Rheinland-Pfalz
• Kultusminister-Konferenz, Schulwechsel