Das Pausen-Paradox
Es existieren viele Mythen rund um Produktivität – viele davon solltest du aber nicht glauben. Wer viel und lange arbeitet, schafft auch viel.
Es existieren viele Mythen rund um Produktivität – viele davon solltest du aber nicht glauben. Wer viel und lange arbeitet, schafft auch viel.
Eine Aussage, die definitiv nicht zutrifft. Wir alle brauchen regelmäßig Pausen, um eine gute Leistung zu bringen. In unserer Gesellschaft haben wir eine falsche Einstellung zu Pausen, denn Aktivität wird bei uns mit Produktivität gleichgesetzt. Multitasking wird idealisiert und Hektik entspricht der Norm. Du überlegst immer, wie deine Kolleg:innen und besonders dein:e Chef:in darüber denkt, dass du dir kurz 15 Minuten Pause gönnst. Hier kommt aber das Pausen-Paradox ins Spiel. Was das ist und was die Vorteile von regelmäßigen Pausen sind, kannst du in unserem Beitrag nachlesen.
Der scheinbar widersprüchliche Zusammenhang zwischen erbrachter Leistung und Arbeitszeit wird als Pausen-Paradox bezeichnet. In unserer Gesellschaft wird angenommen, dass die Arbeitsproduktivität mit ansteigender Arbeitszeit zunimmt. Entgegen dieser Annahme zeigt sich, dass Unterbrechungen in regelmäßigen Abständen bessere Ergebnisse und eine höhere Produktivität zur Folge haben. Das erklärt, wieso es Pausen-Paradox heißt, denn das Paradoxe ist, dass du mehr und bessere Leistung erbringst, wenn du weniger arbeitest. Die qualitativ schlechtere Arbeit bzw. geringere Leistung erreichen die Menschen, die ohne Pause den ganzen Tag arbeiten. Produktivitätsmythen wie das Pausen-Paradox können im schlimmsten Fall zu einem Burn-out führen.
Der Irrglaube – mehr Leistung erreichst du durch mehr Arbeit – ist leider noch bei vielen fest verankert. Du kannst nicht einfach mehr Zeit investieren und erwarten, dass sich dadurch die Leistung erhöht. Erklären lässt sich das durch einen wichtigen Faktor: deine Konzentration. Du kannst deine Konzentration nicht über einen beliebig langen Zeitraum aufrechterhalten. Du brauchst Pausen, um deine Konzentration zu resetten und wieder besser an deinen Aufgaben weiterzuarbeiten.
Merkst du, dass du zwar arbeitest, aber einfach nicht weiterkommst, weil du dich nicht mehr konzentrieren kannst, solltest du eine kleine Pause einlegen. Wenn du deinen Tag startest, hast du in der ersten Stunde noch eine hohe Arbeitsproduktivität. Mit der Zeit lässt deine Leistung spürbar nach. Gönn dir eine Verschnaufpause und schalte kurz ab, um mit neuer Energie wieder an die Aufgabe zu gehen. Ignorierst du die Signale, dass du eine Pause brauchst, wirst du nicht mehr viel erreichen, egal wie lange du vor deinen Aufgaben sitzen bleibst, – auch wenn du noch 10 Stunden sitzen bleibst.
Auch die Biologie trägt hier ihren Teil dazu bei. Die typischen Zyklen deines Körpers können das Pausen-Paradox zusätzlich erklären. Du weißt bestimmt, dass es unterschiedliche Schlafphasen gibt. Ebenso durchläuft über den Tag hinweg dein Gehirn Phasen mit hoher Konzentration und Aktivität und Phasen mit Müdigkeit und einem Produktivitätstief.
Das BRAC-Prinzip (Basic Rest-Activity Cycle) von Nathaniel Kleitmann kann dir helfen, deine Pausen- und Arbeitsphasen zu planen. Der Grundgedanke dahinter ist: Durch die zyklischen Konzentrationsphasen deines Körpers und deinen Biorhythmus brauchst du alle 90 Minuten eine Pause. Egal, wie viel und gut du geschlafen hast, du wirst nach dieser Zeit müde und deine Konzentration lässt nach. Alle vier Stunden brauchst du eine längere Pause, um dich zu erholen und wieder mit Energie starten kannst.
Es gibt noch andere Produktivitätsmythen, die sich hartnäckig halten.
Das ist nicht ganz falsch, aber das bedeutet nicht, dass Zeitmanagement das Wichtigste ist. Neben Zeit musst du auch deine Energie und Aufmerksamkeit managen. Lade deine Batterien wieder auf und nutze die Zeit effizienter und triff deine Entscheidungen aufmerksam und konzentriert. Hast du diese drei Punkte unter Kontrolle, kannst du dich von Prokrastination verabschieden und dein Potenzial ausschöpfen.
Laut unserer Gesellschaft stimmt das und das setzt dich unter Druck. Dabei führt Überarbeitung zum Gegenteil und du wirst weniger produktiv. Bist du beschäftigt, arbeitest du mehr und bist von Perfektionismus getrieben. Auf der anderen Seite bedeutet Produktivität, dass du intelligenter arbeitest, dich konzentrierst. Mach dir also den Unterschied bewusst und verinnerliche ihn.
Unser Gehirn braucht Pausen, um effizient zu funktionieren. Das ist keine Prokrastination, sofern du dir diese Pausen bewusst einräumst. Schalte aktiv und nicht passiv ab, denn manche Pausen können und zusätzlich erschöpfen und andere unsere Energie neu aufladen.
Besonders bei der Arbeit oder im Studium unterschätzen wir die Notwendigkeit von Pausen. Damit du das Pausen-Paradox geschickt umgehen kannst, solltest du dir die Vorteile von regelmäßigen Unterbrechungen bewusst machen und sie nicht vernachlässigen.
Nimmst du dir zwischendurch Zeit für Erholungspausen, steigt deine Produktivität und Leistungsfähigkeit wieder an. Schon kleine Pausen reichen, um wieder neue Energie zu gewinnen. Deine Konzentration wird es dir danken.
Die Anzahl von unnötigen Fehler und Leichtsinnsfehlern steigt, wenn du dir keine Verschnaufpause gönnst. Arbeitest du durch und lässt dein Gehirn nicht kurz abschalten, wirst du weniger aufnahmefähig und unkonzentriert und die Qualität deiner Arbeit leidet darunter.
Du schadest deiner Gesundheit, wenn du ununterbrochen arbeitest und deinem Kopf nicht die benötigte Erholung einräumst. Gesundheitliche Konsequenzen wie Infektionsanfälligkeit, Kopfschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können entstehen. Achte deshalb darauf, deinem Körper die Ruhepausen zu gönnen, die er dringend braucht.
Ein geringes Stresslevel ist ebenfalls wichtig für eine gute Gesundheit. Bist du dauerhaft am Arbeiten, kann dein Körper den entstandenen Stress nicht verarbeiten. Du kommst nicht mehr runter und stehst ununterbrochen unter Strom. Hast du weniger Stress, wirkt sich das auch auf deine Stimmung, Leistung und Konzentration aus.
Das Gleichgewicht zwischen Freizeit und Arbeit zu finden, ist wichtig, auf der anderen Seite aber nicht immer einfach zu finden. Machst du den Tag über bewusste Pausen, gehst du einen bedeutenden Schritt in Richtung Work-Life-Balance. Lass dich nicht von der Hektik leiten und erlaube dir, Pausen einzulegen. Lade deine Energie neu auf, damit du deine Produktivität und deine Work-Life-Balance verbesserst und Stress abbauen kannst.
Gibst du deinem Gehirn Pausen und den benötigten Freiraum, um kreativ zu werden und neue Ideen zu finden, kannst du das für deine Arbeit nutzen. Am kreativsten sind wir oft, wenn wir nicht zu viel nachdenken – unter der Dusche zum Beispiel. Schaltest du ab und denkst an etwas anderes, gibst du den Weg frei für Geistesblitze und kreative Ideen.
Du kannst dich hier nach dem BRAC-Prinzip richten und alle 90 Minuten eine kurze Pause einlegen. Es existieren aber auch Signale dafür, dass du unbedingt eine Unterbrechung brauchst.
Im Arbeitsrecht ist genau festgehalten, wann Arbeitnehmern eine Pause zusteht. Die gesetzliche Regelung der Pausen sieht aber keine regelmäßigen Pausen wie beim BRAC-Prinzip vor. Arbeitest du nur bis zu sechs Stunden, hast du sogar rein gesetzlich keinen Anspruch auf eine Pause. Erst zwischen sechs und neun Stunden Arbeitszeit ist eine halbe Stunde Pause vorgeschrieben. Bei mehr als neun Stunden musst du 45 Minuten Pause machen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dir diese Pausenzeiten zu gewähren.
Es sind aber auch längere Pausenzeiten möglich, da die gesetzlich vorgegebene Zeit nur eine Mindestangabe ist und deinem Schutz vor Ausbeutung dienen. Dein Unternehmen darf dir nicht weniger Zeit für Pausen geben, aber mehr. Oft sind die Pausenzeiten bei Unternehmen länger und du kannst auch eine Stunde Mittagspause machen oder auch bei kurzen Arbeitstagen ist eine kleine Pause für die Mitarbeiter eingeplant.
Jetzt weißt du, wann und wie viel Pausen du deinem Körper einräumen solltest. Trotz Pausen-Paradox, den Folgen von Überarbeitung und den Vorteilen von Pausen, ist das Ganze noch nicht an die Arbeitsplätze in Deutschland vorgedrungen. Viele Arbeitnehmer arbeiten durchgehend, ohne Pause. In Extremfällen wird sogar am Schreibtisch gegessen, um die Arbeit bloß nicht zu unterbrechen und weiterarbeiten zu können. Warum machen wir das? Uns ist doch bewusst, dass es uns schadet.
In unserer schnelllebigen Gesellschaft gibt es viele Mythen über Produktivität, die sich immer noch hartnäckig halten. Das Pausen-Paradox ist eine davon. Mach dir bewusst, dass du produktiver bist und bessere Leistung erbringst, wenn du Pausen einlegst und nicht ununterbrochen arbeitest. Deine Konzentration leidet nämlich unter Arbeit ohne Pause und du lieferst nicht mehr die qualitativ hochwertige Arbeit, die du sonst erbringen würdest. Pausen zu machen hat viele Vorteile für dich, deine Gesundheit, deine Arbeit und dein Stresslevel. Es hat in vielen Fällen einen bitteren Beigeschmack, Pausen einzulegen, weil wir damit rechnen, als faul gesehen zu werden, es nicht gern in der Firma gesehen ist oder wir unserem falschen Ehrgeiz nachjagen. Gönn dir und deinem Gehirn genug Pausen, um dein Potenzial auszuschöpfen und mit voller Produktivität an die Arbeit zu gehen.