Roter Wecker auf türkisem Hintergrund
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Roter Wecker auf türkisem Hintergrund
Spätes Studium: Was spricht dafür, was dagegen?

Studieren mit über 30?

Für den Traumjob fehlt dir der Uniabschluss und du denkst, dass du schon zu alt bist? Wir zeigen dir, ob sich Studieren mit 30 noch lohnt. Jetzt lesen!

Mit 30 Studieren: Lohnt sich das?

Das Studium gilt für viele als die beste Zeit des Lebens und verspricht – einen erfolgreichen Abschluss vorausgesetzt – einen Karriereschub. Aber gilt das auch für ein Studium mit 30 plus? Oder bist du dann einfach zu alt, um noch auswendig zu lernen, das Studentenleben zu genießen und danach beruflich durchzustarten? Hier das Pro und Contra.

Die Kurzfassung: Ein Überblick

Pro:

  • Du bringst mehr Berufs- und Lebenserfahrung mit, was dir beim Studium nützt.
  • Du bist oft geistig reifer, disziplinierter und motivierter als viele jüngere Kommiliton:innen.
  • Du kannst deine Studienrichtung gezielter und passender auswählen, bist orientierter und triffst seltener Fehlentscheidungen.
  • Du weißt, warum du hier bist: Du zeigst Ehrgeiz, Lernbereitschaft und bist offen für Neues – das wirkt sich positiv auf deine Karriere aus.
  • Du knüpfst neue Kontakte, baust ein Netzwerk auf und kannst dich beruflich weiterentwickeln – auch Richtung Führungsposition.
  • Ein Studium eröffnet dir neue berufliche Möglichkeiten und kann zu größerer Zufriedenheit führen.
  • Du erweiterst deinen Horizont und lernst moderne Ansätze, Theorien und Ideen kennen.

Contra:

  • Du verzichtest auf ein gewohntes (volles) Gehalt, was deinen Lebensstandard senken kann.
  • Finanzielle Förderungen wie BAföG oder studentische Krankenversicherung sind eingeschränkt oder entfallen.
  • Du musst eventuell einen Studienkredit aufnehmen oder nebenbei viel arbeiten, was zu finanzieller Belastung führen kann.
  • Familienthemen wie Kinder, Hausbau oder Altersvorsorge können mit dem Studium kollidieren.
  • Der Altersunterschied zu jüngeren Kommiliton:innen kann die Integration ins Studentenleben erschweren.
  • Im privaten Umfeld stößt deine Entscheidung eventuell auf Unverständnis oder Skepsis.
  • Das Studium dauert mehrere Jahre und kann zu längeren Unterbrechungen im Job führen.
  • Die spätere Jobsuche (z.B. nach sozialwissenschaftlichen Fächern) kann anspruchsvoll und langwierig sein.
Frau mit Hut
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Frau mit Hut

Argumente fürs Studieren mit 30

Wenn du mit 30 studieren willst, hast du wahrscheinlich nicht nur viel Berufserfahrung, sondern auch viel Lebenserfahrung, die dir beim Studium helfen kann. Du bringst die nötige geistige Reife mit, die ein Studium erfordert. Über die Disziplin und Motivation – beziehungsweise deren Abwesenheit – vieler jüngerer Kommilitonen kannst du nur müde lächeln. Durch deine Vorerfahrungen hast du mehr Orientierung und kannst besser einschätzen, welches Studienfach zu dir passt und dir beruflichen Nutzen bringt. Fehlentscheidungen und Fachwechsel werden unwahrscheinlicher.

Wenn du dich aus dem Beruf heraus für ein Studium entscheidest, zeigst du auch, dass du ehrgeizig und lernwillig bist. Ein Neuanfang im Hörsaal kann dich auch glücklicher machen, als du es in deinem bisherigen Beruf bist. Ein Studium erweitert auch deinen Horizont und du lernst neue Ansätze, Ideen und Theorien kennen. Zusätzlich öffnet dir ein akademischer Abschluss berufliche Türen, auch in Führungspositionen. Zudem hast du die Möglichkeit viele deiner Kommilitonen als Teil deines beruflichen Netzwerks aufzunehmen.

Argumente gegen das Studieren mit 30

Wer später ins Studium einsteigt, hat oft schon eine Ausbildung und einige Jahre Berufserfahrung hinter sich. Und damit auch ein volles Gehalt verdient. Ein Vollzeitstudium ist eine Umstellung, die mit Einschränkungen im Lebensstandard einhergehen kann.

Das System der Unterstützung rund um das Studium ist auf jüngere Menschen zugeschnitten, für ältere Studierende entfallen viele finanzielle Hilfen, auch wenn sie Studienanfänger sind. Dazu gehören der Anspruch auf BAföG (plus Erziehungszeiten; beim Masterstudium sind es 35 Jahre) und die vergünstigte studentische Krankenversicherung. Wer keine Ersparnisse hat, muss viel jobben oder einen Studienkredit aufnehmen. Die finanzielle Belastung durch den Kredit muss dann in einer Zeit getragen werden, in der vielleicht Themen wie Kinder oder Hauskauf anstehen oder noch nicht ganz so viel Geld verdient wird. (Wobei vor allem letzteres Problem natürlich auch jüngere Studierende betrifft.)

Die meisten Studierenden kommen direkt von der Schule und sind entsprechend jung. Der Altersunterschied kann bedeuten, dass es schwerer ist, Freunde zu finden und das Studentenleben in vollem Umfang auszukosten. Auch unbedachte Äußerungen über das Alter ("Wenn ich 30 bin, will ich schon fest im Leben stehen") können belastend sein.

Im Familien- und Freundeskreis kann deine Entscheidung für Stirnrunzeln sorgen. Vor allem Eltern und Großeltern wünschen sich oft einen traditionellen Werdegang.

Ein Studium dauert! Einen Master gibt es schon nach etwa zwei Jahren, einen Bachelor in aller Regel erst nach drei bis vier. Wird berufsbegleitend studiert, kann es noch länger dauern. Diese Unterbrechung im Beruf kann zu Problemen führen. Überlege dir überzeugende Argumente, die deutlich machen, inwiefern dich das Studium weitergebracht hat.

Hinweis: Wenn du überlegst, ob es sich lohnt, mit 30 studieren anzufangen, solltest du realistisch sein, wenn es um das Studienfach geht. Wähle ein Fach, das auf deinem bisherigen Werdegang aufbaut oder ein Fach, das auf einen konkreten Beruf hinführt und Zukunft hat. Dann sind deine Berufsaussichten eher positiv. Anders sieht es aus, wenn du dich für ein sozialwissenschaftliches Studium interessierst. Leider dauert die Jobsuche für Absolventen vieler sozialwissenschaftlicher Fächer länger.

Fazit

In einem Beruf zu bleiben, der einen nicht glücklich macht, ist keine Lösung, wenn ein Studium Erfüllung verspricht. Dann kann es sich lohnen, mit 30, Mitte 30 oder noch später zu studieren. Aber: Sprich mit deinen engsten Bezugspersonen über die Veränderungen (Alltag, Finanzen etc.), die ein Studium mit sich bringt und mach dir besonders viele Gedanken über die Finanzierung und die späteren Berufsaussichten

Sei dir bewusst, warum du mit 30 studieren willst und wäge ab, ob die Möglichkeiten den Preis (finanziell und emotional) rechtfertigen kann. Habe Mut! Brüche in der Berufsbiografie sind kein Makel, wenn du sie gut begründen kannst. 

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