Karrieremodelle der Zukunft
T-Shape, Pi-Shape, Pilzkarriere und Second Killing – was sich nach giftigen Pflanzenformen anhört, ist in Wirklichkeit die Beschreibung für Karrieremodelle. Hier erfährst du, was es damit auf sich hat
T-Shape, Pi-Shape, Pilzkarriere und Second Killing – was sich nach giftigen Pflanzenformen anhört, ist in Wirklichkeit die Beschreibung für Karrieremodelle. Hier erfährst du, was es damit auf sich hat
Viele Unternehmen suchen nach Menschen, die ein T-Shape Profil besitzen. Das sind diejenigen, deren Können wie ein T aussieht – der horizontale Balken symbolisiert ein breites Fachwissen bei vielen Themengebieten. Allerdings sind sie in keinem davon ein richtiger Experte, sondern können eher als jemand bezeichnet werden, der Generalist und Spezialist zugleich ist. Der vertikale Balken steht für tiefgreifendes Fachwissen in einem bestimmten Bereich, in dem Kollegen nur schwer mithalten können.
Die Pi-Shaped-Variante ist eine Erweiterung des T-Shape Profils. Das heißt, dass derjenige mit einem Pi-Shaped Profil zusätzlich zu seinem breiten Fachwissen zwei Spezialisierungen vorzuweisen hat, die thematisch allerdings weit voneinander entfernt sind. Statt eines Ts ergibt sich somit ein Pi.
Wer das Wissen eines Generalisten und Spezialisten vereint und ein T-Shaped Profil hat, hat einige Vorteile im Berufsleben. Beispielsweise ist ihm nie langweilig, weil er sich gerne in neue Themen einarbeitet, wissbegierig ist und gerne dazulernt. Außerdem hat er ein breites Wissen, was es Chefs ermöglicht, ihn breit und flexibel einzusetzen. Neue Herausforderungen und Innovationen sind ebenfalls kein Problem, ebenso wenig wie Kommunikation und Austausch intern oder mit Kunden.
Viele Unternehmen suchen nach T-Shaped Mitarbeitern – also einem, der ein bisschen von allem weiß, aber in einer Sache fachlich sehr versiert ist. Das Problem ist: Das T-Profil ist verallgemeinernd und zu einfach gedacht und reduziert Menschen auf einzelne Fähigkeiten. Wir sollten anfangen, in Pi-Shaped Mustern zu denken.
Beispiel: Ein Content Designer findet seinen Weg üblicherweise als Werbetexter, Journalist oder Kommunikationsfachmann. Daher betrachten wir Content Design als Disziplin, die ein tiefes Fachwissen in Bezug auf Schreiben und Inhalte erfordert. Dabei denken wir an ein T – der vertikale Balken steht für die Tiefe der verwandten Fähigkeiten und des Fachwissens in einem einzigen Bereich, in diesem Fall Schreiben, Redaktion und Inhalt. Der horizontale Balken steht für breite, aber oberflächliche Fähigkeiten, die es möglich machen, interdisziplinär zusammenzuarbeiten.
Dies mag zutreffen, jedoch schränkt diese Betrachtung das Verständnis für die Kernkompetenzen ein, die für einen erstklassigen Content-Designer erforderlich sind: Es geht nicht nur darum, Inhalte zu erstellen, sondern auch darum, sie nutzerzentriert und evidenzbasiert zu gestalten. Um ein guter Content-Designer zu sein, muss eine Person in der Lage sein, eine Faktenbasis zu erfassen, zu verstehen, zusammenzufassen, zu analysieren und zu vermitteln – mit anderen Worten, sie muss gestalten können. Die gestalterischen Fähigkeiten eines Content-Designers dürfen nicht oberflächlich oder nur breit gefächert sein. Sie erfordert Fähigkeiten, Kenntnisse, Fachwissen und eine entsprechende Methodik.
Es stimmt zwar, dass ein Content-Designer auch ein Autor sein muss, aber ein guter Content-Designer muss zusätzlich über das nötige Fachwissen verfügen, um:
Das T-Modell hat einige Spezialisten hervorgebracht, die so in Zukunft nicht mehr gefragt sein werden. Denn Fachwissen alleine reicht für die Zukunft nicht mehr – Branchen wandeln sich, das Fachwissen ebenfalls. Viel üblicher wird es daher werden, sich ein zweites Fachgebiet aufzubauen (=Second Killing), das Perspektiven für die Zukunft eröffnet. Diese Skills funktionieren bestenfalls branchenunabhängig oder stellen den Bezug zu einer anderen Branche her.
Auch die Pilzkarriere ist eine Möglichkeit, wie sich das T-Modell ändert: Der Stiel, der das Fachwissen symbolisiert, fällt nun deutlich kürzer aus. Der horizontale Balken, der Pilzkopf, ist jetzt breiter als das Dach des Ts – Softskills und methodisches Wissen sind wichtiger als zuvor. Ob das richtige Mindset statt tiefer Fachkenntnisse alleine ausreicht, bleibt letztlich dennoch Entscheidung der Unternehmen.
Dass sich das Arbeitsleben im Allgemeinen und Karrierewege im Speziellen ändern, ist nicht neu. Mithilfe des T-Shape-, Pi-Shape-, Pilzkarriere- und Second-Killing-Modells können wir besser beschreiben, inwiefern sich Karrierewege ändern. Fakt ist: Der ewige Spezialist ist von gestern, stattdessen sollten wir bei den Skills eines Menschen mehr differenzieren.