Stipendium
Wer sich zum Thema Studienfinanzierung Gedanken macht, denkt natürlich zuerst an Bafög oder Unterstützung durch die eigenen Eltern.
Wer sich zum Thema Studienfinanzierung Gedanken macht, denkt natürlich zuerst an Bafög oder Unterstützung durch die eigenen Eltern.
Nur ganze vier Prozent der Studenten finanzieren ihr Studium ganz oder teilweise über ein Stipendium. Das liegt auch daran, dass viele schlicht und einfach nicht wissen, dass sie ein Stipendium in Anspruch nehmen könnten. Und so werden viele Stipendien aus Mangel an Bewerbern erst gar nicht vergeben. Wir bringen für euch ein wenig Licht in den Stipendien-Dschungel und geben Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung.
Ein Stipendium ist eine Förderung in finanzieller oder ideeller Form, die "für bestimmte Zwecke" erschaffen wurde, zum Beispiel um einen Auslandsaufenthalt oder euer Studium zu finanzieren. In Deutschland gibt es für fast jeden das passende Stipendium - und nicht nur, wenn ihr einen Bachelor, Master oder eine Promotion anstrebt. Eine Förderung erhalten beispielsweise auch Eisenbahnerkinder, Studenten mit Kindern und solche, die auf dem zweiten Bildungsweg weitermachen.
Ihr denkt, ihr erhaltet ein Stipendium eh nur bei einem Notenschnitt von 1,0? Weit gefehlt. Auch wenn ihr nicht zu den Überfliegern oder den Hochbegabten gehört, dürft ihr euch Hoffnung auf eine Finanzspritze, Karriere-Beratung oder anderweitige Unterstützung machen.
Vergeben werden Stipendien von Parteien, religiösen Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen, die damit ihrer sozialen Verantwortung für die Gesellschaft nachkommen. Jeder Stipendiengeber setzt dabei andere Kriterien an Bewerber an, sei es die wirtschaftliche Situation, Noten, Talent oder ehrenamtliches Engagement im Alltag.
Um an ein Stipendium zu kommen, müsst ihr an einer deutschen Hochschule eingeschrieben sein. Weitere Bedingungen hängen dann von der Stiftung selbst ab. Außerdem schickt ihr eure vollständige Bewerbung inkl. Lebenslauf und Empfehlungen sowie Referenzschreiben direkt an die Stiftung. Wenn eure Bewerbungsunterlagen unvollständig sind, werden diese meistens gleich aussortiert.
In Deutschland werden aktuell über 2.500 Stipendienprogramme angeboten, mehr als 1.400 Stipendien kennt allein der Stipendienlotse. Darunter befinden sich auch einige skurille Stipendienangebote. Wie ihr da den Durchblick behaltet? Am besten beschäftigt ihr euch zunächst mit den 13 Begabtenförderwerken. Hier sollte euch bereits ein Förderprogramm ansprechen, da die Förderwerke die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln, d. h. hinter ihnen stehen Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Arbeitgeber etc. Nehmt die Stiftung in die engere Wahl, mit deren Weltanschauung ihr euch am ehesten identifiziert. Denn das Ziel der Stiftungen ist zwar, jungen Menschen Aufstiegschancen zu bieten. Gleichzeitig wollen sie aber, dass ihre Anliegen und Werte an andere Generationen weitergegeben werden.
Wenn ihr also bei eurer Kommunion eine Kirche das letzte Mal von innen gesehen habt, solltet ihr euch besser nicht um ein Stipendium beim katholischen Cusanuswerk bewerben. Und wenn ihr am liebsten mit dicken Autos durch die Gegend brettert und euch die Umwelt herzlich egal ist, habt ihr bei der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung sicher keine guten Karten. Allerdings: Ihr müsst mit euren Überzeugungen auch nicht zu 100 % hinter den Stiftungszielen stehen, um eure akademische Ausbildung finanziert zu bekommen. Im Großen und Ganzen solltet ihr euch allerdings mit den Anliegen eurer Finanziers identifizieren.
Hier ein kompakter Überblick über die 13 Begabtenförderwerke:
Auf den Webseiten der Begabtenförderwerke könnt ihr euch genauer über die Voraussetzungen für ein Stipendium und deren Philosophie und Ziele informieren.
Eine der bekanntesten Stipendien ist übrigens das Deutschland-Stipendium. Für diese Förderung kommt ihr als Student infrage, wenn ihr Top-Leistungen erbracht habt oder dies bei euch zu erwarten ist. Ihr erhaltet hier 300 Euro im Monat, die von privaten Geldgebern und dem Bildungsministerium jeweils zu 50 % finanziert werden.
Neben den großen Begabtenförderwerken, bei denen sich viele junge Menschen bewerben, unterstützen auch kleine Stiftungen, private Förderer und Unternehmen euer Studium. Hier kommt es häufig darauf an, dass ihr bestimmte Kriterien erfüllt. So findet man unter anderem Stipendien für
Zudem richten sich einige Stipendien auch nur an Studenten, die ein bestimmtes Fach studieren oder aus einer bestimmten Region stammen. So unterstützt das Karl-Steinbruch-Stipendium Studenten in Baden-Württemberg, die ein Projekt mit IT- oder Medienbezug planen, ein Jahr lang mit bis zu 830 Euro pro Monat. Freiburger Studenten können sich bei der Dr.-Leo-Ricker-Stiftung und Adelhausenstiftung um ein Stipendium bemühen. Und wer Musikwissenschaften studiert, hat Chancen auf eine Förderung durch die Stiftung des Dirigenten Herbert von Karajan.
Um das für euch passende Stipendium zu finden, solltet ihr euch daher genügend Zeit nehmen und das Angebot an Stipendien durchforsten. Die Seiten Stipendienlotse.de, e-fellows.net und myStipendium.de stellen umfangreiche Datenbanken zur Verfügung, in denen ihr gratis – unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien – nach Förderprogrammen recherchieren könnt. Ihr könnt euch aber selbstverständlich auch an eurer Uni persönlich beraten lassen.
Was macht ein Stipendium so reizvoll? Im Gegensatz zum Bafög oder einem Studienkredit bekommt ihr die private Förderung geschenkt. Außerdem erhaltet ihr im Rahmen eines Stipendiums nicht nur finanzielle Unterstützung. Viele Stiftungen erwarten von ihren Bewerbern besonderes Engagement und bieten ideelle Förderung in Form von Vorträgen, Sprachkursen und Seminaren an und helfen bei der Vermittlung von Praktikaplätzen. Dabei hat man als Stipendiat die Möglichkeit, über den Tellerrand des eigenen Fachs hinauszuschauen und neue Bereiche kennenzulernen. Außerdem profitiert ihr von einem riesigen Netzwerk. Denn Stiftungen veranstalten regelmäßig Treffen mit ehemaligen Stipendiaten. So lassen sich Fürsprecher gewinnen, die ein Turbo für die eigene Karriere sein können. Last but not least macht sich die Erwähnung eines Stipendiums natürlich später im Lebenslauf gut. Denn es zeigt Personalern, dass ihr über ein hohes Maß an Motivation und Einsatzbereitschaft verfügt.
Allerdings habt ihr unter Umständen auch einen hohen Aufwand durch den Besuch von Seminaren und extra Arbeiten. Ein Stipendium bedeutet also auch für die Geförderten eine Verpflichtung.
Die Bewerbung für ein Stipendium ist nicht einfach schnell "nebenher" gemacht. Sie erfordert viel Zeit und Mühe. Die Bewerbung bei den oben genannten Begabtenförderwerken erfolgt in mehreren Runden.
Vor einer Bewerbung um ein Stipendium solltet ihr euch daher informieren, ob ihr auch die Voraussetzungen erfüllt und euch mit den Stiftungszielen tatsächlich identifizieren könnt. Nur um des Geldes willen sollte sich niemand "verbiegen" - das nutzt weder dem Förderer, noch dem Geförderten. Außerdem wirkt die Bewerbung um ein Stipendium meist dann am überzeugendsten, wenn man auch innerlich hinter den Stiftungszielen steht.
Grundsätzlich gelten bei der Bewerbung ähnliche Regeln wie bei "normalen" Bewerbungen im Arbeitsleben. Bestehende Bewerbungsfristen sind natürlich zu beachten, idealerweise bewerbt ihr euch schon zu Beginn eures Studiums für ein Stipendium.
Wichtig ist das Anschreiben, häufig auch Motivationsschreiben genannt, weil es kurz und einleuchtend auf den Punkt bringen soll, warum ihr euch bewerbt und aus welchem Grund gerade ihr gefördert werden solltet. Daher empfiehlt es sich, auf dieses Schreiben besondere Sorgfalt zu verwenden - ohne natürlich die übrigen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Gutachten bzw. Referenzschreiben usw.) zu vernachlässigen.
Hier einige Tipps zur Gestaltung eures Motivationsschreibens:
Ein gut formuliertes und gestaltetes Motivationsschreiben erzielt positive Aufmerksamkeit und ist ein wichtiger Schritt eurer erfolgreichen Bewerbung um ein Stipendium.
Wie ihr einen überzeugenden Lebenslauf für eure Stipendienbewerbung erstellt, egal ob ein tabellarischer oder ausführlicher Lebenslauf verlangt wird, erfahrt ihr hier: Aufbau des Lebenslaufs: So macht ihr es richtig.
Wenn ihr mit euren Bewerbungsunterlagen überzeugen könntet, werdet ihr im nächsten Schritt zu einem Auswahlgespräch eingeladen. Das Auswahlgespräch findet vor einem oder mehreren Kommissionsmitgliedern statt. Der Ablauf ist bei den meisten Begabtenförderungswerken ähnlich.
Er besteht aus folgenden Teilen:
Wie auf ein normales Bewerbungsgespräch für einen Job könnt ihr euch auch auf ein Auswahlgespräch für ein Stipendium gezielt vorbereiten. Achtung: Ihr solltet auf jeden Fall wissen, wann die Stiftung gegründet wurde, wer der Namensgeber war und welche Ziele sie verfolgt.
1. Fangt mit der Suche nach einem Stipendium so früh wie möglich an
2. Sucht nach einem für euch geeigneten Stipendium in bekannten Stipendiendatenbanken.
3. Bewerbt euch nur auf Stipendien, die auch zu euch passen.
4. Verpasst keine Deadlines.
5. Hebt euch durch Personalisierung eurer Bewerbung aus der Masse heraus.
6. Vermeidet formale Fehler in eurer Bewerbung.
7. Verschickt nur vollständige Bewerbungsunterlagen.
8. Sorgt dafür, dass ihr auch in öffentlich zugänglichen Profilen (z. B. Facebook) einen professionellen Eindruck hinterlasst.
9. Sorgt mit einem sympathischen Bewerbungsfoto für einen guten ersten Eindruck bei euren potenziellen Förderern.
10. Vermeidet nervige Nachfragen nach dem Status eurer Bewerbung.