3 Gründe für einen späteren Schulstart
Schon seit Generationen verbringen Schüler die erste Stunde mehr müde und lustlos als mit wachen Sinnen. Höchste Zeit also für ein Umdenken.
Schon seit Generationen verbringen Schüler die erste Stunde mehr müde und lustlos als mit wachen Sinnen. Höchste Zeit also für ein Umdenken.
Wissenschaftler:innen berichten, dass sich dein Schlaf-Wach-Verhalten mit dem Älterwerden umstellt. Das Schlafhormon Melatonin wird ab der Vorpubertät immer später ausgeschüttet, dein Einschlafzeitpunkt verschiebt sich nach hinten. Tatsächlich zählen Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren zu den nachtaktivsten Menschen. Erst als junge Erwachsene reguliert sich dein Biorhythmus wieder und du wirst weniger zum Langschläfer oder zur Langschläferin.
Dein gesunder Schlafbedarf liegt bei durchschnittlich neun Stunden. Das frühe Aufstehen für den Unterricht kollidiert mit deinem natürlichen Rhythmus und führt zu Schlafmangel.
Ein Schlafdefizit führt dazu, dass du dich müde fühlst und deine Konzentration nachlässt. Dein Gehirn braucht ausreichend Schlaf, um das Gelernte im Langzeitgedächtnis zu speichern – besonders während der Tiefschlafphase. Studien zeigen, dass Jugendliche, die früh aufstehen müssen, schlechtere Noten erzielen als Langschläfer:innen.
Neben der Lernleistung kann chronischer Schlafmangel deine Gesundheit ernsthaft schädigen. Risiken sind Depressionen und andere psychische Erkrankungen.
Viele Erwachsene starten ihren Arbeitstag erst ab neun Uhr. Warum also nicht auch du? Der frühe Unterrichtsbeginn ist aus wissenschaftlicher Sicht kaum noch zu rechtfertigen. Die Gesellschaft sollte sich an deine natürlichen Bedürfnisse anpassen.
Schon eine halbe Stunde später würde deine Lebensqualität verbessern und dich beim Lernen unterstützen.
Trotz all der Vorteile gibt es auch Argumente gegen einen späteren Schulbeginn. Einige Menschen befürchten, dass dadurch der Schulalltag später endet, was den Nachmittag und die Zeit für Freizeit, Sport oder Nebenjobs verkürzen könnte. Außerdem könnten Familien mit jüngeren Geschwistern Schwierigkeiten bei der Organisation des Tagesablaufs bekommen, wenn die Schulzeiten nicht aufeinander abgestimmt sind. Für manche berufstätige Eltern ist ein späterer Schulstart schlicht nicht machbar. Manche Lehrer:innen und Schulen argumentieren, dass der Stundenplan komplexer wird und das Nachmittagsangebot darunter leiden könnte. Deshalb ist eine Umstellung nicht immer einfach und erfordert eine gute Abstimmung aller Beteiligten.
Im internationalen Vergleich starten viele Länder ihren Schulalltag deutlich später als in Deutschland. Während hierzulande oft schon um 7:30 Uhr der Unterricht beginnt, gehen Schüler:innen in Ländern wie Spanien, den Niederlanden oder Finnland erst zwischen 8:30 und 9:00 Uhr in die Schule. Diese späteren Startzeiten entsprechen eher dem natürlichen Biorhythmus von Jugendlichen und führen nachweislich zu besseren Lernleistungen und höherer Zufriedenheit. Studien zeigen, dass Schüler:innen in Ländern mit späterem Schulbeginn weniger unter Schlafmangel leiden und insgesamt gesünder sind. Deutschland könnte von diesen Beispielen lernen, um die Schulzeiten besser an die Bedürfnisse der Jugendlichen anzupassen.
Ein späterer Schulbeginn bringt viele wissenschaftlich belegte Vorteile für deine Gesundheit, Lernleistung und Lebensqualität. Trotzdem sind die praktischen Herausforderungen und gesellschaftlichen Gewohnheiten nicht zu unterschätzen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten – Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innen und Entscheidungsträger:innen – gemeinsam nach Lösungen suchen, die den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht werden. Schon kleine Veränderungen, wie eine halbe Stunde späterer Unterrichtsbeginn, können einen großen Unterschied machen.