Traineeship als Karriereeinstieg
Gehalt versus Lernkurve
2017-10-12T12:25:02+02:00
Ihr träumt von einer großen Karriere, der Einstieg ins Berufsleben gestaltet sich aber schwierig? Wenn ihr im Laufe des Studiums bereits Praktika gemacht habt, sind die bisherigen Arbeitgeber sicherlich interessante Anlaufstationen als Berufseinstieg. Oftmals fehlt Studenten jedoch die berufliche Erfahrung, was den Einstieg in gute Positionen erschwert. Mit einem Traineeship als Karriereeinstieg seid ihr gut beraten – denn diese werden immer beliebter und die Programme immer umfangreicher.
Rahmenbedingungen eines Traineeships
Wir haben euch bereits erklärt, worauf ihr bei einem Traineeprogramm achten müsst. Diese Programme unterliegen keinen gesetzlichen Beschränkungen, weswegen einige Arbeitgeber Missbrauch betreiben. Manche Unternehmen sind nur auf der Suche nach günstigen Arbeitskräften. Daher solltet ihr auf jeden Fall die Rahmenbedingungen des Traineeships genauer unter die Lupe nehmen. Wie steht es um Weiterbildung, Betreuung und Übernahmechancen? Mit einem Traineeprogramm kann euch ein erfolgreicher Karriereeinstieg gelingen, ihr könnt jedoch auch dem Kapitalismus zum Fraß vorgeworfen werden.
Traineeship als Karriereeinstieg – die Branchen im Überblick
Die beiden größten Gegensätze eines Traineeprogramms sind das Gehalt und die Lernkurve. Als gut ausgebildeter Absolvent, der nach einigen Jahren Studium endlich mit vollem Elan ins Berufsleben einsteigen möchte, wollt ihr euch natürlich auch nicht unter Wert verkaufen. Auf der anderen Seite wisst ihr schon auch – und vor allem die Unternehmen – dass euch die berufliche Erfahrung fehlt. Daher werden mittlerweile in zahlreichen Branchen Traineeships als Karriereeinstieg angeboten. In einigen Branchen heißt dieses anders, beispielsweise Volontariat in der Medienbranche, doch das Programm ist das gleiche. In folgenden Branchen könnt ihr ein Traineeprogramm absolvieren:
- Automobilindustrie
- Chemie und Pharma
- Banking
- Versicherungen
- Maschinenbau, Elektro-Technik und Fahrzeugtechnik
- Consulting und Beratung
- Logistik
- Tourismus
- Medien, Werbung und Marketing
- Öffentlicher Dienst
- Konsum
- Versicherung
- Bauwesen
- IT-Dienstleister
Die Branchen und Bereiche, in denen ihr ein Traineeship als Karriereeinstieg nutzen könnt, sind somit ziemlich vielfältig – doch auch die Unterschiede in den einzelnen Branchen sind enorm.

Das Trainee-Gehalt nach Branche und Unternehmensgröße
Bildvorschlag: Übersichtstabelle von Durchschnittsgehältern für Trainees nach Branche oder Bundesland
Das Trainee-Gehalt ist stark von der jeweiligen Branche abhängig – der Durchschnittswert in Deutschland liegt bei knapp 40.000 Euro. Das beste Einstiegsgehalt verdienen Trainees im Banking und in der Chemie- und Pharmaindustrie. Mit über 50.000 Euro liegen diese dabei deutlich über dem Durschnitt. Ebenfalls überdurchschnittlich verdient ihr in den Branchen Automotive, Versicherung, Maschinenbau und in der Fahrzeugtechnik. Absolute Schlusslichter sind Trainees in den Branchen Tourismus, Werbung, Marktforschung und Marketing, wo ihr mit Einstiegsgehältern um die 20.000 Euro rechnen könnt.
Ein weiterer Einflussfaktor auf das Trainee-Gehalt ist die Unternehmensgröße. Dabei sind selbst in einzelnen Branchen Unterschiede von bis zu 20.000 Euro möglich. Denn ein großer DAX-Konzern hat größere finanzielle Mittel zur Verfügung als ein kleines Familienunternehmen. Auch in kleinen Agenturen wird aufgrund der geringen Mitarbeiterzahl eher unterdurchschnittlich gezahlt – dabei sind auch Gehälter unter 15.000 Euro möglich. Bei Unternehmen unter 100 Mitarbeitern liegt das Einstiegsgehalt für Trainees bei ca. 30.000 Euro und bei 100 bis 1.000 Mitarbeitern bei ungefähr 36.000 Euro. Große Konzerne mit mehr als 1.000 Mitarbeitern zahlen hingegen durchschnittlich 44.000 Euro im Jahr.

Das Trainee-Gehalt nach Bundesland
Wie in anderen Berufsfeldern gibt es auch bei Traineeships in den einzelnen Bundesländern hohe Gehaltsunterschiede. In Süddeutschland wird tendenziell ein höheres Trainee-Gehalt gezahlt als im Osten Deutschlands, doch an erster Position liegt ein norddeutsches Bundesland. Hier liegt Schleswig-Holstein ganz vorne, gefolgt von Baden-Württemberg, Niedersachen und Bayern. Schlusslichter sind Berlin, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Weitere Einflussfaktoren des Trainee-Gehalts
Auch Studiengang und Studienabschluss können Auswirkungen auf das Einstiegsgehalt als Trainee haben. Absolventen stark nachgefragter Studiengänge erzielen dabei deutlich höhere Gehälter – dazu zählen beispielsweise Informatik, Ingenieurwissenschaften und Naturwissenschaften. Bei Betriebswissenschaftlern kommt es hingegen stark auf die Studienschwerpunkte an. Überlaufene Studiengänge wie beispielsweise das Trendstudienfach Kommunikationswissenschaften oder Quereinsteiger haben mit größeren Schwierigkeiten bei der Jobsuche und dem Trainee-Einstiegsgehalt zu rechnen.
Masterabsolventen beziehen durchschnittlich 1.000 Euro mehr im Jahr als Studienabgänger mit Bachelorabschluss. Aber auch die bisherige Praxiserfahrung, Sprachkenntnisse, fachspezifische Kenntnisse, relevante Zertifikate und sogar Auslandserfahrung können das Einstiegsgehalt beeinflussen.
Einige Unternehmen und Agenturen bieten ein gestaffeltes Gehalt an, dass sich im Laufe des Traineeships – manchmal auch erfolgsabhängig – steigern lässt. Falls das der Fall ist, sollte es unbedingt im Arbeitsvertrag verankert werden. Bei einer Übernahme nach dem Traineeprogramm sind je nach Branche, Unternehmensgröße, Verantwortungsbereich und Position große Gehaltssprünge möglich. Orientiert euch dabei immer an den branchenüblichen Gehaltszahlungen.
Die Lernkurve nach Unternehmensgröße
Gehalt ist nicht alles – das gilt vor allem für Traineeships als Karriereeinstieg. Denn da es euch am Anfang eurer Karriere vorrangig um eure berufliche Entwicklung und Weiterbildung gehen sollte, sollte das Gehalt zunächst zweitrangig sein. In umfangreichen Traineeprogrammen bezieht sich eure Lernkurve auf folgende Bereiche:
- Berufliche Selbstfindung: Da eure Wunschposition noch nicht festgelegt ist, könnt ihr eure Stärken und Schwächen kennenlernen und herausfinden, welche Aufgabenfelder euch Spaß bereiten. Am Ende des Traineeships habt ihr dann meist eine berufliche Orientierung gefunden.
- Job-Rotation in mehreren Abteilungen: In Traineeprogramme durchlauft ihr oftmals mehrere Abteilungen mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. So könnt ihr nicht nur herausfinden, welche Bereiche euch mehr interessieren, sondern auch die Zusammenhänge und Strukturen verstehen.
- Praxisbezogenes Training: Mithilfe der Learning-by-doing-Mentalität wachst ihr in die Aufgaben hinein und übernehmt eigene Projekte. Ihr habt sowohl Kundenkontakt als auch viele interne Abstimmungen.
- Weiterbildungen und Personalentwicklung: Interne und externe Schulungen und Weiterbildungen entwickeln euch nicht nur fachlich weiter, sondern fördern auch eure sozialen Kompetenzen. Diese könnt ihr dann direkt in die Praxis umsetzen.
Auch bei der Ausbildung gibt es zahlreiche Unterschiede. Großkonzerne haben natürlich die Möglichkeit, euch kostspielige Weiterbildungen und Trainings zu zahlen und viel in eure Personalentwicklung zu stecken. Bei Unternehmen mit Standorten im Ausland habt ihr zudem die Möglichkeit, Auslandserfahrung zu sammeln. Dennoch werdet ihr bei größeren Unternehmen nur gemächlich an die Aufgabenfelder herangeführt und übernehmt anfangs nur wenig Verantwortung. Als zukünftige Führungskraft lernt ihr aber firmeninterne Prozesse und Strukturen genauestens kennen.
In kleinen Unternehmen und Agenturen werdet ihr vom ersten Tag an voll eingesetzt und habt viel Verantwortung. Durch die kleine Mitarbeiterzahl findet ihr euch schnell zurecht, müsst euch aber einiges selbst beibringen. Außerdem habt ihr in Agenturen beispielsweise zahlreiche Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen, durch die ihr euch ein breites und umfangreiches Fachwissen aneignen könnt.

Traineeship als Karriereeinstieg – unser Fazit
Ein Traineeship als Karriereeinstieg ist eine gute Möglichkeit, euch umfassendes Wissen aufzubauen und eure beruflichen Ziele auszuloten. Vor allem wenn ihr noch nicht genau wisst, welche Position ihr besetzen wollt, könnt ihr im Rahmen eines Traineeprogramms eine berufliche Orientierung finden. Traineeprogramme erfreuen sich großer Beliebtheit und werden deshalb in zahlreichen Branchen angeboten. Es gibt jedoch große Unterschiede. Diese sind an Unternehmensgröße, Branche und eure Kompetenzen und Erfahrungen gekoppelt.
Das Trainee-Gehalt sollte zunächst zweitrangig sein, da ihr auch viel in eure berufliche Ausbildung investiert, die euch gute Karrierechancen einräumt. Informiert euch jedoch vorab genau über Branche, Unternehmen und Position. Lest auch bisherige Erfahrungsberichte, um nicht bei einem Arbeitgeber zu landen, wo ihr nur als günstige Arbeitskraft eingesetzt werdet.
- Bei mangelnder Praxiserfahrung und für die berufliche Orientierung eignen sich Traineeships bestens als Karriereeinstieg
- Traineeprogramme werden in unterschiedlichen Branchen angeboten
- Die Vergütung ist dabei stark von Branche, Unternehmen und Position abhängig
- Auch die regionalen Unterschiede sind enorm, in Süddeutschland wird am meisten gezahlt und in Ostdeutschland ist das Trainee-Gehalt am geringsten
- Große Unternehmen bieten mehr Gehalt und investieren mehr für die Weiterbildung, führen euch jedoch nur langsam in die Aufgabenfelder ein
- Kleine Unternehmen und Agenturen zahlen ein geringes Trainee-Gehalt, bieten dafür viel Abwechslung und Verantwortung
- Informiert euch vor dem Traineeship als Karriereeinstieg über Unternehmen, Branche und Aufgabenfelder
Weiterführende Literatur: