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Ausbildungsmessen

Tipps für einen erfolgreichen Besuch

Ihr möchtet euch über mögliche Jobperspektiven nach der Schule informieren? bigKARRIERE gibt nützliche Tipps für den erfolgreichen Besuch einer Ausbildungsmesse.

Ausbildungsmessen sind in Deutschland kein neues Phänomen, sie haben aber in den letzten Jahren einen besonderen Aufschwung erfahren. Grund dafür ist unter anderem der Mangel an geeignetem Nachwuchs, den viele Firmen auf der einen Seite zu beklagen haben: Im Jahr 2015 erreichte die Zahl unbesetzter Stellen mit 41.000 den Höchststand seit 1996. Gleichzeitig waren auf der anderen Seite 20.700 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz.

Auf den ersten Blick scheinen diese beiden Probleme im Widerspruch zueinander zu stehen. Hintergrund ist aber die Tatsache, dass es Ausbildungsberufe und Studiengänge gibt, die sehr beliebt sind und eine große Menge an Bewerbern anziehen, während andere  Branchen händeringend nach Bewerbern suchen. Auch Wohn- und Standort können ein Problem darstellen. So ist der Azubi-Mangel in den neuen Bundesländern besonders gravierend. Ausbildungsmessen sind hier für beide Seiten eine Chance, sich neue Möglichkeiten zu eröffnen.
 

Das bieten Ausbildungsmessen häufig:

  • Informationen über die Firma
  • Persönliche Gespräche über mögliche Job-Perspektiven
  • Beratung zur Ausbildung allgemein
  • Kontakt zu aktuellen Azubis der Betriebe
  • Erste praktische Übungen zu verschiedenen Berufen
  • Seltener: Präsentationen von Fachleuten
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Unternehmen auf der Ausbildungsmesse

Unternehmen haben auf einer Ausbildungsmesse die Möglichkeit, sich als Arbeitgeber zu präsentieren. Davon profitieren auch  Bereiche und Firmen, die entweder nicht so bekannt sind oder unter jungen Menschen kein gutes Image haben. Mit einem informativen Messestand können Unternehmen mit Vorurteilen aufräumen und über die positiven Aspekte ihrer Branche berichten, etwa spannende Entwicklungsmöglichkeiten oder die Chance auf Spezialisierung. Ihr werdet erstaunt sein: Vermutlich wird euch der eine oder andere Betrieb im persönlichen Kontakt überraschen! Es lohnt sich also, auch mal einen Blick auf die Jobs zu werfen, die euch nicht als erstes in den Sinn gekommen wären.

Natürlich sind aber auch große Unternehmen und Firmen mit begehrten Jobs auf Messen vertreten. Denn auch sie wollen sich präsentieren und nach Möglichkeit die besten Bewerber für sich gewinnen. Übrigens: Viele Unternehmen nutzen Ausbildungsmessen, um potenzielle Azubis schon einmal unter die Lupe zu nehmen und vielversprechende Kandidaten im Auge zu behalten. Eure Chance, um hier schon vor dem Schulabschluss einen Fuß in die Tür zu bekommen!

Was Unternehmen auf der Ausbildungsmesse wollen:

  • Über ihre Job-Perspektiven informieren
  • Interesse für ihre Firma und ihre Branche wecken
  • Schüler und ggf. auch Eltern über die Ausbildung informieren
  • Potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam machen
  • Erste Kontakte mit guten Kandidaten knüpfen
  • Grundstein für folgende Bewerbungen legen

Warum solltet Ihr auf eine Ausbildungsmesse gehen?

Natürlich profitiert auch ihr als (angehende) Berufseinsteiger vom Angebot einer Berufsmesse. Und zwar unabhängig davon, wie sehr ihr euch schon mit der Berufswahl beschäftigt habt. Ihr wisst schon genau, was ihr beruflich einmal machen wollt? Dann könnt ihr euch hier Informationen zu lokalen und deutschlandweit vertretenen Unternehmen in dieser Branche holen und erste Kontakte knüpfen. Vielleicht erfahrt ihr auch Neues über euren Traumberuf. Oder ihr könnt euch erstmals orientieren und schon einmal in verschiedene Branchen hineinschnuppern, bevor ihr euch in eine Richtung festlegt.

Der beste Zeitpunkt für einen Messebesuch ist darum auch in der heißen beruflichen Orientierungsphase kurz vor dem Abschluss. Viele Schulen organisieren zu diesem Zeitpunkt auch Besuche auf entsprechenden Messen mit der ganzen Klasse. Wenn das bei euch nicht der Fall ist, lohnt es sich, die Idee einmal bei eurem Klassen- oder Verbindungslehrer anzusprechen. Alternativ könnt ihr auch z.B. mit euren Eltern einen eigenen Besuch planen. Aber Vorsicht: Auf die Unternehmen macht es keinen guten Eindruck, wenn sich vor allem Mama und Papa bei ihnen informieren und der Nachwuchs nur daneben steht. Als moralische Unterstützung sind die Eltern also willkommen – aktiv werden solltet ihr aber selber.

Vorsicht: Eine Ausbildungsmesse ist kein Recruiting Center. Nur in den allerseltensten Fällen könnt ihr hier direkt einen Ausbildungsvertrag oder ein konkretes Jobangebot mit nach Hause nehmen. Das ist auch nicht das Ziel der Veranstaltung. Ihr könnt euch aber schon bei den Unternehmen vorstellen und einen positiven ersten Eindruck hinterlassen. Verläuft das Gespräch gut, habt ihr schon einen persönlichen Ansprechpartner, an den ihr im Anschluss eure Bewerbung schicken könnt – mit entsprechend höheren Erfolgschancen. Auch Praktikumsstellen werden auf Ausbildungsmessen zwar nicht direkt vergeben aber doch häufig angeleiert. Sie sind häufig das Einstiegsportal in einen coolen Job.

Hände schütteln
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Hände schütteln

Wie bin ich auf der Ausbildungsmesse erfolgreich?

Am besten ist es, wenn ihr euch im Vorfeld konkret bewusst macht: Welchen Zweck verfolgt ihr mit der Messe? Was wollt ihr dort erreichen? Gibt es konkrete Unternehmen, bei denen ihr euch vorstellen wollt? Oder ist euer Ziel, erst einmal die passende Branche für euch zu finden. Alles ist legitim – je nachdem, wie weit ihr in eurer beruflichen Orientierung schon gekommen seid.

Wichtig ist nur, dass ihr euch im Vorfeld genau überlegt, welche Informationen ihr nach dem Messebesuch mit nach Hause nehmen wollt. Setzt euch konkrete Ziele, zum Beispiel: Ich möchte fünf Unternehmen auf konkrete Job-Chancen und Bewerbungsmöglichkeiten ansprechen. Oder: Ich will heute Abend wissen, welche Branche für mich in Frage kommt.  Je genauer eure Zielsetzung für den Besuch ist, desto mehr werdet ihr daraus mitnehmen – denn so vertrödelt ihr keine Zeit damit, ziellos über die Messe zu schlendern oder euch von Unternehmen beraten zu lassen, die für euch eigentlich nicht in Frage kommen.

Wichtig: Überlegt euch konkrete Fragen

Schaut euch im Vorfeld die Messe-Homepage oder das Infomaterial an, das ihr z.B. in der Schule bekommen habt. Welche Unternehmen werden vertreten sein? Welche davon sind interessant für euch? Welche Jobs könntet ihr euch vorstellen? Überlegt euch konkrete Fragen zu den Firmen und der Ausbildung.

Der Messebesuch ist zwar keine echte Bewerbungssituation – er kann aber einen großen Schritt in Richtung erfolgreicher Berufsstart darstellen. Dementsprechend ist es ganz normal, wenn ihr vielleicht etwas Lampenfieber habt. Werdet ihr in solchen Situationen schnell nervös und verhaspelt euch? Dann notiert euch einige Fragen und einen kleinen Gesprächsleitfaden auf Karteikarten.

Das bringt zum einen das Gedächtnis auf die Sprünge und sorgt dafür, dass ihr euch die wichtigen Punkte besser merken könnt – zum anderen könnt ihr darauf zurückgreifen, wenn ihr im Gespräch den Faden verliert. Außerdem signalisiert es euren Gesprächspartnern, dass ihr euch vorbereitet habt und echtes Interesse habt.

Kleider machen Leute

Natürlich ist klar, dass ein Schüler nicht in Anzug oder Kostüm auf der Messe auflaufen wird. Trotzdem solltet ihr euch Gedanken über euer Outfit machen. Zerrissene Jeans, ausgelatschte Turnschuhe, ein T-Shirt mit einem witzigen Spruch darauf: Das alles hat nichts in einer Situation zu suchen, in der ihr euch potenziellen Arbeitgebern präsentiert. Wählt lieber eine schöne Stoffhose oder einen Bleistiftrock, der maximal eine Handbreit über dem Knie endet – vor allem, wenn ihr euch für eher konservative Branchen interessiert.

Eine schlichte Jeans ist aber ebenfalls für viele Unternehmen in Ordnung, sofern sie sauber ist und keine Löcher aufweist. Auch eine Bluse, ein Polo-Hemd oder ein ordentlicher Pulli machen viel her und sorgen für einen ordentlichen, gepflegten Eindruck. Dasselbe gilt für die Schuhe: Turnschuhe sind okay, aber nur, wenn sie sauber und am besten nicht zu auffällig sind. Auf Nummer sicher geht ihr mit Lederschuhen oder schlichten Pumps.

Insgesamt ist ein gepflegtes Äußeres wichtig, um den Arbeitgebern positiv aufzufallen. Gewaschene Haare, saubere und geschnittene oder gefeilte Fingernägel und ein dezentes Parfüm oder Aftershave unterstreichen den Gesamteindruck.

Bewerbung – keinesfalls „eine für alle“

Ihr habt eure Bewerbungsunterlagen schon fix und fertig – man könnte sie also einfach 20mal ausdrucken und jedem Gesprächspartner sofort in die Hand geben? Leider nein. Eine Bewerbung sollte immer möglichst optimal auf das Unternehmen zugeschnitten sein, für das ihr arbeiten möchtet. So beweist ihr, dass eure Fähigkeiten und Qualifikationen genau auf die ausgeschriebene Stelle passen, und steigert eure Erfolgschancen.

Einen kurzen „Steckbrief“ mit eurem Namen, Foto und den wichtigsten Stichpunkten könnt ihr dagegen durchaus vorbereiten und mitnehmen. Darauf könntet ihr zum Beispiel eure Kontaktdaten angeben, den angestrebten Abschluss und welche Stellen für euch interessant sind. Zwingend notwendig ist das aber nicht – die Meinungen der Recruiting-Experten über Sinn und Unsinn gehen hier auch auseinander.

Besser: Konzentriert euch darauf, im Gespräch einen möglichst idealen ersten Eindruck zu vermitteln und schickt lieber im Anschluss eure ausführliche und auf das Unternehmen optimierte Bewerbung an  euren Ansprechpartner. Erkundigt euch im Gespräch ruhig schon aktiv nach offenen Stellen und den Bewerbungsmöglichkeiten.

Ins Gespräch kommen –aber richtig

Wie schon gesagt: Firmen schätzen Initiative. Lasst euch also keinesfalls von euren Eltern, eurem Lehrer oder eurer schlagfertigen besten Freundin vorstellen. Traut euch selbst – auch wenn es für euch eine Überwindung ist. Der Einsatz lohnt sich. Um die Hemmschwelle zu senken, könnt ihr erst einmal auf ein Unternehmen zugehen, das für euch eigentlich nicht interessant ist. Hier habt ihr nichts zu verlieren und seid oft weniger verkrampft als in einem Gespräch, von dem ihr euch viel erwartet.

Neben diesem „Trainingseffekt“ ist das außerdem eine Chance, euren Horizont zu erweitern. Wer weiß – vielleicht entpuppt sich das eigentlich als unattraktiv eingeschätzte Unternehmen als echter Volltreffer! Außerdem könnt ihr wichtige allgemeine Informationen zu Berufen und Branchen sowie dem Ausbildungsprozess bekommen, denn Beratung steht bei den Unternehmen ganz groß auf dem Messe-Programm.

Eine weitere Möglichkeit, um etwas lockerer zu werden: Schaut euch den Messestand eures Wunsch-unternehmens erst einmal genau an. Beobachtet die Menschen dort und schaut euch vielleicht den einen oder anderen Trick von anderen Jugendlichen ab. Geht auf den Gesprächspartner zu, der euch am sympathischsten erscheint, und bei dem ihr das Gefühl habt, am leichtesten ins Gespräch zu kommen. Viele Unternehmen bringen aktuelle Auszubildende mit, um die Hemmschwelle zu senken und den Interessenten einen Ansprechpartner im vergleichbaren Alter zu bieten. Außerdem erfahrt ihr so realistische Details aus dem Alltag eines Auszubildenden in diesem Betrieb.

Für den Gesprächseinstieg gilt: Seid ruhig direkt. Ihr seid auf die Messe gekommen, um euch beruflich zu orientieren – das wissen auch die Vertreter der Unternehmen. Sagt deutlich: Ich interessiere mich für eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann. Oder: Ihr Unternehmen ist als Arbeitgeber für mich sehr interessant.

Vielleicht habt ihr auch keine genaue Vorstellung davon, was dieses Unternehmen bietet. Auch hier könnt ihr ehrlich sein: Was genau macht eigentlich ein Stuckateur? Durch solche Nachfragen eröffnet ihr euch vielleicht ganz neue Perspektiven für die Jobwahl. Schließlich muss ja nicht jeder Bankkaufmann oder Frisör werden.

Höflichkeit ist Trumpf

Gute Manieren sind nach wie vor gefragt – gerade in der Berufswelt. Stellt euch also höflich vor, gebt eurem gegenüber die Hand, siezt euren Ansprechpartner. Nach dem Gespräch solltet ihr euch auf jeden Fall dafür bedanken. Und zwar unabhängig davon, ob ihr euch eine Tätigkeit im Unternehmen vorstellen könnt oder nicht.

Im Idealfall bekommt ihr zum Abschied eine Visitenkarte eures Ansprechpartners überreicht – vielleicht sogar mit der Bitte um ausführliche Bewerbungsunterlagen. Damit könnt ihr schon einen großen Erfolg verbuchen, denn es heißt: Ihr seid positiv aufgefallen und euer Gesprächspartner möchte euch persönlich im Auge behalten. Ob  nun gleich der ersehnte Ausbildungsplatz winkt oder erst einmal ein Praktikum – eure Chancen stehen gut.

Informationen zum allgemeinen Bewerbungsprozess, eine E-Mail-Adresse aus der Personalabteilung oder ein Link zum Bewerbungsportal der Firma – das ist nicht ganz so ideal, aber auch schon ein guter Schritt in Richtung Ausbildungsplatz. Jetzt müsst ihr nur noch dafür sorgen, dass eure Bewerbungsunterlagen überzeugen!

Fazit: Der Messebesuch lohnt sich

Auch wenn eine Messe keine Jobbörse ist – der Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn ihr euch über konkrete Ausbildungsmöglichkeiten oder den Berufseinstieg im Allgemeinen informieren wollt. Seid euch aber darüber bewusst, dass die Unternehmen diese Gelegenheit ebenfalls nutzen, um sich ein Bild von euch zu machen. Bemüht euch also, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen.

  • Unternehmen präsentieren sich und ihre Branche auf der Messe.
  • Ihr könnt euch dort informieren und den Firmen vorstellen.
  • Ein gepflegtes Äußeres und gute Manieren sind wichtig.
  • Ausbildungsplätze und Praktika werden i.d.R. nicht auf Messen vergeben.
  • Informiert euch vorab über die Unternehmen und bereitet Fragen vor.
  • Zeigt Eigeninitiative und geht auf die Ansprechpartner selbst zu.
  • Lasst die Bewerbungsmappe daheim: Optimiert sie besser im Anschluss auf das Unternehmen.