Zurückhaltung im Job
Was ist Understatement und warum kann es sich im Beruf lohnen?
Was ist Understatement und warum kann es sich im Beruf lohnen?
Befördert wird nur, wer auf dicke Hose macht – obwohl ein stiller Kollege den Job viel besser kann? Nein, Understatement im Job kann sich langfristig auszahlen. Was Understatement bedeutet und warum es sich im Beruf lohnen kann, zeigen wir euch nachfolgend.
Was bedeutet Understatement im Job?
Understatement ist die bewusste Untertreibung. Die eigenen Erfolge werden verlegen weg gelächelt, die akademischen Titel kurzerhand verschwiegen und die Rolex geschickt in der Hosentasche versteckt. Im Job ist es eine Kunst, sich als harmloser und unerfahrener zu geben, als man in Wirklichkeit ist. Schrille Selbst-PR versteht auch der Dümmste. Understatement hingegen ist Ausdruck innerer Stärke und eher eine Sache für Kenner. Wer Understatement im Job bei Kollegen oder der Konkurrenz erkennt, beweist sich als Experte, der wahre Werte von wertloser Wichtigtuerei zu unterscheiden vermag. Aber warum solltet ihr das tun und euch unscheinbarer machen, als ihr in Wirklichkeit seid? Nun, unterschätzt zu werden, kann eben manchmal ein Vorteil sein.
Understatement ist das Pokerface der Businesswelt. Nur weil man einen Royal Flush (die stärkste Hand im Poker) hat, geht man damit nicht gleich hausieren. Ganz im Gegenteil. Auch beruflich kann es von Nutzen sein, wenn Konkurrenten euch nicht auf der Rechnung haben. Umso ungestörter könnt ihr an euren Skills feilen, Kontakte knüpfen und Pläne schmieden. Bei passender Gelegenheit schlagt ihr zu und zeigt, was wirklich in euch steckt. Eure Leistung überrascht nicht nur, sondern überzeugt nachhaltig – denn das hätten die anderen euch nicht zugetraut. Euer Renommee im Beruf steigt. Durch Understatement im Job macht ihr allen unmissverständlich klar, dass ihr keine Sprüche klopft, sondern ernst zu nehmende Machertypen seid. Meist macht sich auch die Chefetage eine mentale Notiz, dass ihr über solche raffinierten Kniffe verfügt.
Für einige Personen, Jobs und Situationen kann Understatement im Job eher kontraproduktiv sein. Vor allem Menschen, die häufiger nicht ernst genommen, jünger geschätzt oder schlicht übergangen werden, sollten auf die Unterstatement-Strategie verzichten. Denn sie ist eine Einladung dafür, noch weniger Beachtung geschenkt zu bekommen. Für diese Personengruppen ist es im Gegenteil wichtig, sich als erfolgreich, kompetent und stark zu präsentieren, um den verdienten Respekt zu bekommen. Auch für Frauen kann Understatement eher zur Job-Falle werden, als dass es einen Nutzen bringt. Und in Unternehmen mit einer offensiven Firmenkultur, in der offen ausgetragene Konkurrenz an der Tagesordnung ist, könnte Unterstatement euch eher ins Aus katapultieren. Denn wer sich da eher still statt kämpferisch zeigt, hat schon beinahe den Wettkampf verloren.
Geeignet ist die Strategie hingegen immer dann, wenn ihr mit Kontrahenten Kopf an Kopf geht und ein sprichwörtliches Ass im Ärmel wollt. Dann kann es lohnenswert sein, sich als möglichst harmlos, reserviert und unerfahren zu geben, um später einen Überraschungseffekt zu erzielen, mit dem niemand gerechnet hat.
Understatement im Job kann eine unerwartete Erfolgsstrategie sein, wenn ihr in einem Beruf tätig seid, der sich dafür anbietet. Denn während ihr euch als unterfahren und harmlos präsentiert, ahnt eure Konkurrenz nicht, was auf sie zu kommt. Der Überraschungseffekt, wenn ihr endlich zuschlagt, ist entsprechend groß. Allerdings gibt es Umstände, für die die Understatement-Strategie ungeeignet ist. Etwa wenn ihr häufig übergangen, nicht ernst genommen oder jünger geschätzt werden. In solchen Fällen könnte es sich als kontraproduktiv erweisen, sich bewusst harmloser und unerfahrener zu geben, als man in Wirklichkeit ist.
Weiterführende Links