Frau beim Krafttraining
John Arano | unsplash
Frau beim Krafttraining
Karriere und Sport vereinen

Studium und Spitzensportler

Ihr habt euch dem Spitzensport verschrieben und wollt parallel ein Studium anfangen? Wir zeigen euch, wie der Spagat zwischen Studium und Sport funktioniert.

Freizeitsport gilt als exzellenter Ausgleich zu Schule und Uni. Doch wenn die sportlichen Fähigkeiten so ausgeprägt sind, um über Leistungssport nachzudenken, ist vor allem eines wichtig: Disziplin. Denn neben dem Unialltag steht tägliches Training an, das Wochenende wird von Wettkämpfen und Turnieren eingenommen. Egal ob Fußball, Leichtathletik oder Wintersport – Spitzensport nimmt viel Zeit in Anspruch, unter der andere Lebensbereiche leiden. Daher ist oftmals im Laufe der Schulzeit, spätestens nach dem Abitur Schluss.

Im schlimmsten Fall müsst ihr euch also entscheiden – doch wenn die Universität mitspielt, kann die Karriere mit Sport vereint werden. Wir zeigen euch, wie der Spagat gelingt und was ihr dabei beachten müsst.

Uni sport
Riley Mccullough | unsplash
Uni sport

Studium und Spitzensport? Macht was Vernünftiges!

Nicht selten sorgt das engere Umfeld dafür, dass die sportliche Laufbahn an den Nagel gehängt wird. Die eigenen Eltern streuen Zweifel: Mach doch was Richtiges, etwas, dass dir Sicherheit gibt. Lieber ein sicheres Studium, denn Sport ist ungewiss. Damit kann es bei einer größeren Verletzung ganz schnell vorbei sein – und dann? Ist die Doppelbelastung überhaupt machbar? Nicht alle Sportarten locken mit hohen Verdienstmöglichkeiten. Ist ein auskömmliches Leben damit möglich?

Die Ausübung des Sports ist mit vielen Unsicherheiten verbunden. Zudem gestaltet sich die Vereinbarkeit zwischen Studium und Spitzensport schwierig. Doch es gibt einige Möglichkeiten – vom Sportstipendium bis hin zum Wechsel in die USA. Wir zeigen euch, welche Chancen euch offenstehen Studium und Leistungssport zu kombinieren.

USA als sportliches Vorbild

Was in Deutschland mit viel Disziplin und Aufwand verbunden ist, wird bei den sportbegeisterten Amerikanern perfekt aufeinander abgestimmt. Einige Universitäten setzen den Fokus auf die sportliche Entwicklung – und stimmen das universitäre Umfeld auf die Förderung im Leistungssport ab. Denn die Teams sind Teil der Uni und so sind Unvereinbarkeiten zwischen Kursen und sportlichen Wettkämpfen ausgeschlossen. Die Leistungsträger der Mannschaften sind nicht selten die gefeierten Stars der Uni. Hinzu kommt ein riesiger Teamgeist, der Kommilitonen miteinschließt. Denn die Mannschaften sind das Aushängeschild, das die ganze Universität repräsentiert.

Die Förderung geht sogar so weit, dass die Sportstars der Unis ihren Stundenplan nach dem Sport ausrichten können und deshalb bei der Kurswahl bevorzugt werden. Kritiker unterstellen den Hochschulen sogar, dass der Spitzensportler der Unis durch das Studium geschummelt werden. Doch für wahre ambitionierte Sportler bieten die USA die bequeme Möglichkeit, Studium und Spitzensport miteinander zu vereinen – das Auslandsstudium bringt euch zudem auch sprachlich weiter.

Studium in den USA – via Vermittlungsagentur

Spezialisierte Vermittlungsagenturen bringen deutsche Sportler an amerikanischen Universitäten unter. Grundvoraussetzung ist eine Fachhochschulreife beziehungsweise Abitur mit einem guten Notenschnitt. Zusätzlich müsst ihr einen Nachweis eurer Sprachkenntnisse vorlegen und ein Empfehlungsschreiben verfassen. Anschließend erstellt ihr noch ein ausführliches Sportprofil mit Videos von Trainingseinheiten und Wettkämpfen – die Agentur stellt dann den Kontakt zu den US-Colleges und Unis her. Und verschafft euch damit ein Sportstipendium. Durch die Expertise und Erfahrung mit einem breiten Netzwerk haben Agenturen bessere Möglichkeiten, euch unterzubringen.

Ein Studium in den USA ist jedoch mit hohen Kosten verbunden, was den Leistungsdruck befeuert. Teilweise werden die Uni-Gebühren durch Stipendien abgedeckt, die sich erhöhen, wenn die Leistung stimmt – bis hin zum begehrten 100-Prozent-Stipendium. Das Sportstipendium dauert in der Regel etwa vier Jahre.

Mannschaftssport uni
Jeffrey F Lin | unsplash
Mannschaftssport uni

Studium und Spitzensport – in Deutschland

In Deutschland ist die Vereinbarkeit zwischen Sport und Karriere deutlich komplizierter. Denn die Sportarten werden nicht uniintern, sondern von Sportvereinen betreut und gefördert. Daher fehlt oftmals die terminliche Abstimmung. Einige Universitäten geloben bereits Besserung und arbeiten daran, Spitzensport und universitäre Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Die Universität Bonn bietet beispielsweise ein ausführliches Förderprogramm an. Dazu zählen folgende Unterstützungsmöglichkeiten:

  • Individuelle Beratung
  • Unterstützung bei der flexiblen Planung der Studienkurse
  • Gewährung von Freistellungen für wichtige Turniere und Wettbewerbe
  • Überprüfung spezieller Fördermöglichkeiten
  • Kostenfreie Nutzung der Sportanlagen der Hochschule
  •  Stipendien und Fördermaßnahmen für gute sportliche Leistungen
  • Kooperationen mit Verbänden wie der Spitzensportförderung und dem Deutschen Olympischen Sportbund

Zusätzlich gibt es für einige NC-Studienfächer eine Sonderquote, die Athleten der Bundesfachverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes den Zugang zu Studiengängen erleichtert, bei denen die Nachfrage hoch ist.

Kräftemessen auf Uni-Niveau

In Deutschland und weltweit gibt es jährlich nationale und internationale Hochschulmeisterschaften in zahlreichen Sportarten. So genannte Universiaden – quasi Olympiaden auf Uni-Niveau – stellen ein internationales Kräftemessen dar. Doch solche Veranstaltungen finden hierzulande kaum Beachtung, trotz zahlreicher deutscher Sieger bei der letzten Winter-Universiade, die vor knapp einem Jahr stattfand.

Eine neue Spitzensportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes gestaltet die Vereinbarkeit zwischen Studium und Spitzensport jedoch noch schwieriger. Denn gefördert werden nur Sportler, die Chancen auf Medaillen haben – Potentiale statt vergangene Erfolge. Die duale Karriere könnte daher auf der Strecke bleiben.

Duale Karriere bei der Bundeswehr

Gefördert wird die duale Karriere mit einer sogenannten Profilquote, die mittlerweile in acht Bundesländern eingesetzt wird. Diese erhöht für benachteiligte Gruppen die Chance auf einen Platz für einen zulassungsbeschränkten Studiengang. Von der Quote profitieren vor allem die Sportfördergruppen von Bundeswehr und Polizei, wo knapp 1200 Stellen ausgebaut werden. Doch eine Verpflichtung für die Bundeswehr, um Studium und Spitzensport zu vereinen? Dieser Weg ist bei weitem nicht für jeden geeignet.

Fazit

Sport ist Mord? Mit Nichten. Wer seine spitzensportlichen Ambitionen mit einem Studium an deutschen Universitäten verbinden möchte, kann allerdings sehr schnell aus der Bahn geworfen werden. Disziplin ist gefordert, und zwar durchgehend bis zum Abschluss. Spitzensport und Studium bedeuten einen hohen Energie-Aufwand. An Freizeit ist also kaum zu denken. Wer dennoch so viel Leidenschaft für den Sport aufbringen möchte und dafür brennt, dem können wir nur raten: Go for it! Auch wenn Eltern und der gesamte Freundeskreis davon abraten sollten, denn Möglichkeiten seinen Traum vom Spitzensport in Kombination mit einem Studium zu verwirklichen gibt es:

  • Einige wenige deutsche Universitäten wie die Universität Bonn bieten spezielle Förderprogramme an, die beraten und euch bei der Planung unterstützen.
     
  • Sportgruppen bei der Bundeswehr profitieren von der so genannten Profil-Quote an einigen Universitäten. Der Haken: Studenten müssen sich allerdings für die Bundeswehr mehrere Jahre verpflichten.
     
  • Auswandern in die USA: Ein kostspieliges Vorhaben, außer ihr ergattert eines der wenigen Sportstipendien. Der Vorteil: Ihr findet nicht nur die optimalen Rahmenbedingungen um Studium und Spitzensport unter einen Hut zu bekommen. Ihr lernt zusätzlich neben der Sprache auch die US-amerikanische Kultur kennen. Spezielle Vermittlungsagenturen eigenen sich als ersten Anlaufpunkt.
     
  • Unser Tipp: Wer sich unsicher ist, für den könnte auch ein Sportstudium die richtige Wahl sein. Auf Spitzenniveau werdet ihr in eurem Bereich zwar nicht mehr trainieren können, dennoch steht ihr nach dem Ende der Sport-Karriere nicht vor der Frage, wie es jetzt weitergehen soll. Die Aussicht auf eine Position im Management einer Fitness-Kette ist da schon lukrativer.