Zwischenzeugnis anfordern
Beim Beantragen eines Zwischenzeugnisses sind triftige Gründe wichtig. Wir erklären dir, welche es gibt und welche Vorgehensweise empfehlenswert ist.
Beim Beantragen eines Zwischenzeugnisses sind triftige Gründe wichtig. Wir erklären dir, welche es gibt und welche Vorgehensweise empfehlenswert ist.
Die richtige Vorgehensweise und das passende Einschätzen von Risiken hängen beim Beantragen eines Zwischenzeugnisses stark von deiner Anstellungsart ab. Arbeitest du als Werkstudent:in oder bist du als Vollzeitangestellte:r im Unternehmen tätig? Bei Werkstudent:innen wird eine solche Anfrage meist nicht direkt mit einer Kündigungsabsicht in Verbindung gebracht. Bei Vollzeitangestellten sieht das oft anders aus: Führungskräfte könnten darin ein mögliches Kündigungssignal sehen. In beiden Fällen gilt: Triftige Gründe sind entscheidend, und die Anfrage sollte gut überlegt und angemessen formuliert sein.
Wenn du als Werkstudent:in deine:n Vorgesetzte:n um ein Zwischenzeugnis bittest, ist diese Anfrage im Vergleich zu dauerhaft angestellten Arbeitnehmer:innen in der Regel weniger problematisch. Je nachdem, ob erwartet wird, dass du dem Unternehmen auch nach dem Studium erhalten bleibst, belastet eine mögliche Kündigungsabsicht das Beschäftigungsverhältnis weniger. Anders kann es jedoch aussehen, wenn deine Werkstudent:innentätigkeit mit der Aussicht auf eine spätere Festanstellung als Vollzeitkraft verbunden ist.
Selbst wenn du dem Unternehmen nach deinem Studium treu bleibst, wechselst du möglicherweise in andere Abteilungen oder bekommst neue Vorgesetzte, die dich noch nicht kennen. Auch bei einem solchen internen Wechsel kann ein Zwischenzeugnis nützlich sein. Es liefert deinen zukünftigen Vorgesetzten ein wichtiges Gesamtbild über deine bisherigen Leistungen und Erfahrungen im Betrieb.
Egal, ob du als Student:in mit Nebenjob arbeitest oder Vollzeit-Angestellte:r bist: Vor dem Ende des Arbeitsverhältnisses hast du keinen uneingeschränkten und bedingungslosen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis. Dein:e Arbeitgeber:in kann eine Anfrage aber nur schwer ablehnen, wenn triftige Gründe vorliegen.
Solche Gründe können sein:
Liegen solche Gründe vor, ist es im Allgemeinen sinnvoll, ein Zwischenzeugnis zu beantragen – sowohl für dich als auch im Interesse deiner zukünftigen Karriere.
Wenn deine Entlassung droht, ist das fast immer ein triftiger Grund, ein Zwischenzeugnis anzufordern. Wichtig ist, dass deine Befürchtung plausibel und nachvollziehbar ist. Hat dein:e Arbeitgeber:in beispielsweise einen betriebsbedingten Stellenabbau offiziell angekündigt, sind Zwischenzeugnisse für die anstehende Jobsuche oft unverzichtbar. Auch wenn dir Angebote für Abfindungen oder Aufhebungsverträge vorgelegt werden, ist ein Zwischenzeugnis essenziell.
Wird dein Unternehmen von einem anderen Konzern übernommen, reicht das ebenfalls als Grund, um ein Zwischenzeugnis zu beantragen, denn bei einer Betriebsübernahme ist die Sicherheit vieler Arbeitsplätze oft ungewiss. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, gemeinsam mit Kolleg:innen ein Zeugnis für die gesamte Abteilung anzufordern. Der Vorteil: Die Aufmerksamkeit deiner Vorgesetzten konzentriert sich nicht auf einzelne Personen, und das Anliegen gewinnt als Gruppenvorschlag zusätzlich an Gewicht.
Auch wenn du triftige Gründe für die Beantragung eines Zwischenzeugnisses hast, solltest du mögliche Folgen für deinen Arbeitsalltag sorgfältig bedenken. Vor allem für Berufsanfänger:innen besteht das Risiko, dass deine Anfrage als Hinweis auf einen geplanten Jobwechsel verstanden wird. Wenn dein:e Vorgesetzte:r von einer baldigen Kündigung ausgeht, könnte das die Teamdynamik belasten und dich im schlimmsten Fall intern benachteiligen. Selbst wenn du ein Zwischenzeugnis bekommst, prüfe daher gut, wie die Bewertung im Arbeitszeugnis bzw. Zwischenzeugnis ausfällt. Bekommst du ungerechtfertigterweise ein schlechtes Arbeitszeugnis ausgestellt, kannst du es möglicherweise anwaltlich anfechten.
Wichtig: Solltest du versuchen, deine wahren Absichten zu verschleiern und dabei auffliegen, zieht das oft größere Probleme nach sich. Ehrlichkeit ist daher fast immer der bessere Weg, wenn du nach Gründen gefragt wirst. Unglaubwürdige Ausreden können deine Glaubwürdigkeit im Team und bei Vorgesetzten nachhaltig beschädigen.
Manche Arbeitgeber zeigen Verständnis für deine Karrierepläne und erkennen, dass du ein Zwischenzeugnis benötigst, um deine Optionen auszuloten. Wenn du durch überdurchschnittliche Leistungen überzeugst und für das Unternehmen unverzichtbar bist, könnte deine Anfrage sogar positive Konsequenzen haben. Der Betrieb könnte Maßnahmen ergreifen, um dich zu halten – wie Gehaltserhöhungen oder Beförderungen.
Ob eine Zwischenzeugnis-Anfrage nachteilig, unproblematisch oder vorteilhaft ist, hängt immer von deiner persönlichen Situation und der Unternehmenskultur ab. Überlege also gut, wie und wann du dieses Anliegen ansprichst.
Als Werkstudent:in bringt die Anfrage nach einem Zwischenzeugnis in der Regel kaum Risiken mit sich. Für Vollzeit-Angestellte ist die Situation jedoch sensibler, da Vorgesetzte darin oft ein Signal für einen möglichen Jobwechsel sehen, was zu Konsequenzen im Arbeitsalltag führen kann. Wenn du jedoch triftige Gründe vorweisen kannst und deinen Wunsch mit Bedacht sowie in einem respektvollen Umgangston äußerst, lässt sich fast immer eine passende Lösung finden.